asdf
 

Holzbläser hätte man sein wollen

MOZARTWOCHE / KAMMERORCHESTER BASEL

04/02/24 Da hätte Mozart vermutlich verdutzt geschaut und sich gewundert, was das für Wirkung tut: Da griff nämlich Giovanni Antonini im im zweiten Menuett plötzlich zur Blockflöte. Solch ungewohnter Klang lässt schon aufhorchen, noch bevor bald drauf das Posthorn einsetzt, das der Serenade D-Dur KV 320 den Namen gibt.

Von Reinhard Kriechbaum

Giovanni Antonini war in der Matinee des Kammerorchesters Basel am Samstag (3.2.) freilich als Dirigent gefragt, aber schon zu Beginn des Konzerts wurde man daran erinnert, dass er ja seine Karriere mit dem Ensemble Il Giardino Armonico als brillanter Blockflötist gestartet hat. Vivaldis Konzert La tempesta di mare diente da als „Einstiegsdroge“ in ein damals neues, aufgeheiztes Stadium der Klangrednerei. Auch in Antonio Salieris Ouvertüre zu Cesare in Farmacusa, komponiert 1800, hebt ein respektabler Seesturm an. Antonini hat dafür mit dem Kammerorchester Basel erwartungsgemäß Böen in gewaltiger Stärke entfacht. Man hat unwillkürlich als Zuhörer den Kopf eingezogen und ihn auch beim leisen Ausklang der Ouvertüre nur zaghaft wieder hochgestreckt: Antoninil ieß die Luft da immer noch beinah gefährlich vibrieren...

Eine weitere Opernouvertüre von Antonio Salieri war angesagt, zu La grotta di Trofonio. Das war angeblich die erfolgreichste von Salieris insgesamt 41 Opern. Nach all dem, was man bisher bei der Mozartwoche von ihm gehört hat: Vielleicht wäre eine Salieri-Woche keine schlechte Idee, auch mit der einen oder anderen szenischen Produktion? Wie aus der melodisch zwar eher geradlinigen La grotta di Trofonio-Ouverture die Holzbläser launig perlen, lässt an Haydns symphonischen Erfindungsgeist denken.

Ja, Holzbläser! Ein solcher hätte man zu dieser Mittagsstunde sein wollen, so liebevoll und aufmerksam hat Giovanni Antonini in der Posthorn-Serenade diese Instrumentengruppe geführt und Flöten, Oboen und Fagotte nicht nur aus dem „Concertante“ überschriebenen Satz hervorglänzen lassen. Ganz fein beispielsweise, wie im Andantino das abgründige Streicher-Sfumato durchs akkurat „nachschlagende“ Holz eine positive Aufhellung erfuhr.

Sabine Meyer mit Mozarts Klarinettenkonzert ist sowieso eine Instanz für sich. Eine „Romantikerin“, wenn man so will, die in diesem stilkundigen Originalklang-Umfeld an Grenzen geht, aber nicht übertreibt. Da und dort eine kleine Verlangsamung, ein subtiles Herausheben melodischer „Bäuche“, mehr angedeutet als ausgespielt, immer akkurat abgestimmt zum konzis-bündig artikulierenden Orchester. Man glaubt's fast nicht, was an kleinen, leisen und doch nachhaltigen Dialog-Optionen im finalen Rondo steckt. Danach passte es perfekt, dass Sabine Meyer mit den Stimmführern des Kammerorchesters Basel noch das Menuett aus dem Klarinettenquintett als Zugabe hat hören lassen. Das ist musikalische Gesprächskultur.

Hörfunkübertragung am 24. Februar, 15.05 Uhr, Ö1
Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014