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Schmalhans ist nicht der Küchenmeister

MOZARTWOCHE 2021

12/11/20 Brandneuer Mozart, wenn auch in homöopathischer Dosis: 94 Sekunden. So kurz ist ein Klavierstück, als dessen Komponist der Salzburger Meister erst jüngst ausgemacht wurde. – Das Programm der Mozartwoche 2021 wurde logischerweise modifiziert. Wer hätte vor einem Jahr an Corona gedacht? Aber das Festival insgesamt kommt trotzdem nicht in Homöopathie-Menge daher.

Von Reinhard Kriechbaum

Mit besagten 94 Sekunden (wir werden auf die Uhr schauen!) soll die Mozartwoche also schon am Donnerstag 21. Jänner 2021 zur Nachmittagsstunde losgehen. Das Allegro D-Dur KV 626b/16 ist ein tanzartiges Klavierstück. Robert Levin wird es spielen, und Ulrich Leisinger, der wissenschaftlichen Leiter der Stiftung Mozarteum, wird erzählen, wie das Autograph noch vor der Corona-Krise aus Privatbesitz in den Besitz der Stiftung kam und dort eben als bislang unbekanntes Werk Mozarts erkannt wurde. Er hat es höchstwahrscheinlich als 17jähriger Anfang 1773 am Ende der dritten Italienreise oder unmittelbar danach niedergeschrieben.

„Die Mozartwoche 2021 kann und wird im Jänner als erstes Festival des Jahres in voller Länge und Umfang an elf Tagen mit 56 Veranstaltungen stattfinden“, kündigt die Stiftung heute Donnerstag (12.11.) in sehr bestimmtem Tonfall an. Auch in schwierigen Zeiten soll also nicht Schmalhans Küchenmeister sein. Im Szenischen mussten freilich Abstriche gemacht und die angekündigten Produktionen Don Giovanni, L’Oca del Cairo und Sacred Mozart verschoben werden.

Und der Optimismus reicht auch nicht so weit, das man sich für das Magazin zur Mozartwoche in Druckkosten gestürzt hätte: „Es erscheint heuer erstmals in digitaler Form.“ Da ist unter anderem ein Interview mit Daniel Barenboim drinnen, der gemeinsam mit Martha Argerich vierhändige Literatur von Mozart spielen wird. Barenbboim dirigiert auch die Wiener Philharmoniker, Alain Altinoglu steht ebenfalls am Philharmoniker-Pult - für die c-Moll-Messe.

Beim schon vor zehn Monaten angekündigten Motto Musico drammatico bleibt's. „Als Leser der menschlichen Seele und als unvergleichlicher Übersetzer dieser abstrakten Licht- und Schattenwelt präsentiert sich uns Mozart als der vollkommenste Musico drammatico“, so Intendant Rolando Villazón. „Mozart war in all seinen Werken ein Meister der Dramatik und der menschlichen Geschichten – in seinen Opern, Symphonien und Konzerten gleichermaßen.“

Ganz aufs Szenische muss man nicht verzichten: Bei der Uraufführung des Projekts Mozart Moves! – Ewig Dein Dich Liebender… im Salzburger Landestheater mit Magdalena Kožená im Zentrum sollen sich Konzertarien, Lieder, Tänze und kaum bekannte Fragmente aus Mozarts Feder zu einem musikalischen Erzählstrang und choreographischen Interpretation verbinden. Die Vorjahres-Produktion Pùnkitititi! Im Marionettentheater ist auch heuer zu sehen, freilich in reduzierter Form. Wegen der Abstandsregeln muss man auf eine Live-Musikbegleitung verzichten. In der SZENE Salzburg verknüpfen Cécile Roussat und Julien Lubek mit Magic Mozart Tanz, Pantomime, Akrobatik, Objekttheater und Musik.

Der Pianist Jory Vinikour bringt Mozart mit Charlie Chaplin zusammen: Mozart meets Chaplin and a Cat in der im Herbst 2020 neu eröffneten Villa Vicina. Im Europark-OVAL soll Der Kleine Mozart Familien ansprechen. Cara sorella mia aus der Reihe Briefe und Musik wird von Eldbjørg Hemsing auf Mozarts „Costa“-Violine, Marie Sophie Hauzel am Hammerklavier und Schauspielerin Adele Neuhauser (Rezitation) gestaltet. Beleuchtet wird die Beziehung von Wolfgang Amadé zu seiner Schwester Maria Anna.

Ein besonderer Abend im Konzertangebot: „1805“, die Replik des Debüt-Konzerts von Franz Xaver Wolfgang Mozart mit dem Mozarteumorchester und dem Salzburger Bachchor unter Riccardo Minasi. Manche Konzerte werden zwei Mal zu hören sein, so Thomas Hengelbrock und das Balthasar-Neumann-Ensemble, das Chamber Orchestra of Europe mit Robin Ticciati und das Freiburger Barockorchester.

Keri-Lynn Wilson steht am ersten Mozartwochen-Abend am Pult des Mozarteumorchesters. Das Ensemble L’Arpeggiata unter der Leitung von Christina Pluhar lässt unter anderem das Requiem hören. Nicht fehlen dürfen natürlich Sir András Schiff und die Cappella Andrea Barca. Bei seiner Mozartiade beleuchtet Schiff das Liedschaffen Mozarts, Luca Pisaroni, Sylvia Schwartz, Ema Nikolovska und Mauro Peter interpretieren sämtliche Lieder des Komponisten. Den Abschluss gestaltet das Collegium 1704 unter Václav Luks mit Mojca Erdmann als Solistin.

Das digitale Magazin zur Mozartwoche und der Trailer. Die Mozartwoche dauert von 21. bis 31. Jänner 2021 – www.mozartwoche.at

Bilder: ISM / Andreas Hechenberger (1); Julia Wesely (1); Jean-BaptisteMillot (1); Felicitas Matern (1)

 

 

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