Konzertwunder mit Posthorn
MOZARTWOCHE / CAMERATA SALZBURG
31/01/20 Dass Radek Baborák ein Hornist der Weltklasse ist, weiß man. Doch seit einem guten Jahrzehnt dirigiert er auch, so diesmal die Camerata Salzburg in der Mozartwochen-Matinee am Freitag (31.1.) Großen Saal des Mozarteums. Natürlich gab es Mozart pur. Und machte große Lust auf mehr!
Von Gottfried Franz Kasparek
Zwei Symphonien aus Salzburger Zeit und die Posthornserenade umrahmen die für den laut Wolfgang Amadé „Leitgeb, Esel, Ochs und Narr“, also den fabelhaften Wiener Hornisten Joseph Leutgeb, geschriebenen Hornstücke. Der Konzertsatz D-Dur KV 412 und das Rondo in derselben Tonart KV 514, fertig gestellt von Franz Xaver Süßmayr, sind wahre „Akazistückerln“, vor allem das mit einem Hit gesegnete Rondo – und im Übrigen ist das feinste Unterhaltungsmusik, wie sie Mozart halt komponieren konnte. Radek Baborák spielt sie wie auch das ein wenig gewichtigere Konzert Es-Dur KV 417 auf einem modernen Ventilinstrument, mit dem Komponist und Widmungsträger sicher größte Freude gehabt hätten.
Der Hornist ist ein Meister schwebend samtener Pianotöne, ohne das signalhaft-jagdliche Element zu vernachlässigen. Schöner kann man diese Musik nicht spielen. Die Camarata Salzburg begleitet in aufmerksamer Partnerschaft. Mit einem Horn in der Hand ist es nicht so einfach, zu dirigier
en, aber kleine Irritationen wie im ersten Satz des Konzerts werden mit Charme überspielt. Vor und nach den Konzertsätzen gibt es vor der Pause zwei jugendfrische Symphonien, die pausenlose, ouvertürenhafte in G-Dur KV 318 und die mit einem brillant rhythmisierten Finalsatz überraschende in G-Dur KV 129. Auch diese Stücke sind ganz im Sinne des „Popularen“ verfasst, um die bekannte Empfehlung von Vater Leopold zu zitieren. Radek Baborák zeichnet freilich mit musikantischer Verve dramatische Konturen nach und lässt keine bloß oberflächliche Heiterkeit aufkommen.
Ein wahres Konzertwunder: die abschließende Posthornserenade, Mozarts letzte Salzburger Finalmusik. Wie schön wäre es übrigens, einmal all diese im Konzertssaal mitunter etwas mühsam abzusitzenden Serenaden und Divertimenti wie damals im Mirabellgarten oder im Universitätshof aufzuführen. Intendant Rolando Villazón wäre dies zuzutrauen – aber leider ist die Mozartwoche im Winter. Naja, wenn die Winter weiter so zahnlos bleiben… im Frühlingslüfterl dieses letzten Jännertages wäre es schon möglich gewesen.
Aber wohl auch schade.um die Akustik im Großen Saal. Denn diese Serenade D-Dur KV 320 zur Feier der Universitätsferien birgt in sich wahre Kleinode. Nämliche eine veritable Symphonie – als solche publizierte Mozart die Sätze 1, 5 und 7 in seinem Todesjahr. Mitten in all die Festeslust und Spielfreude bricht das Andantino hinein, Musik voll tiefer Wehmut und romantischer Sehnsucht, was Baborák wundersam zur Geltung bringt. Die Sätze 3 und 4 wurden von Mozart 1783 in Wien als „Sinfonia concertante“ aufgeführt und es gehört sich nun einfach, die famosen Solistinnen und Solisten der Camerata anzuführen: Stephanie Winker und Moritz Plasse (Flöte), Sachiko Uchara und Laura Urbina (Oboe), Daniele Muleri und Christoph Hipper (Fagott) musizierten dies mit Präzision, Virtuosität und Liebe. Auch die beiden Menuette haben bei all ihrer temperamentvollen Tanzlaune symphonischen Zuschnitt. Im zweiten Menuett betätigte sich der Trompeter Wolfgang Gaisböck in bester Laune als Postillion, denn das Posthorn ist eine kleine Naturtrompete. Was uns freilich Gelegenheit gibt, auch die trefflichen Hornisten im Orchester, Johannes Hinterholzer und Samuele Bertocci, noch quasi vor den Vorhang zu bitten. Die ebenso prächtige Streichergruppe, das restliche Blech und der Paukist mögen verzeihen, dass sie nur pauschal gelobt werden.