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Husten auf Vor-Corona-Niveau

MOZARTWOCHE / HAGEN QUARTETT

01/02/23 Streichquartett. Die Königsdisziplin der Kammermusik ist keine leichte Kost. Trotzdem. Ein so betagtes erfahrenes (?) Publikum wie das der Mozartwoche sollte doch ungefähr wissen, worauf es sich einlässt, und nicht durchgängig husten, wetzen – und sogar Türen knallen. Dafür hat kein Handy geklingelt.

Von Heidemarie Klabacher

Das war auch schon der einzige Trost, angesichts der „Aufführung“ des Publikums beim Konzert des Hagen Quartetts am Dienstag (31.1.) nachmittags. Was die Menschen alles mit ins Konzert bringen, um es mit Gepolter fallen lassen zu können, sollte mal erhoben werden. Auch, warum Menschen überhaupt ins Konzert gehen, wenn es sie langweilt. Vielleicht, weil man sich die mit der Eintrittskarte teuer gekaufte Zeit gern mit eigener Performance – Reißverschluss-Handtaschen und Zuckerlpapier sind noch immer beliebt – vertreiben möchte? Die Rücksichtslosigkeit gegenüber den Mit-Hörenden, aber noch viel mehr die Respektlosigkeit gegenüber den Ausführenden machen manchmal fassungslos.

Zumal das Hagen Quartett das alles wirklich so spielt, dass man jeder Linie folgen, sich auf die Wiederkehr eines Motivs in der nächsten und übernächsten Phrase freuen und an den unzähligen Varianten der agogischen Feinheiten delektieren kann.

Auf dem Programm stand das erste Streichquartett Mozarts, das Quartett G-Dur KV 80, komponiert 1770. Es ist das hinreißende Lodi Quartett, das der Vierzehnjährige in einem Gasthof in dem nahe Mailand gelegenen Städtchen Lodi am 15. März um sieben Uhr in der Früh vollendet, und dann 1773 um das finale Rondo erweitert hat. Das federne Allegro bleibt ebenso in Erinnerung, wie die zart glänzende Melodie über liegendem Ton im Adagio, das dieses Quartett ja erstaunlicherweise eröffnet.

Schwergewichtiger ist naturgemäß Mozarts letzter Beitrag zur Gattung, das Quartett F-Dur KV 590 Drittes Preußisches Streichquartett vom Juni 1790. Dieses und sein nur ein Monat jüngeres Schwesternwerk B-Dur KV 589 Zweites Preußisches Streichquartett spielte das Hagen Quartett mit der ganzen Ausdrucks-Kraft seiner erfahrenen Virtuosität, seiner Erfahrung im virtuosen Miteinander, im spielerischen Gegeneinander.

Das kurze dramatische Aufbäumen im Allegro von KV 589 und sein arios schwebendes Larghetto. Das eigenwillige Trio im Menuett oder das so anspruchsvolle wie leichtfüßige Allegro – unmöglich die vielen bestechenden Details in der Lesart des Hagen Quartetts zu nennen, ohne schier jede Phrase zu schildern.

Vielleicht herauszugreifen die schönen Cello-Wendungen, mit denen Mozart einst dem Widmungsträger, dem Cellisten und Preußenköngig Friedrich Willhelm II. schmeicheln wollte. Derer werden aber schon in KV 590 in dem Maße weniger, in dem Mozarts Plan zu scheitern begann, sich den König mit einer Serie von sechs Quartetten zu verpflichten. Geld und so. So hat er der Welt drei Preußische Streichquartette geschenkt. Auf zwei davon hat das Mozartwochen-Publikum entschieden gehustet. Aber gejubelt wurde.

mozarteum.at/mozartwoche
Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

 

 

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