Melodischer Zauber
MOZARTWOCHE / WIENER PHILHARMONIKER / LAHAV SHANI
30/01/20 Das „System“ hinter den Konzerten der Wiener Philharmoniker bei der Mozartwoche: Zwei Konzerte nimmt (auch in den nächsten Jahren) stets Daniel Barenboim als Dirigent und Klaviersolist wahr. Einmal kommt ein Junger dran, am Mittwoch (29.1.) der 1989 in Tel Aviv geborene Lahav Shani.
Von Elisabeth Aumiller
Mozarts Konzert für Flöte, Harfe und Orchester C-Dur KV 299, in Paris 1778 für den Comte de Guines und dessen Tochter geschrieben, bediente den damaligen Pariser Geschmack der aufkommenden Gattung der Sinfonia concertante. Spieltechnisch berücksichtigte Mozart die Fähigkeiten der Widmungsträger. Bravouröse Virtuosität ist hierbei weniger das Thema, vielmehr bezaubert die elegante Gefälligkeit der melodischen Bögen mit feinem melancholischen Unterton und sichert dem Werk nach wie vor große Beliebtheit. Walter Auer, Soloflötist der Wiener Philharmoniker glänzte mit singender Tongebung in fein abgestimmter Korrespondenz mit dem filigranen Silberglanz der Harfen-Arpeggi von Anneleen Lenaerts, Soloharfenistin der Wiener, und beide durften sich liebevoller Begleitfarbigkeit vom Orchester erfreuen.
Auch Mozarts letztes Klavierkonzert B-Dur KV 595 ist nicht auf solistische Bravour angelegt. Mozart geht hier einen Weg der Verinnerlichung mit feinsinnig kantabler Melodik, wenngleich er kontrastierende Dynamik und ausdrucksstarke harmonische Wendungen nicht vermeidet. Lahav Shani, Chefdirigent des Rotterdams Philharmonic Orkest und designierter Nachfolger von Zubin Mehta beim Israel Philharmonic Orchestra, spielte den Klavierpart mit großem Einfühlungsvermögen, spannte die innige Melodik in empfindsamer pianistischer Kantilene im Wechsel mit fein perlenden Läufen. Den von Mozart stammenden Kadenzen und Eingängen gab er in nahtlos fließenden Übergängen Klangfarben von delikatem Reiz. Mit motivierenden Impulsen inspirierte er die Orchestermusiker zu vital-delikaten Zwischenspielen.
Nach der Pause fügte sich die g-Moll-Symphonie KV 550 stimmig zum transzendent anmutenden Charakter des Klavierkonzerts. Allerdings gilt aufgrund von Mozarts „Trauer-Tonart“ g-Moll die Symphonie als düster-schmerzliches Klanggefüge, aber ihr melodischer Reichtum in ebenso melancholischen wie lichten Farben erreicht eine Tiefendimension, die die Zuhörer in ihren inneren Empfindungen zu berühren vermag. Die Wiener Philharmoniker servierten das melodische Fließen gemäß der Anfeuerungen des Dirigenten mit funkelnder Brillanz. Das Allegro molto des Kopfsatzes mit akzentuierten Blitzen kontrapunktischer Brisanz ließ Lahav Shani mit forscher Zügigkeit eilen, versonnene Ruhe in fein tarierter Sanglichkeit strahlte das Andante aus. Eher hintergründige als tanzfreudige Gangart kennzeichnete das Menuett, das dann aber vorwärts drängend ins lebhaftere Trio mündete. Vollmundiges Strömen in betörender Eleganz und Klangfinesse im finalen Allegro assai war am Ende das Signal für den großen Applaus.