Sternstunde am Geburtstag
MOZARTWOCHE / BLÄSER-KAMMERMUSIK
28/01/20 Mozart selber sagte, dass er das Quintett KV 452 für das Beste halte, was er in seinem Leben geschrieben habe. Zum Virtuosesten, das er den Oboisten geschenkt hat, gehört das Quartett KV 370. Le Vents Francais und das Kodály String Quartet setzten am Montag (27.1.) Maßstäbe in der Interpretation Mozart'scher Bläserkammermusik.
Von HeidemarIe Klabacher
Das „Kegelstatt-Trio“ gehört allein schon wegen der mit ihm verbundenen Anekdote zu bekannten Werken: „Wenn die Reihe des Spiels ihn traf, stand er auf; allein kaum war diess vorüber, so arbeitete er sogleich wieder fort, ohne durch Sprechen und Lachen derer, die ihn umgaben, gestört zu werden.“ Damit schilderte Mozarts früher Biograph Georg Nikolaus Nissen, wie Mozart Teile des Don Giovanni an der Kegelbahn geschrieben habe. Und ein weiteres Stück, das nur wenige Tage vor dem Kegelstatt-Trio abgeschlossene Hornduo KV 487 hat Mozart eigenhändig mit dem Vermerk versehen: „Wienn den 27ten Jullius 1786 untern Kegelscheiben“. Beim „bilateralen“ Konzert der Französischen Bläserformation Le Vents Francais und des ungarischen Kodály String Quartet erklang jedenfalls das Trio Es-Dur für Klavier, Klarinette und Viola KV 498 als delikater Ohrenöffner, bei dem sofort klar wurde, welch spannendes Augenmerk die Künstler auf den ausbalancierten Dialog – Trialog – legen würden.
Zunächst erklang die Sonate B-Dur für Fagott und Violoncello KV 292. Es ist ein reizendes Dialogstück, kaum durch Dunkelheiten getrübt, aber auch keineswegs nur ein schrulliger Exot, sondern auch in seiner Leichtigkeit duchaus ein tiefer Mozart, mit einem leisen Fragezeichen endend. Eine grandiose Gelegenheit, für den Fagottisten, die delikaten Klang-Möglichkeiten des Instuments einmal solistisch herauszustellen. Das Cello, auch wenn es eher zu begleiten hat denn zu brillieren, muss erst so federnd und klangvoll gespielt werden. Das Rondo steht überhaupt für ein gleichberechtiges gesangliches Miteinander, aus dem Gilbert Audin und György Éder gemeinsam Funken schlugen.
Das Quartett F-Dur für Oboe, Violine, Viola und Violoncello KV 370 ist tatsächlich vor allem dazu da, die Oboe herauszustellen. Wie ist zu staunen, wenn Fancois Leleux die Solo-Oboe spielt, ein Virtuose von Rang, der aber die begleitenden Streicher keineswegs beiseite fegt, sondern seinen instrumentalen Glanz im Miteinander erstrahlen lässt. Aber auch diese Meisterinterpretation war letztlich ein weiterer Auftakt zu den beiden Höhepunkten der Matinee am Montag (27.1.), den beiden Quintetten in Es-Dur einmal für Horn, Violine, zwei Violen und Violoncello KV 407 und einmal für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott KV 452.
Die Ausgewogenheit, die Mozart den Instrumenten angedeihen ließ, das gleichberechtigte Dialogisieren der einzelnen Bläser untereinander, die Homogenität innerhalb des Bläser- bzw. des Streichersatzes, die Transparenz im Zusammenspiel mit dem Pianisten: All das haben die Mitlieder von Le Vents Francais, der Pianist Éric le Sage und des Kodály String Quartet exemplarisch nachvollziehbar gemacht. Dramatisch die Abschattungen der Moll-Episoden etwa im virtuosen Allegretto von KV 452, sehnsüchtig die große Melodie über klagenden Harmonien im Andante von KV 370 und das liebliche Zusammenfinden der Geige und des Horns von Radovan Vlatkovic..Jeder Satz, jede Phrase, jeder Augenblick zum Staunen und zum Danken. Mozart und seinen Interpreten.
ORF-Sendung - Freitag 7. Februar 19.30 Uhr Ö1
www.mozartwoche.at
Bild: ISM / Wolfgang Lienbacher