Aller guten Dinge sind fünf
MOZARTWOCHE / CAMERATA SALZBURG / FRANÇOIS LELEUX
27/01/20 Die Mozartwoche macht‘s möglich: alle Blasinstrumente, für die der Genius loci Konzerte komponierte, an einem Termin zu versammeln. Les Vents Français, dem Ensemble dem auch der Oboist François Leleux entstammt stellten am Sonntag (26.1.) die Solisten in einer Matinee der Camerata Salzburg.
Von Horst Reischenböck
Die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts war eine Blütezeit konzertanter Sinfonien. Die Solisten hatten gehobene Ansprüche an solche Werke, darum wusste auch Wolfgang Amadé – so er denn tatsächlich der Autor jener Sinfonia concertante Es Dur KV 297b für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Orchester ist, die unter seinem Namen überliefert ist. François Leleux, der mit der Camerata erst im Vorjahr am selben Ort hier Mozarts Oboenkonzert musizierte und auch aufnahm, freut sich offenkundig, dass in der Bläser-Concertante seinem von ihm spritzig geführten Instrument weitestgehend die Dominanz zubilligt wird (es könnte sein, dass Mozart ursprünglich an eine Flöte als führendes Instrument gedacht hatte). Solist und umtriebiger Leiter in Personalunion, agierte Leleux in bestem Einverständnis mit dem begeisternd mitziehenden Orchester und mit seinen Partnern: über dem tonschön sonoren Fundament von Gilbert Audins Fagott samtig butterweich das von Radovan Vlatković geblasene Horn und süß dahinschmelzend Paul Meyers Klarinette.
Brieflich hat sich Wolfgang dem Vater gegenüber in Bezug auf die Flöte nicht positiv geäußert, dies aber durch seine Werke widerlegt. Eher lästig ar ihm wohl der Auftrag für Flötenkonzerte und -Kammermusik in jenen Wochen des Jahres 1977, da er in Mannheim in pubertärer Liebe zu Aloysia Weber entflammt war. Immerhin transponierte er sein Oboenkonzert für die Flöte von C nach D-Dur KV 314, zur Freude von Spitzenkönnern wie Solist Emmanuel Pahud, der sich gleichermaßen den virtuosen Anforderungen stellte wie auch mit schier unendlichem Atem dem Adagio ergab.
Als Zugabe wirbelten alle fünf Mitglieder von Les Vents Français – Leleux, Pahud, Meyer, Vlatković und Audin – gemeinsam spielfreudig durch eins der witzigen, vor gut 90 Jahren entstandenen Trois pièces brèves von Jacques Ibert. Stürmisch akklamiert. Nach der Pause nochmals Emmanuel Pahud im originalen und noch anspruchsvolleren Flötenkonzert G-Dur KV 313.
Nach zwei Stunden war‘s noch nicht zu Ende, was einigen im Publikum anscheinend zu viel des Guten zu sein schien. Diese Ungeduldigen haben sich um eine in allen Momenten beschwingte Aufführung der „Linzer“ Sinfonie in C-Dur KV 425 gebracht. In nur fünf Tagen hat Mozart dieses Werk zu Papier gebracht, schier unglaublich. Im Kopfsatz animierte Leleux den Paukisten der Camerata hörbar, hieß ihn hingegen im Andante die Felle vorerst nur mit den Fingern traktieren. Nachdem sich alle behaglich ins Menuetto hinein gewiegt hatten, ging‘s festlich aufgedreht ins und durch das Finale. Mozart-Herz, was wolltest du noch mehr?