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Junger Einspringer für den alten Meister

MOZARTWOCHE / IM PORTRÄT / THOMAS GUGGEIS

13/01/23 Daniel Barenboim hat aus gesundheitlichen Gründen 2022 reihenweise Termine abgesagt. Beethovens Neunte zum Jahreswechsel in Berlin hat er dirigiert. Wie man hört, überirdisch-versöhnlich. Wenige Tage später verkündete Barenboim seinen Rücktritt als Generalmusikdirektor der Staatsoper unter den Linden. Wie schon länger bekannt, steigen auch die drei Konzerte der Wiener Philharmoniker bei Mozartwoche in Salzburg ohne Daniel Barenboim.

Von Heidemarie Klabacher

Der Dirigent Thomas Guggeis, der nun als „Einspringer“ das dritte Konzert der Wiener Philharmoniker bei der Mozartwoche leitet, hat Daniel Barenboim bereits prominent vertreten. Erst jüngst in der Berliner Neuinszenierung von Wagners Der Ring des Nibelungen, eigentlich ein „Geschenk“ der Staatsoper unter den Linden für Daniel Barenboim zum achzigsten Geburtstag. Christian Thielmann hat da im Oktober den ersten und dritten Zyklus geleitet, den zweiten Thomas Guggeis.

Der Dirigent mit Jahrgang 1993 übernimmt mit dem dritten Mozartwochen-Act der Wiener Philharmoniker am 4. Februar eines der dramaturgisch „schrulligeren“ Konzerte überhaupt: Folgt doch auf die Symphonie D-Dur Pariser nicht Geringeres als Mozarts Requiem. Das wäre allein schon recht verhaltens-auffällig. Fast schon Witz bekommt diese Programmierung, wenn man mit-bedenkt, dass es die zweite Aufführung des Requiems innerhalb von vier Tagen sein wird. Am 31. Jänner wird KV 626 zum ersten Mal in der aktuellen Mozartwoche erklingen: In der Lesart von Jordi Savall und den Seinen, die zur Einstimmung aber Eine kleine Nachtmusik voranstellen.

Mozart-Exegeten und -Experten werden sicher Kreuz und Quer-Verbindungen sonder Zahl zu nennen wissen zwischen der Serenade G-Dur KV 525 Eine kleine Nachtmusik geschrieben zu Wien am 10. August 1787 und der „vor dem 12. Juni 1778“ alldort geschriebenen Pariser Symphonie KV 297 – ganz zu schweigen von den Verbindungen zwischen jedem der beiden Werke jeweils mit dem Requiem.

Das zweite Mozart-Requiem und, wie schon erwähnt damit das dritte Konzert der Wiener Philhamoniker im Großen Festspiel jedenfalls dirigiert Thomas Guggeis. Die beiden anderen „Einspringer“ für Daniel Barenboim am 28. Jänner und am 1. Februar sind Robin Ticciati und Marc Minkowski, welche nicht extra mehr vorgestellt werden müssen. Der dritte ist zwar noch jung an Jahren, blickt aber bereits auf eine steile Karriere. Thomas Guggeis, 1993 in Dachau geboren, studierte Dirigieren in München und Mailand. Er war von 2018 bis 2020 Kapellmeister an der Staatsoper Stuttgart. „Mit seinem kurzfristigen Einspringen für Christoph von Dohnányi bei der umjubelten Neuproduktion von Salome an der Staatsoper Berlin sorgte der junge Dirigent international für großes Aufsehen“, heißt es im Almanch zur Mozartwoche. Seit der Spielzeit 2020/21 ist Guggeis Staatskapellmeister an der Berliner Staatsoper unter den Linden. Mit der kommenden Spielzeit 2023/24 wird er Generalmusikdirektor an der Oper Frankfurt und die Leitung der Frankfurter Museumskonzerte übernehmen. In der aktuellen Spielzeit 2022/23 debütiert der Dirigent an der Metropolitan und der Santa Fe Opera, sowie in Konzerten mit den Münchner Philharmonikern, dem Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI in Turin, den Wiener Symphonikern oder dem Orchestra della Toscana. Bereits hinter ihm liegen die Debüts mit den Staatskapellen Berlin und Dresden, dem Orchestre National du Capitole de Toulouse, dem Orchestre de Paris oder dem Schwedischen Rundfunkorchester. Mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker trat er im Rahmen der Livestream-Projekte während der Coronavirus-Pandemie auf. Mehrfach stand er am Pult des Orchesters der Tiroler Festspiele in Erl. Im Vorjahr dirigierte Thomas Guggeis die Eröffnungskonzerte des Prager Frühlingsfestivals, nachdem er in Vertretung des erkrankten Daniel Barenboim mit dem West-Eastern Divan Orchestra mit Smetanas Má Vlast auf Tournee war.

Das Programm der Mozartwoche von 26. Jänner bis 5. Februar 2023 – mozarteum.at/mozartwoche
Bild: www.arsis-artists.com / Simon Pauly

 

 

 

 

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