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Große blasende Musik

MOZARTWOCHE / WIENER PHILHARMONIKER / BARENBOIM

02/02/20 Gar nicht so richtig munden wollte, nach einer Mozartwoche der Begegnung mit Bläserformationen wie Les Vents Francais, die etwas gleichförmig verhuschte Wiedergabe der Gran Partita. Die Haffner Symphonie zündete dagegen wie eine Rakete.

Von Heidemarie Klabacher

„Gibt denn der Herr Papa nie eine Ruhe“, mag sich Mozart gedacht haben. Leopold hatte ihm aus Salzburg geschrieben, er möge doch rasch ein neues Werk schicken – zur Feier der Nobilitierung des Familienfreundes Sigmund Haffer. „Bis zu den Augen in Arbeit“, selber im Hochzeitsstress und vielleicht ein wenig zähneknirschend schrieb Mozart 1172 eine zweite Haffner-Serenade. Diese hat er nur ein Jahr später umarbeitet zur Symphonie D-Dur KV 385, der Haffner-Symphonie.

Soviel Energie hatte die Wiedergabe der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Daniel Barenboim bei der Mozartwoche im Festspielhaus, dass man meinte, ein wenig von dem musikalischen Funkenflug rühre noch immer von Mozarts Ärger her, mitten im größten Stress für irgendwelche Salzburger Großbürger Feiertagsmusik schreiben zu müssen. Aufregend plastisch, klug differenziert, geradezu opernhaft wendig und dramatisch das Allegro: Es müsse „recht feüerig gehen“, forderte Mozart einst in einem Brief. Und man hat ihm jetzt auf's Wort gehorcht. Das Andante entfalteten Barenboim und die „Wiener“ als beinah balsamisch überhauchte Abenruhe mit samt Nachtigallensang und Windeshauch, während das Menuett kontrastreich gar nicht höfisch steifleinern, sondern beinah stampfend daherkam. Ein Hummelflug das Presto: „So geschwind als möglich“ hatte sich Mozart den Satz (in der ursprünglichen Serenade ein Allegro) gewünscht. Und die mitreißende Lesart der „Wiener“ in Salzburg war ein ausgewachsener Kehraus, voll Witz und delikater Rafinesse.

Deutlich sanfter und vor allem deutlich weniger differenziert musiziert wurde zuvor das Konzert A-Dur für Klavier und Orchester KV 488 mit dem Dirigenten als Solisten. Dem immer wieder überwältigenden Adagio gaben Barenboim am Klavier und das Orchester dennoch jeden Moment seiner bewegenden Tiefe, während das Allegro zwar hurtig hopste, aber wenig markant bliebt.

Gar nicht so richtig munden wollte, nach einer Mozartwoche der Begegnung mit Bläserformationen wie Les Vents Francais, die doch sehr einförmige Wiedergabe der Serenade B-Dur für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Bassetthörner, vier Hörner, zwei Fagotte und Kontrabass KV 361 Gran Partita. Selbst schönste Momente der Klarinette, und derer gibt es viele, hatten sich über doch sehr wenig ausdifferenzierten Bläserwolken zu entfalten.

Bild: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

 

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