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Schreier im Wintermantel

MOZARTWOCHE / COE / OROZCO-ESTRADA

03/02/23 „Zahlenmäßg“ ist das Chamber Orchestra of Europe an der Obergrenze von „Kammerorchester“ angesiedelt. Die Lautstärke im Konzert am Donnerstag (2.2.) überforderte die Akkustik im Großen Saal des Mozarteums gerade noch nicht. Die „Mitwirkung“ des Mozartwochen-Publikums war wieder einmal bemerkenswert.

Von Horst Reischenböck

Zu Beginn des Abends drohte die Gefahr durch Lautstärke noch nicht: Schleicht sich doch Wolfgang Amadé Mozarts Sinfonie A-Dur KV 186a, ein Meistertück unter den Jugendwerken, vorerst ganz harmlos quasi nebenher ins Gehör, und fährt erst im weiteren Verlauf des Kopfsatzes seine durchaus kämpferischen Krallen aus. Danach wiegte Andrés Orozco-Estrada die samtig gedämpften Streicher zärtlich ins galante Andante. Sie tänzelten im Dialog mit den perfekt intonierenden Oboen und Hörnern  durch das spritzige Menuetto und zündeten animiert – con spirito – die auffahrenden „Raketen“ im geistreichen Schluss.

Es folgte der Auftritt des jungen Koreaners Song-Jin Cho, Preisträger mehrerer internationaler Wettbewerbe: Ein weiterer fernöstlicher Klaviertiger, der mit dem Chamber Orchestra of Europe bereits musiziert und das Klavierkonzert d-Moll Konzert KV 466 eingespielt hat. Dieses legendäre Konzert stand auch bei der Mozartwoche auf dem Programm. Wobei Song-Jin Chos Mozart-Verständnis sich live vor allem in einwandfreier, technisch brillanter Fingerfertigkeit niederschlug. Trotz der nervig in allen Fasern vibrierenden Vorgabe des Tutti-Auftakts grummelten im Klavier nur die Bässe.

Eher geradlinig verlief auch die Romance, ohne dass der Pianist intime dynamische Differenzierung tiefer augeslotet hätte. Allerdings musste Cho am Steinway auch gegen die mitunter regelrecht auftrumpfenden Holzbläser steuern. Der virtuosen Anschlagvehemenz, mit der er stürmisch in und durch das Finale stürzte, hätte ein Hammerklavier der Mozartzeit kaum Stand gehalten!

Mozart schätzte, eigenen Worten nach, den stillen Beifall der Kenner. Diese sind rar. Das Gehörte ein wenig Nachklingen lassen? Statt dessen folgte auf das theatralisch ins Positive gedrehte lieto fine ein lautstarker Aufschreischrei. Kein Wunder bei einem Publikum, das sich in Wintermänteln ins Konzert setzt oder diese in der Pause aus der Garderobe holt, um sich das lästige Anstellen hinterher zu ersparen...

Nach der Pause spielte das Chamber Orchestra of Europe die Sinfonie D-Dur KV 504 Prager mit ventillosen Naturtrompeten und kleinen, dafür aber umso mehr knallenden Pauken. Orozco-Estradas Feuergeist folgte penibel den vorgeschriebenen Wiederholungszeichen und rückte damit die drei Sätze in die zeitliche Dimension der Jupiter-Sinfonie. Nach der dramatisch aufgeheizten Einleitung, übrigens die längste in Mozarts sinfonischem Schaffens, kämpften sich alle Beteiligten temperamentvoll durch die difizilen Facetten des Kopfsatzes. Die in der Durchführung des Andante mit intensiv tonschön artikulierten Bläsereinwürfen auftretende tragische Stimmung konterkarierte das dahinwirbelnde Presto gekonnt zum – logischerweise – bejubelten buffonesken Fine la comoedia.

mozarteum.at/mozartwoche
Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

     

 

 

 

 

 

         

 

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