Immer wieder neu und mitreißend
MOZARTWOCHE / CAPPELLA ANDREA BARCA / SCHIFF
28/01/24 András Schiff gehört zur Mozartwoche, wie kein anderer Künstler. Müsste es auf einen Punkt gebracht werden, wäre zu sagen: Sir András Schiff und die Cappella Andrea Barca SIND die Mozartwoche.
Von Heidemarie Klabacher
Seit 1985 tritt András Schiff regelmäßig bei der Mozartwoche auf. 2012 wurde ihm die Goldene Mozart-Medaille der Internationalen Stiftung Mozarteum verliehen. Die Konzerte von András Schiff mit der Cappella Andrea Barca sind das Herzstück der Mozartwoche. Dabei ist steife Traditionsverehrung weit außen vor. Denn die Mozart-Interpretation von Sir András, als Pianist und als Dirigent, ist immer wieder spannend, lebendig, erhellend und überraschend modern. An Mozarts Geburtstag, dem 27. Jänner, war es wieder soweit. Die erste der beiden Matineen der Cappella Andrea Barca unter der Leitung von András Schiff stand auf dem Programm. Die Klavierkonzerte A-Dur KV 488 und B-Dur KV 595 nahmen die Sinfonie g-Moll KV 550 in die Mitte.
Der vergleichsweise kraftvolle Zugriff auf KV 488, der nur in dem wundersamen Adagio mit seinem wiegenden Sicilliano-Duktus ein wenig gelockert worden war, bekam nach der überwältigenden Interpretation der „Großen g-Moll“ seine Schlüssigkeit. András Schiff erwies sich einmal mehr als Mozart-Dirigent von Einsicht und Größe.
Vom ersten flimmernden Einstieg der Streicher an entfaltete er das legendäre Werk auf einen großen Spannungsbogen, auf welchem der Kampf zwischen Dunkel und Licht sich entfaltete, auf dem wundersamer Bläsergesang und bockiges Stampfen organisch ineinander griffen, auf dem das rasante Tempo des Finales nicht nur hurtig daherkam, sondern drängend und eindringlich.
Ziel schien tatsächlich das nächste Stück zu sein, in dem die aufgebaute Spannung sich löste und befriedete: Die Wiedergabe des Klavierkonzerts B-Dur KV 595 wurde zu einem weiteren Triumph für András Schiff als Dirigent und Solist. Die Interaktion Schiffs mit dem Orchester basiert auf einsichtsvollster Werkkenntnis und stupender Dialogfähigkeit. Jeder Einsatz gelingt delikat, jedes Miteinander basiert auf einem gemeinsamen Atem. Wäre Mozarts Geburtstag im Jahre 2024 nicht ohnehin ein strahlender Wintertag gewesen – spätestens mit dem dritten Satz basierend auf dem Lied Komm lieber Mai und mache die Bäume wieder grün, wäre der Frühling gekommen. Ein Geschenk!