Ein Wohlfühltermin
MOZARTWOCHE / KAMMERKONZERT
28/01/21 Wahrscheinlich täte man sich gar nicht viel denken, wenn man genau dieses Konzert an einem Jänner-Nachmittag im Wiener Saal oder gar im Tanzmeistersaal gustierte. Draußen spät-jännerlicher Schneefall, drinnen wohlig-mozartwöchnerische Musik-Temperatur.
Von Reinhard Kriechbaum
Sechs Leute aus den Reihen der Wiener Philharmoniker. Ein ganz frühes Streichquartett (C-Dur KV 157), das Quartett D-Dur für Flöte, Violine, Viola und Violoncello KV 285 und schließlich das so genannte Stadler-Quintett A-Dur für Klarinette, zwei Violinen, Viola und Violoncello KV 581. Das hatte etwas von einer kleinen Familienfeier, voll inniger Vertrautheit und ausgeprägtem Harmoniebedürfnis. Zu solchen Gelegenheiten plaudert man entspannt und erzählt sich, bei jeder Gelegenheit wieder, die immer gleichen Geschichten...
Und damit ist eigentlich auch musikalisch schon alles gesagt über diesen Wohlfühltermin, der eigentlich nur einen Fehler hatte: Man saß eben nicht im Saal, sondern vor der Mattscheibe.
Das ist ein ganz anderes Medium, es gelten andere Regeln und es sind andere Erwartungen einzulösen.
Die Möglichkeiten gilt es wohl erst auszuloten. Vor dem TV-Gerät ist auch die Atmosphäre eines Fußball-Länderspiels eine ganz andere. Um das zu kompensieren, muss beispielsweise die Kamera möglichst nahe ran zoomen an den Ball und an die flinken Beine. Nicht viel anders wäre es in einem Kammerkonzert. Was könnte im Großen Saal des Mozarteums dem Kitzel vom Fußballrasen entsprechen?
Es gab da zwar eine menschengelenkte Kamera, aber den größeren Teil der Bilder lieferten Standkameras. Die Einstellungen wurden – ziemlich beiläufig – abwechselnd aneinandergereiht.
Irgendwann verdrießt es, wenn man zum gefühlt dreißigsten Mal den Bratschisten Tobias Lea und den Cellisten Tamás Vargo aus der Froschperspektive zu sehen kriegt, ohne dass diese beiden Instrumente gerade Essentielles zu sagen hätten.
Durchaus originell die Totale von vorn im Klarinettenquintett, bei der links der Primarius Rainer Honeck weggeschnitten ist, dass man nur die Greifhand am Geigenhals sieht – und dasselbe am rechten Bildrand, wo vom Cello meist nur die Bogenspitze übrigblieb. Die eine oder andere größere Blende auf den Klarinettisten Matthias Schorn hätte man sich schon gewünscht.
Da war im Flötenquartett sein Kollege Karl-Heinz Schütz besser dran, aber der saß auch für die Bildregie praktikabler, nämlich an Konzertmeister-Position links vorne. Das eröffnende Quartett hat übrigens die Geigerin Albena Danailova angeführt. Wie suggeriert man so etwas wie Live-Stimmung in einem Konzert, das vorab aufgenommen wurde? Vor dem Menuett im Klarinettenquintett haben die Musiker nachgestimmt, und das wurde nicht herausgeschnitten.