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Ohne Umschweife auf den Jupiter zu

MOZARTWOCHE / PHILHARMONIKER / MINKOWSKI

02/02/23 Der legendäre Sándor Végh hat einmal von einer Probe der g-Moll-Symphonie KV 550 unter Bruno Walter erzählt. „Als der Dirigent herein kam, war sein Gesicht schon in g-Moll.“ Und dann habe es eben nur mehr einer kleinen Geste und gar keines exakten Auftakts bedurft, um Tempo und Stimmung zu treffen.

Von Reinhard Kriechbaum

Wenn Marc Minkowski hereinkommt, ist sein Gesicht absolut nicht in g-Moll. Und das prominente Eröffnungsmotiv, das so aus dem Nichts hereinwehen und in vielen Interpretationen in Richtung Melancholie gedeutet wird, dieses Motiv gibt Minkowski fast zackig vor, wie durch Zahnräder exakt auch die darum sich gruppierenden Streicherstimmen (die Bratschen wird Minkowski verdientermaßen zum Beifall nachher als erste aufstehen lassen).

Molto allegro, diese Überschrift nimmt er also beim Wort, lässt den Satz fast zackig und im Wortsinn Atem beraubend rasant spielen. Immerhin im Andante lässt er die Wiener Philharmoniker die Traurigkeit vernünftig detailerhellt, durchaus sachlich ausspielen. Kernig wieder das Menuett-Thema, das die philharmonischen Holzbläser immerhin mit ein gar balsamisch-zarten Pianissimo-Echo abmildern.

Marc Minkowski hat also den zweiten Barenboim-Termin bei der Salzburger Mozartwoche am Mittwoch (1.2.) im Großen Festspielhaus übernommen, mit Mozarts Symphonien-Trias. Minkowski trägt ja immer noch den Nimbus des Alt-Töners, ganz selbstverständlich ist die Paarung mit den Philharmonikern nicht. Leben und leben lassen schien die Devise. Das elegante Lineament ist Minkowski mindestens ebenso wichtig wie tänzerisch pulsierende Zeitmaße – da weiß ein Orchester jedenfalls, wie es dran ist. Auch wenn es wie die Wiener Philharmoniker durchwegs für einen anderen Mozart-Tonfall steht. Die Symphonie Es-Dur KV 543 wirkte eingangs straff und geradlinig, eben wie auch die Rahmensätze der „großen“ g-Moll-Symphonie. Philharmonischer Klarinetten-Edelklang war zugelassen und einiges an Streichervibrato auch. Man traf sich sozusagen auf jeweils halber Höhe und es ging ohne Umschweife auf den Jupiter zu.

In die Jupiter-Symphonie KV 551 schien man dann doch viel eher auf gemeinsamer Linie. Da gab's im Eröffnungssatz sogar ein paar Einbremsungen vor besinnlicheren Seitengedanken. Im interstellaren Raum des Andante cantabile ließ Minkowski die Uhren plötzlich anders ticken, er ging es betont langsam an, was so manche Zeitfenster für energetische Beschleunigungen eröffnete. Es war der einzige Moment an dem Abend, wo es einen wirklichen „Gedankenaustausch“ gegeben hat zwischen Dirigent und Instrumentalisten. Sonst eher Verständigung an der Oberfläche. Aber das Menuett der Jupiter-Symphonie: Wenn philharmonische Walzer-Kompetenz mit Minkowskis tänzerischer Elegance zusammenkommen, ist's schon eine wirklich delikate Sache.

mozarteum.at/mozartwoche
Bilder: ISM / Lienbacher

 

 

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