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Diggi daggi. Schnurri murri

MOZARTWOCHE / ERÖFFNUNGSKONZERT

27/01/23 Die Serenata notturna – die mit den Wechseln zwischen Tutti und Soloquartett – zog heiter und ungeniert, wie eine Lebensäußerung gut abgefüllter Bürger, durch das winterliche Salzburg. Rolando Villazón moderierte mit Energie. Das Mozarteumorchester unter der Leitung von Ivor Bolton eröffnete die Mozartwoche.

Heidemarie Klabacher

Konzipiert war das Eröffnungskonzert im Stile einer „Akademie“ des 18. Jahrhunderts als ein bunter Mix aus frühen und späten Werken, großer und kleiner Form, Instrumental- und Vokalwerken, von Rolando Villazón gnadenlos moderiert. Im ersten Teil des Abends zog Clarissa Bevilacqua mit zarten, aber delikaten Strichen ebenso zarte, wie delikate Töne auf ihrer Cremoneser Geige. Sie erfreute mit Adagio E-Dur für Violine und Orchester KV 261 aus 1776 und Rondo C-Dur für Violine und Orchester KV 373 aus 1781. Es gab freundlichen Applaus dafür. Wie auch für die Streicher des Mozarteumorchesters nach dem eröffnenden Divertimeno B-Dur KV 137, das Mozart zwischen Jänner und März 1772 – vielleicht sogar zur Mozartwochenzeit – in Salzburg geschrieben hat.

Das Einpeitsch-Talent von Rolando Villazón und eine kraftvoll federnd musizierte Haffner-Symphonie KV 385 bescherten dem Eröffnungskonzert der Mozartwoche zum guten Schluss gehörig tosenden Applaus und begeisterten Jubel. Da waren also zu hören: ein Allegro con spirito, das auch wirklich Geistesfunken zündet mit präzise trällernden Trillern und tunlichst überraschender Gestaltung der Tempowechsel. Ein zunächst ein wenig unrund daherkommendes Andante, das sich mit den edlen Holzbläser-Einwürfen zur Grazie rundet. Ein munter stampfendes Menuett und ein raktengleich startendes Finale Presto. Was man vom Mozarteumorchester unter einem Ivor Bolton erwartet. Aber erstaunlicherweise auch nicht mehr.

Der Intendant berichtete, dass der Bariton Rafael Fingerlos, wiewohl verkühlt, seinen Auftritt nicht habe absagen wollen. Über die beschwörend brabelnde Arie des Colas aus Bastien und Bastienne KV 50 „Diggi daggi, schnurri murri, horum harum, lirum larum...“ fegten Dirigent und Orchester ebenso laut-stark hinweg, wie über Arie des Allazim Nur mutig, mein Herze, versuche dein Glück aus dem Opernfragment Zaide KV 344. Auch nicht indisponiert, hätte ein Sänger da wenig Gestaltungsraum und Chance auf Gehörtwerden gehabt. Wahrlich auf Händen getragen wurde Rafael Fingerlos dann in der „späten“ Arie für Bass und Orchester Io ti lascio, oh cara, addio KV 621a. Eine Petisse im Pianissimo, in der das unvergleichliche Timbre des Baritons, die perfekte Selbstverständlichkeit seines Lagenausgleichs hörbar wurden. Leider ein viel zu kurzes Werk, ein ruhendes Herzstück in der ganzen Turbulenz. Der instrumentale „Hit“, nicht nur in diesem kleinen Opernblock, war die Ouvertüre aus La clemenza di Tito KV 621, die Ivor Bolton getreu seinem Ruf als Klangredner gestaltete.

Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher
Die Mozartwoche – bis Sonntag (5.2.)  – mozarteum.at/mozartwoche

 

 

 

 

 

 

 

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