Finale furioso
MOZARTWOCHE / MAHLER CHAMBER ORCHESTRA / DANIEL HARDING
03/02/20 Mozart-Apostel Bernhard Paumgartner hätte seine Freude gehabt. In der am Sonntag (2.2.) zu Ende gegangenen Mozartwoche nämlich wurde der einst von ihm für die Festspielmatineen geschaffene Typus – zwischen Jugendwerke und große Sinfonik eingebettete Konzerte und Arien – nicht nur weiter gepflegt, sondern ausgeweitet.
Von Horst Reischenböck
Im Abschlusskonzert mit dem Mahler Chamber Orchestra war‘s jene frühe A-Dur-Sinfonie KV 201, die Paumgartner immer wieder gern programmierte und die sich neben der „kleinen“ Schwester in g-Moll turmhoch aus dem Schaffen der Zeit hervorhebt. Ein Kleinod am Beginn, im wahrsten Sinn des Wortes, in dessen eröffnendes Allegro moderato Daniel Harding, Conductor Laureate des Mahler Chamber Orchestra, die Kollegen an den Pulten sanft hinein gleiten ließ. Zärtlich wurde das Andante zu einem funkelnden Diamanten geschliffen und nach dem auftrumpfenden Menuett prickelte im geistvollen Finale erste aufschäumende Champagner-Laune.
Nach dieser ersten halben Stunde ging‘s in Mozarts letzte Lebensjahre: dem diesjährigen Fokus auf Mozarts Bläserwerke entsprechend mit „dem“ Klarinettenkonzert schlechthin. Daniel Ottensamer, nun bei den Berliner Philharmonikern tätig, hat das Klarinettenkonzert A-Dur KV 622 bereits mit dem Mozarteumorchester auf CD eingespielt. Ein offenbar ideal behandelter Bandscheibenvorfall schränkte den Solisten glücklicherweise nicht ein. Hauchzart stieg Ottensamer in sein Solo im Kopfsatz ein und sang sich mit überwältigend tonschöner Artikulation durch das Adagio. Das ließ den Atem stillstehen und man hätte mit Goethe sagen wollen: „Verweile doch, du bist so schön!“ Quirlig, spritzig, übermütig virtuos trieb Ottensamer dann das Rondo voran.
In der federnden Ouvertüre zu Così fan tutte KV 588 durften nach der Pause erstmals die orchester-eigenen Bläser ihre Meriten sammeln. Damit öffneten sie auch gleichsam den Vorhang zum Auftritt der englischen Sopranistin Louise Alder auf dem Podium des Großen Saals im Mozarteum. Fiordiligis ob ihrer vokalen Spannbreite berühmt-berüchtigte Felsenarie, in deren Begleitung Mozart die emotionale Aussage eigentlich unterschwellig konterkariert, und die Lyrismen von Donna Annas Koloratur-gespicktem Rondo Non mi dir, bell‘idol mio (aus dem Don Giovanni) gerieten ihr zum perfekt spannungsgeladenen Debüt.
Damit war auch die Schiene zur abschließenden „Prager“ Sinfonie in D-Dur KV 504 gelegt, in deren drei Sätze unter Daniel Hardings engagierter Leitung nochmals die Holz- und Blechbläser maßgeblich tönende Akzente mit einbrachten. Ein dramatischer Schlussakzent, nach dem sich das Auditorium einig war: So mag, nein muss Mozart weiterleben.
Bei der Mozartwoche tut er das sowieso: Von der „erfolgreichsten Mozartwoche aller Zeiten“ ist in der abschließenden Presseaussendung der Stiftung Mozarteum die Rede, was insofern kein Kunststück ist, als sie ja länger dauerte (elf Tage), es noch nie so viele Veranstaltungen (59), auch noch nie so viele Spielorte (13) gab. Die Bilanz also: 30.000 Besucherinnen und Besucher, eine Auslastung von 91 Prozent. „Es war auch wirtschaftlich die erfolgreichste Mozartwoche seit Bestehen“, so Tobias Debuch, kaufmännischer Geschäftsführer der Stiftung Mozarteum.