Bier und Champagner
MOZARTWOCHE / BABORÀK-ENSEMBLE
30/01/24 „15 Jausen“ schrieb Wolfgang Amadé Mozart in die Particell-Skizze seines Rondos für Horn und Streichquartett KV 514. Schon vorher hatte man sich bei diesem kulinarischen Konzertabend des Baborák-Ensembles dabei ertappt, große Lust auf ein Glas echten Budweiser Biers vom Fass zu verspüren. Und die Komponisten der unterhaltsamen Stücke hätten da sicher nichts dagegen gehabt.
Von Gottfried Franz Kasparek
Der tschechische Meisterhornist Radek Baborák musiziert mit Landsleuten. Milan Al-Ashab und Martina Bačová spielen Geige, Karel Untermüller Viola, Hana Baboráková Cello und David Pavelka Kontrabass. Mit diesem von allerbester Laune erfüllten Ensemble voll böhmischem Musikantentum kann man nur Freude haben. Die Musik des Abends, so virtuos sie sein mag, entspricht noch dazu exakt der Mahnung Leopold Mozarts an seinen Sohn, „das populare“ nicht zu vergessen. Sie ist Popularmusik der Klassik, mit Geist und Empfindung gemacht und ohne tiefere Bedeutung.
Mozarts ansehnliches Oeuvre für Horn entstand ja großteils für den Wiener Hornisten Joseph Leitgeb, der ein grandioser Musiker, aber auch ein williges Opfer der Späße seiner Freunde mit Wolfgang Amadé an der Spitze war. Radek Baborák wendet sich auch gerne, mit Humor und herrlich „böhmakelnd“, ans Publikum. Technische Perfektion am Instrument ist bei ihm und seiner Gruppe immer mit hör- und sichtbarer Lebensfreude und Schalk verbunden, was sich so manche klassische Formation zum Vorbild nehmen könnte.
Also erklingt zunächst Mozarts Es-Dur-Hornkonzert KV 495 mit Kadenzen des Solisten, die mit ihrer dissonanten Würze den Komponisten begeistert hätten. (Wer weiß, was Leitgeb damals gespielt hat?) Im schwelgerischen Andante cantabile zeigt Baborák aber auch, wie schön er am Horn quasi singen kann. Darauf folgt ein langes, aber kurzweiliges Quintett für Horn, Streichquartett und Kontrabass von jenem Prager Anton Reicha, Jahrgangskollege Beethovens, der in Frankreich zum Meister der Bläserquartette und zum hochgeachteten Kompositionslehrer wurde. Dieses Stück von ca. 1825 ist klassisch geformt und durchflutet von früher Romantik, melodisch einprägsam und dankbar für das Ensemble, vor allen für den Hornsolisten. Dem Wahlpariser Reicha ist es gelungen, das böhmische Idiom mit prickelnder Champagnerlaune zu verbinden.
Nach der Pause sorgen dann zwei pastose Sätze aus Michael Haydns nettem Hornkonzert in D-Dur für gepflegte Einstimmung, ehe das schon erwähnte, von Franz Xaver Süßmayr vervollständigte Rondo aus Mozarts Todesjahr mit Verve mitreißt. Das Hornquintett Es-Dur KV 407 ist ein verkapptes Hornkonzert, übrigens vielleicht das stärkste von allen. Nach dem fulminanten Finale jubelte das Publikum so ausgiebig, dass Meister Baborák mit seinem Ensemble noch zwei weitere köstliche Mozart-Schmankerln in eigener Version zum Besten gab.
Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher