Kinder sind trumpf
MOZARTWOCHE / MOZART KINDERORCHESTER
03/02/20 Wenn die Orchesterinstrumente von Kindern im Volksschul- bis Mittelstufenalter gespielt werden, wirkt sich das das gesamte Konzerthaus aus. Aufgeregt schwirrt es durch die Gänge, das Buffet ist abweisend verschlossen. Die Kleidung in schwarz und weiß deutet auf die Erwachsenenwelt. Doch ein grüner Kinderbass macht sich über den Ernst der Aufstellung verschmitzt lustig.
Von Erhard Petzel
Das Mozart Kinderorchester gab am Sonntag (2.2.) die Abschluss-Matinee der Mozartwoche 2020 Wenn Peter Manning vor die Orchesterkinderschar tritt, gilt für die Kleinen und Jungen die nämliche Herausforderung an Konzentration und Disziplin wie für jedes andere Orchester auch. Mit Ernst geht es an Mozarts Symphonie G-Dur KV 110. Im Schwung folgt man dem Maestro willig und löblich akkurat, Dynamik und Agogik kommen beherzt zu ihrem Recht.
Die technischen Herausforderungen der passend gewählten Werke liegen weniger in Läufen und der Umsetzung von Phrasierungen, da zeigt sich der Streicherkörper belastbar und robust. Das Halten von Spannungsbögen im Andante oder die Intonation im verhaltenen Trio sind da schwieriger zu bewältigen. Da profitiert am Schluss die Symphonie F-Dur KV 76 mit ihrem Impulsreichtum. In deren Andante bestechen die Hörner im Geplänkel mit dem Pizzicato der Geigen. Das federnde Menuett mit seinem thematisch redundanten Trio bereitet effektvoll mit dem finalen Allegro den Schlussapplaus auf. Großes Kompliment den kleinen Hornisten, die hervorragend und selbstbewusst ihren Mann stellen. Bei den Flöten als einzige Holzriege müssen sich vielleicht zu viele an eine Intonation angleichen. Vielleicht fordert das Instrument diesbezüglich aber auch speziell heraus.
Horn und Flöte sind dann beide Thema für die Solokonzertsätze. Mit sichtbarer Freude und spürbarem Wohlwollen hat der bei der Woche intensiv eingesetzte Radek Baborák mit den Kindern gearbeitet. Er leitet den zweiten und dritten es Konzerts für Horn in Es und Orchester KV 417 und spielt mit seinem überirdischen Klang das Solo-Horn. Ob Fermaten oder Schluss-Stretta, der Kontakt zwischen ihm und dem Orchester ist so innig, dass über allem ein eigener Klangzauber beide umschließt und zu einer unglaublichen Einheit verschmilzt. Wenn stimmt, was man als Publikum zu hören vermeint, muss es für die musizierenden Kinder ein magischer Vorgang gewesen sein.
Nicht nur aus Kindersicht ist der größte Kindertrumpf aber Fabian Egger. Der 13jährige Traunsteiner war mit acht erstmals im Mozart Kinderorchester. Mit fünf auf der Flöte beginnend, ist er seit 2016 im Leopold Mozart Institut für Hochbegabungsförderung und sammelt inzwischen Preise für Flöte, Komposition und Improvisation. Selbstredend, dass die vor vertrackter Schwierigkeit strotzende und dennoch musikalisch wunderbare Kadenz im err+sten. Satz des Flötenkonzerts in D-Dur KV 314 von ihm selbst stammt. Wenn der Bub das Instrument in Händen hält, wird die Bezeichnung Große Flöte sinnlich verdeutlicht. Die künstlerische Größe in diesem zierlichen Körper ist atemberaubend.
Rolando Villazón wiederum ist in seinem Element als Moderator. Dass er nicht allein das Motto Freundschaft artikulieren, den Bedankungspart erfüllen und als Applaus-August antreten würde, war vorherzusehen. Natürlich musste zum Volksgesang animiert werden, wofür das Lied vom Hut mit den drei Ecken herzuhalten hatte. Und natürlich in der Pfänder-Version, wenn auch ohne Pfand (Vielleicht kommt das ja dann nächstes Jahr: wer reinfällt, muss beispielsweise in der Mozartwoche drauf den Notenwart machen). Jedenfalls ist ihm gelungen, was gerade in diesen Rahmen passt, eine lockere Verquickung von ernsthafter Zukunftsarbeit mit motivierender Alberei als Zielvorgabe zum kultivierten Menschen, dem Homo ludens.
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Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher