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Ein Temperamentsbündel am Pult

MOZARTWOCHE / MOZARTEUMORCHESTER / GEMMA NEW

06/02/23 Wie das Eröffnungskonzert, war auch das Abschlusskonzert des Musikfests für den Genius loci dem Mozarteumorchester anvertraut. Diesmal stand die Dirigentin Gemma New am Pult, ihr zur Seite der Pianist Robert Levin und die Mezzosopranistin Maria Kataeva.

Von Horst Reischenböck

Heuer gab`s ja manche Doublette im Programm, so hörte man am Sonntag (5.2.) im Großen Saal des Mozarteums auch wieder Wolfgang Amadés G-Dur-Ohrwurm Eine kleine Nachtmusik KV 525. Nach dem etwas merkwürdigen Ansatz von Jordi Savall mit Le Concert des Nations nun gleichsam eine „Korrektur“ auf herkömmlichen Instrumenten, großbesetzt „normal“, so wie es einem Ensemble, für das Mozart zum täglichen Brot gehört, eben ansteht. Das hätten sie ohne Anleitung auch gut hingekriegt, aber die 37jährige Neuseeländerin Gemma New nutzte die Gunst der Stunde ihres Salzburg-Debüts und kitzelte engagiert aus dem Mozarteumorchester manches Detail der Binnenstimmen.

Danach legte sie im düsteren c-moll-Klavierkonzert KV 491 die dunkle Folie für Robert Levin. Dieser Mozart-Spezialist ist längst auch anerkannte Autorität im Vervollständigen etlicher dessen unfertig hinterlassener Kompositionen. Als Pianist mit Wolfgangs eigenem Flügel hinlänglich vertraut, verfolgte er auch am Steinway ähnliche Gestaltungsideen und schöpfte doch die ganz anderen dynamischen Möglichkeiten subtil aus.

So spielte Levin beispielsweise in historisch fundierter Tradition von Anbeginn an die Basslinie im Tutti mit, was dieser zusätzliche Farbe verlieh. Er steuerte auch, da es vom Komponisten keine eigenen Kadenz zum ersten Satz gibt, im Geiste Mozarts samt damals üblicher Eingänge bei. Auf welche der von Mozart für die dritte seiner energischen Variationen im Finale angebotenen drei Möglichkeiten Levins Wahl fiel, hat das Programmheft nicht verraten.

Zur Stimmungsaufhellung lieferte Robert Levin als Zugabe das Andante cantabile der Sonate C-Dur KV 300h (330), dem er improvisierend bei jeder Themenwiederholung verzierende Glanzlichter aufsetzte.

Der Genuss wäre ungetrübt gewesen, hätten manche Jugendliche simple Benimmregeln befolgt. Doch wenn der das Konzert moderierende Intendant selbst das Parkett mit einer großen Wasserflasche betritt, wundert Trinken während Musik gar nicht. Und das Handy ist bei den jungen Leuten sowieso immer eingeschaltet.

In den kommenden Jahren plant Rolando Villazón zur Mozartwoche auch das kompositorische Umfeld zu beleuchten. Einen Vorgeschmack darauf lieferte nach der Pause quasi eine Ehrenrettung für Antonio Salieri, beginnend mit der Ouvertüre zu Les Danaides. Ein grausiges Sujet, zuletzt massakrieren auf Wunsch des Vaters 49 seiner Töchter in der Hochzeitsnacht ihre eben erst angetrauten Gatten. Salieri fand in der Ouvertüre weit in die Zukunft vorausweisende erschreckend dissonante Töne, perfekt mit den eng mensurierten Posaunen, Naturtrompeten und Inventionshörnern geblasen.

Danach präsentierte die Russin Maria Kataeva ihre vorzüglichen stimmlichen Qualitäten in Escomi più che mai – Amor, pietoso Amore aus Salieris weit weniger erfolgreicher Oper Il ricco d’un giorno und machte als Giacinta in La finta semplice KV 51 Mozarts frühes Können als Musikdramatiker deutlich.

Den Bogen führte sie weiter zu La clemenza di Tito KV 621 mit Sestos Arie Parto, ma tu ben mio. Es war die absolute Krönung von Kataevas Auftritt, wie ausdrucksstark, gefühlvoll ihr Mezzo mit den von Soloklarinettist Ferdinand Steiner grandios hingehauchten Tönen übereinstimmte.

Das Ende dieser Opernstunde bildeten Chaconne und Pas seul der Ballettmusik zu Idomeneo KV 367. In ihr zitiert Wolfgang hörbar Glucks Anhängsel zu dessen Orfeo – dort im 3/4-Takt, bei ihm dieselben Noten in vier Vierteln: Er hat mitnichten „gestohlen“, sondern sich einfach nur daran erinnert.

Gemma New ist ein Temperamentsbündel. Sie heizte diese Ballettmusik mit dem ihr willigst folgenden Mozarteumorchester so wirkungsvoll und dramatisch auf, wie wohl nur auf dem Konzertpodium möglich - zu diesen Tempi könnte man kaum mehr tanzen. Ein bejubelter Schlusspunkt.

Hörfunkübertragung am 23 Februar, 19.30, Uhr Ö1
Bild: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

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