Perfekte Unterhaltungsmusik
MOZARTWOCHE / CAMERATA / LELEUX
29/01/24 Den Oboisten François Leleux und den Flötisten Emmanuel Pahud in einem Konzertstück zu erleben, dies ist schon was Besonderes. Es gibt in der Tat ein solches von Antonio Salieri. Davor und danach erfreute die Camerata Salzburg mit mehr als gediegenem Mozart und der Meister der Oboe zeigte sich wieder einmal als animierender Dirigent.
Von Gottfried Franz Kasparek
Auf eine energisch und mit frischem Schwung musizierte Zauberflöten-Ouvertüre folgten am Sonntagabend (28.1.) entgegen der Liste im Programmheft, zunächst zwei kleine Virtuosenstücke Wolfgang Amadès, der bekanntlich die Flöte gar nicht liebte und dennoch schöne Musik für sie schrieb. Emmanuel Pahud widmete sich mit Hingabe und Brillanz den balsamischen Tönen des Andante-Satzes KV 315 und den freudigen Klängen des hurtigen Rondos KV 373, also zwei wahren „Hits“ von damals, perfekter Unterhaltungsmusik in C-Dur.
In diesem Fach war freilich auch der erst 24jährige, eben in Wien gelandete Antonio Salieri ein Meister eigener Art. Anno 1774 war die barocke Form noch sehr dominant und in Sachen melodischer Erfindung sind Vergleiche mit Mozart ohnehin unfair. Aber der junge Mann aus Venetien verstand sich bestens auf musikalischen Witz. Der erste Satz des ebenfalls in C-Dur stehenden Konzerts für Flöte, Oboe und Orchester, Allegro spiritoso, beginnt mit einem pointierten, gleichsam quakenden Kurzmotiv der Soloinstrumente, auf welches das Orchester lapidar antwortet – ein leises Lachen im Publikum bewirkender Effekt, der sich wie ein „running gag“ durch den ganzen Satz zieht und eher an Joseph Haydn erinnert als an Mozart.
Im folgenden Largo beweist Salieri, dass er auch ernstere Töne anschlagen kann und lässt die Solisten allerhand nachdenkliche Dialoge führen, zu denen auch das Orchester etwas Substanzielles beisteuern darf. Am Ende steht ein vitales und gebührend virtuoses Rondo. Und so gab es viel Begeisterung für die famosen Interpreten und für einen doch sehr unterschätzten Komponisten. Die Solisten bedankten sich dafür mit einer humorvollen Zauberflöte-Paraphrase für Flöte und Oboe, damit einen Bogen über den ersten Teil des vergnüglichen Abends schließend.
Nach der Pause erklang die Prager Symphonie, die in dieser Mozartwoche gleich zweimal vorkommt, nämlich auch noch am 31. Jänner in der Matinee des Akademieorchesters der Universität Mozarteum. Dabei gibt es eine ganze Reihe selten gespielter Symphonien Mozarts, die im ewigen Wiederholen der immer gleichen „Publikumsschlager“ zu verschwinden drohen.
Nun gut, man konnte diesmal genießen, mit welch sympathischer Mischung aus Ernst und Heiterkeit François Leleux die von ihm merkbar begeisterte Camerata zu lebhaft akzentuiertem Spiel motivierte. Zwischen den dramatisch geschärften Ecksätzen war das Andante ein Höhepunkt des Abends, da es wundersam beseelt und weit atmend musiziert wurde. Der Geist Sándor Véghs schwebte ein wenig durch den Großen Saal des Mozarteums. Großer Jubel am Ende eines hochkarätigen Konzerts.
Bilder: Stiftung Mozarteum / Wolfgang Lienbacher