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Mozart exemplarisch!

MOZARTWOCHE / CAMERATA / KOOPMAN

31/01/23 Während im Menuett die Energie unter der Oberfläche dahinbrodelt, kommt sie im letzten Satz wie eine Batterie in Serie geschalteter Klein-Feuerwerke zum Ausbruch. Gezündet von der virtuosen Pauke. Allein die Begegnung mit KV 133 kann für ein ganzes Festival stehen.

Von Heidemarie Klabacher

Ton Koopman, Jahrgang 1944 und auch kein Debütant mehr, scheint sich die Ideen taufrisch aus der Partiur zu holen und die spontan gewonnen Impulse attaca an das Orchester weiterzugeben. Frischer, moderner – im besten Sinne „jugendlicher“ – geht Mozart nicht. Es gibt bei der Mozartwoche auch Sternstunden. Das Konzert der Camerata Salzburg unter der Leitung von Ton Koopman war eine.

Jugendlich, wenn auch von Gehalt her alles andere als ein „Jugendwerk“, ist Mozarts Symphonie D-Dur KV 133, geschrieben 1772 noch in Salzburg. In jeder musikalischen Linie steckt in der Lesart Koopman schon der Schwung für die nächste und übernächte. Der Energielevel steigt, das Tempo bleibt organisch. Ob im munter hingefegten ersten Satz (hat keine Tempobezeichnung, „flott“ würde passen) oder im lieblich flöten-umschwebten Andante... Allein die Begegnung mit KV 133 kann für ein ganzes Festival stehen.

Ähnlich in Grund-Haltung und Basis-Energie das zwei Jahr später entstandene Konzert B-Dur für Fagott und Orchester KV 191, Mozarts erstes Bläserkonzert. Riccardo Terzo, einst Solo-Fagottist im Mozarteumorchester, seit 2018 Solo-Fagottist im Gewandhausorchester und rundum gefragter Solist, betörte mit Virtuosität, Wendigkeit und einem Sound, der das tiefe Instrument klanglich in lichten Holzbläserhöhen verortet.

Wie Ton Koopman da die Kontrabässe (betörend weicher voller Sound bei der Camerata) dort die Holzbläser zu ihren Tönen „einlädt“, ist so organisch-musikantisch wie charmant. So ist auch der Sound. Kein Räuspern am Ende des überirdisch feinen Andante ma adagio (das Mozartwochen-Publikum hält sich üblicherweise nicht zurück mit Zwischen-Satz-Husten) so verzaubert war der Saal. Solist Terzo, Camerata und Koopman lösten den Bann einfach selber mit Rondo.Tempo di Menuett, in welchem Virtuoses, Trillerndes, Bockiges oder geradezu opernhaft „Gefährliches“ einander ablösen.

Die Maurerische Trauermusik KV 477, ein crescendo-decrescendo Bogen von 69 Takten vom Dunkel zum Licht aus 1785 führte zum Konzert A-Dur für Klarinette und Orchester KV 622 aus Mozarts Todesjahr. Zu berichten ist von Daniel Ottensamer, der den Solopart gewohnt delikat und virtuos lieferte. Ein paar hinausgepfefferte Glissanidi im Rondo.Allegro zeugten vom Willen, den Pfad glanzvoller Schönheit auch mal für Sekunden zu verlassen. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Maurerischen Trauermusik hat man sich die Fassung mit Bassettklarinette gewünscht.

Waren die Zugaben abgesprochen? Fagottist Terzo spielte die Cherubino-Arie Voi che sapete aus dem Figaro in einer eigenen Fassung mit zupfendem Streicher-Quintett. Klarinettist Ottensamer das Terzett Soave sia il vento aus der Così in einer Fassung für Orchester und drei Klarinetten. Zwei weitere Gustostückerln..

mozarteum.at/mozartwoche
Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher
 

 

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