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Es waren zwei Königskinder…

MOZARTWOCHE / ALFONSO UND ESTRELLA

25/01/15 … die hatten einander so lieb. Und weil sich in Schuberts „Alfonso und Estrella“ weit und breit kein tiefes Wasser als Hindernis auftut (höchstens ein bisserl Hochgebirge), kommen die beiden fast konfliktlos zusammen. Und die Altvorderen verzichten liebend gerne auf die Krone.

Von Reinhard Kriechbaum

Schuberts Librettist Franz von Schober ging nach einem Rezept vor, das sich heutzutage für Nachmittags-Soaps bewährt: Schaffe ein Nicht-Problem und löse es umgehend. Alfonso und Estrella lieben einander auf den ersten Blick, und dabei bleibt es. Der „grausame Tyrann“, von dem zu Beginn der ersten Akts erzählt wird, ist vor allem rührend besorgter Vater der Estrella. Das Kriegführen überlässt er seinem Haudegen Adolfo, dem es nicht an wackerem Mut, wohl aber an solider Pionier-Ausbildung mangelt. In jenem Bergtal, von wo aus er die Meuterei gegen seinen König anzettelt, setzt ihn der juvenile Alfonso mit ein paar Jägern mit leichter Hand schachmatt. Die beiden Väter der jungen Liebenden, von denen der eine (Mauregato) den anderen (Froila) einst um die Königswürde gebracht hat, haben null Bock auf Regieren, und so löst sich alles mit einigem gekünstelten Musik-Rumor rasch auf in großzügiges Verzeihen und Abdanken. Fine dell’opera.

Die Geschichte hat längst ihr gnadenloses Urteil gesprochen, auch über „Alfonso und Estrella“. Viel schöne Musik – aber für die Opernbühne leider untauglich. Eigentlich auch untauglich für eine (leicht eingestrichene) konzertante Aufführung, wie sie am Freitag (23.1.) im Haus für Mozart durchaus gespaltene Gefühle hinterließ: Gerade die musikdramatische Naivität Schuberts ist es, die einem die Sache letztlich verleidet. Der Meister des Liedes und der (heute weit unter seinem Wert gehandelte) Meister der Chormusik – er hat sich den Text mit geradezu kindischer Gefühls-Euphorie entlang gehantelt. Kommt nun ein Dirigenten-Kapazunder wie Antonello Manacorda und setzt noch beständig eins drauf, dann hört man nachgerade das „Blobb“ der nach und nach platzenden Bedeutungs-Blasen.

Zurückhaltung ist dieses Dirigenten Sache nicht. Er hatte zwar das Mozarteumorchester und den Salzburger Bachchor handwerklich voll im Griff. Was den Ausdruck anlangt, kennt Manacorda keinen Halt. So viel wohlmeinende dramatische Offensive verträgt „Alfonso und Estrella“ nicht mal in jenen Szenen, da die Mannen ihre Säbel wetzen.

So war letztlich das Sängerensemble auch mehrheitlich am oberen dynamischen Level gefordert. Toby Spence ist allemal ein in der Diktion präziser, licht-umflorter tenoraler Strahlemann. Da wurde man gewahr, wie eindimensional diese Figur eigentlich angelegt ist. Mojca Erdmann hätte aus der Rolle der Estrella durchaus mehr herausholen können, doch ihre Differenzierungsmöglichkeiten halten mit dem manierierten Gehabe bei weitem nicht mit. Alastair Miles ist ein seit Jahrzehnten bewährter Bösewicht. Wenn er, weil er Estralla nicht bekommt, auf Rache am König sinnt, dann kann einem Angst und Bang werden. Michael Nagy (Mauregato) und Markus Werba (Froila) haben den älteren Herren ihre juvenilen Stimmen gegeben. Schließlich waren da noch noch Benjamin Hulett und Mayumi Sawada als Stichwortbringer (Jüngling, Mädchen).

Das wäre also alles emotional haarscharf an der Grenze zur musikalischen Karikatur gelaufen, hätte nicht der Salzburger Bachchor viel Akkuratesse eingebracht. Der Chor ist reichlich beschäftigt in diesem Stück.

Im Hörfunk am 7. Februar um 19.30 Uhr in Ö1
Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

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