Kontroverse und Konversation
MOZARTWOCHE / SINFONIEORCHESTER DER UNIVERSITÄT MOZARTEUM
16/01/15 Die Ehre, nach der szenischen Eröffnung mit Pferdeballett am ersten Vormittag der Mozartwoche das erste Konzert zu spielen, hat das Sinfonieorchester der Universität Mozarteum. Unter der Leitung von Ainars Rubikis und Dirigier-Preisträgern erklingen in reizvoller Dramaturgie Werke von Schuber, Elliott Carter und Mozart.
Von Heidemarie Klabacher
Auf dem Programm stehen gleich zwei Österreichische Carter-Erstaufführungen: „Dialogues II“ für Klavier und Kammerorchester aus dem Jahr 2012 und das ein wenig ältere „Two Controversies and a Conversation“ für Klavier, Schlagzeug und Kammerorchester aus 2010/11. Die Satzfolge lautet controversy I - controversy II – conversation. Wenn nur alle menschlichen Konflikte und Kontroversen in einer Konversation ihr Ende fänden.
Der Vergleich von Elliott Carters Musik mit Mozart komme nicht von ungefähr, schreibt Rainer Lepuschitz im Almanach der Mozartwoche: „Elliott Carters Klassizismus erschließt sich dem Hörer in einer nie versiegenden melodischen Klarheit und in erfrischender Unmittelbarkeit des Ausdrucks.“ Carters Musik sei stets für überraschende Wendungen, vitale Entwicklungen und ,szenisch‘ anmutende Verläufe gut. „Seine vollkommen frei über das harmonische, melodische und rhythmische Reservoire verfügende Tonsprache hat immer etwas zu erzählen und hält durch unvorhergesehene Wendungen die Spannung aufrecht. In den musikalischen Gestalten erkennt man Individuen, die sich miteinander befassen, aufeinander reagieren und dennoch ihre Individualität behalten. In Carters kommunikativer Tonsprache werden viele Dialoge geführt.“
Das kling wie komponiert für einen Veranstalter, der mit „Dialogen“ eine eigene Festival-Schiene fährt.
Zwei Werke Carters heißen „Dialogues“. Das Sinfonieorchester der Universität Mozarteum spielt unter der Leitung von Ainars Rubikis bei seiner Mozartwochen-Matinee am 23. Jänner im Großen Saal die „Dialogues II für Klavier und Kammerorchester. Dieses Stück schrieb Elliott Carter, der, so Lepuschitz im Almanach, „gerne kompositorische Glückwünsche überbrachte, zum 70. Geburtstag von Daniel Barenboim, der das Werk im Oktober 2012, elf tage vor dem Tod des Komponisten, in der Mailänder Scala uraufführte“.
Zunächst präsentierte sich das Klavier mit „seinem ersten Statement als starke Gestalt und Persönlichkeit“, danach komme „auch die andere Seite, das Orchester, zu Wort“. Das zweite Carter-Stück im Konzert des Sinfonieorchester der Universität Mozarteum ist „Two Controversies and a Conversation“ für Klavier, Schlagzeug und Kammerorchester aus 2010/11: „Nach der Uraufführung von ‚Conversation’ 2010 beim Aldeburgh Festival schlug der Dirigent und Komponist Oliver Knussen eine Erweiterung des Werkes vor“, heißt es im Almanach. „2011 fügte Carter zwei Teile hinzu, Two Controversies, die er der Konversation voranstellte. In Conversation verwickelte Carter das Soloklavier und das Ton angebende Perkussionsinstrument Marimbaphon in eine Kette von Äußerungen.“ Wie in einem Ritual löse dabei eine Äußerung des einen Gesprächspartners eine Außerung des anderen aus - und so fort. „Die kleinteiligen, manchmal filigranen Passagen von Klavier und Marimbaphon werden regelmäßig durch Gongschläge unterbrochen, wodurch der rituelle Charakter betont wird: Die Konversation gleichsam als gemeinsame Meditation. Man darf sich darauf freuen, wie die jungen Leute des Sinfonieorchesters der Universität Mozarteum damit umgehen werden.
Eröffnet wird das Konzert mit Schuberts „Rosamunden Ouvertüre“, zum Abschluss der Matinee erklingt Mozarts Symphonie D-Dur KV 385 „Haffner“.