Von Alpha bis Omega
MOZARTWOCHE / MOZARTEUMORCHESTER / GONZÁLES-MONJAS
25/01/24 Zwölf Tage lang hat der Genius loci seine Vaterstadt wieder fest im Griff. Nur recht und billig, dass das Mozarteumorchester am Mittwoch (24.1.) im Großen Saal des Mozarteums den Auftaktabend gestaltete, beflügelt vom zukünftigen Chefdirigenten Roberto Gonzáles-Monjas. Ihm zur Seite Mozart-Botschafter und Intendant Rolando Villazón als Sänger und Conferencier.
Von Horst Reischenböck
Zur Umrahmung wurde der instrumentale Bogen von Mozarts offiziellem sinfonischen Erstling bis zur finalen Jupiter-Sinfonie gespannt, die beide ja mit dem von Wolfgang übrigens auch in anderen Kompositionen benutzten Vier-Ton-Motiv thematisch aufeinander bezogen sind.
Kaum zu glauben, aber es wird wohl so sein: Abgesehen von der Gesamteinspielung, an der einzelne heute noch aktive Instrumentalisten beteiligt gewesen sein dürften, wurde die Es-Dur-Sinfonie KV 16 vom Mozarteumorchester hier in Salzburg noch nie öffentlich musiziert! Auch in vergangenen Mozartwochen ist dieses Stück noch nie zu hören gewesen – soweit es sich im Nachhinein noch feststellen lässt.
Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über: Rolando Villazón ließ mit überschwänglichem Wortschwall seiner Begeisterung freien Lauf, die das Mozarteumorchester unter Gonzáles-Monjas Taktstock darauf exzellent umsetzte. Garniert durch die perfekt geblasenen Inventionshörner.
Vater Leopolds Aufzeichnungen „alles desjenigen, was dieser 12 Knab seit seinem 7ten Jahre Componiert“ zufolge, sollten es „15 Italiänische Arien, theils in London“ entstanden gewesen sein. Erhalten blieb nur Va, dal furor portata KV 21, von der auch nicht bewiesen ist, für wen sie entstand und ob sie überhaupt 1765 gesungen wurde. Für Rolando Villazón ein ideales Vehikel, um jugendlich ungestümen Zorn auszudrücken.
Von der ersten Tenor-Arie dann zu Wolfgangs letzter, nämlich Se all‘impero, amici Dei aus La clemenza di Tito KV 621, die Villazón voll imperialem Gestus vom Podium her in den Raum schmetterte. Im eher verinnerlicht reflektierenden Mittelteil vor dem da capo dynamisch aber eine Spur zu wenig differenziert zurück genommen. Komödiantisches Talent, mit dem er auch das Auditorium begeisterte, verströmte Villazón in der Zugabe: Der zu Salzburg wohl für eine gastierende Truppe als Einlage in Niccolo Piccinis Opera buffa L‘Astratto ovvero Il giocatore fortunato geschaffen prahlerischen Arie Con ossequio, con rispetto KV 210.
Ein paar Jahre lang waren in der Mozartwoche ja ausschließlich Werke des Genius loci zu hören, nun setzt Villazón wieder auch Werke von Zeitgenossen aufs Programm, heuer von Antonio Salieri – unter dem Aspekt, ihm, der nie Mozarts Gegenspieler war, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Ganz im Gegenteil: Sie befruchteten einander nachweislich, ja komponierten sogar einmal zusammen! Zum Auftakt widmeten sich Gonzáles-Monjas und sein Orchester der Sinfonia Il giorno onomastico. Beweis für Salieris Kunst der Instrumentierung, etwa im seidenweichen Streicher-Sordino des Larghetto oder im zauberhaft musizierten Trio von Flöte, Oboe und Fagott. Das Finale mit seinem Gassenhauer-Refrain endet fast übermütig voller humoriger Überraschungen, wie man sie Joseph Haydn zutrauen würde.
Nach der Pause dann als bekrönender Schlusspunkt Mozarts sinfonisches Opus summum, die Jupiter-Sinfonie KV 551 im Strahlenglanz ventilloser Naturtrompeten. Schon von den ersten Tutti-Schlägen an hat Roberto González-Monjas scharf die maskulinen und feministischen Kontraste akzentuiert.