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Auf das Pferd gekommen

MOZARTWOCHE / BARTABAS IMPROVISATION / FELSENREITSCHULE

25/01/15 Die Veranstaltung gilt als ausverkauft, allerdings füllen die überschaubaren Massen die frei wählbaren Plätze in der Felsenreitschule eher schütter, weil der Veranstalter das Kontingent auf 600 reduziert hat. Dazu wirkt das Ganze etwas nach Familienprogramm, wenn das leger gekleidete Publikum die Generationen vom Dreikäsehoch bis zur Uroma umspannt.

Von Erhard Petzel

Das weckt Erwartung auf die Magie eines abgehobenen Zirkus auf dem Klanghintergrund des spätbarocken Großmeisters Johann Sebastian Bach. Und dieser Erwartung wird entsprochen, wenn aus des Raumes Dunkel Jérôme Pernoos Celloklang wallt, wenn der Musiker in der Mittelarkade sodann vom Licht geflutet wird - in welchem er den Rest der etwa dreiviertelstündigen Veranstaltung schwelgt.

Und dann der Rote Reiter Bartabas auf dem Rücken seines Pferdes Le Caravage…

Es ist ein Hohelied auf das mächtige Tier, das den Unbedarften mit der Wucht seiner Grazilität verblüfft. Besonders in diesem Rahmen trifft keulenhaft der Erkenntnisschlag, welch ungeheuren Zauber diese faszinierenden Tiere auf unsere Vorfahren ausgeübt haben mussten. Die kleinen Kinder haben an diesem Vormittag vermutlich mehr über Erzbischöfe aufgefasst als unsereins mit seinem Museumszugang.

Vor allem bei Ausleuchtung durch die Scheinwerfer an den Bühnenrändern zeigt sich das komplexe Muskelspiel bei den schwierigen Figuren. Insgesamt ist die Lichtregie allerdings etwas unverständlich und unbefriedigend, vor allem für eine lange Zeit nach dem Beginn, wenn ständig auf- und abgedimmt wird und die Bühnensicht so verdunkelt ist, dass die Bewegung von Pferd und Reiter oft nur mehr erahnt werden kann.

Unverständlich deshalb, weil ja nicht der Zustand eines Zirkus gegeben ist, wo aus dem Nichts des Dunkels die Aktion im Licht gezeigt würde, sondern die Bewegungen im Raum auslaufen, sich aufbauen und von spektakulären Figuren in anmutigen Fluss münden. Das eigenverantwortete Narrativ des Beobachters wird da empfindlich gestört, wenn ihm die Sicht auf die große Linie entzogen wird.

Denn offensichtlich ist, dass der Musiker mit seinem Spiel punktet und das Tier mit seiner Bewegung, die nicht eigentlich Tanz ist. Beide machen ihr Ding, das der Reiter zu koordinieren sucht, wobei ihm Momente völliger Übereinstimmung gelingen. Da ist es freilich geschickt, den Eigenwert des Tieres in den Vordergrund zu rücken. Am Schluss darf es sich, von Sattel und Zaumzeug befreit, genüsslich zum Präludium der ersten Cellosuite von Bach im Staub der Bühne wälzen und die Anspannung des Auftritts rausschnauben.

Bild: ISM / A. Poupel

 

 

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