Lustvolle Wonne
MOZARTWOCHE / CHAMBER ORCHESTRA OF EUROPE / ANDREW MANZE
26/01/20 Die Orchesterkonzerte am Beginn der Mozartwoche kreisen allesamt um Wolfgang Amadés Bläserkonzerte. Zur ersten Matinee klinkte sich Freitag (24. 1.) das Chamber Orchestra of Europe mit mit dem oboisten François Leleux als Solisten im Großen Saal des Mozarteums in den Reigen ein und wurde geradezu euphorisch gefeiert.
Von Horst Reischenböck
Zum Auftakt gab‘s die Pariser Sinfonie in D-Dur KV 297. Andrew Manze, in jüngster Zeit öfter in Salzburg zu Gast gewesen, setzte in den umrahmenden Allegri auf deren ohnedies darin einkomponiert prall aufrauschende Festlichkeit. Mit großräumigen Gesten und ohne Taktstock stach er stattdessen mit ausgestreckten Zeigefingern in die Instrumentalgruppen und beschwor im Kontrast dazu zärtlich die Kantilene des gewohnten 6/8-Andante inmitten.
Danach konzentrierte sich die Aufmerksamkeit des Publikums auf den Franzosen François Leleux. Auch er ist hier längst kein Unbekannter mehr. Sein früher Kollege an der Salzach und Urheber von Mozarts einzigem Oboenkonzert, Giuseppe Ferlendis, muss ein ausgefuchster Könner gewesen sein. Vor allem in Hinblick auf damalige, kaum mit Klappen bestückte Instrumente. Das beweist übrigens nicht zuletzt auch Ferlendis eigenes, von ihm komponiertes F-Dur-Konzert, das sogar in frühere Ausgaben des Köchel-Katalogs Eingang fand.
Nur dem Genie Wolfgang war es gegeben, die gesanglichen Möglichkeiten noch weit mehr auszureizen. Das C-Dur-Konzert trägt jetzt anstelle KV 285d die Nummer KV 314, was Mozarts Umarbeitung für Flöte entspricht. François Leleux schwang sich virtuos gleich eingangs durch den Koloraturen-bestückten Kopfsatz. Danach sang er feinst abschattiert das Adagio, besser als es wohl jeder menschlichen Stimme möglich wäre. Den hinterfotzigen Humor des abschließenden Rondos kostete er genauso gezielt aus. Nach der aberwitzigen Zugabe von Monostatos‘ Arie „Alles fühlt der Liebe Freuden“ aus der „Zauberflöte“ kannte der Jubel dann überhaupt keine Grenzen mehr.
Als Schlusspunkt war die gleichfalls in C-Dur stehende Jupiter-Sinfonie KV 551 programmiert, Mozarts sinfonisches Opus ultimum. So wie hier inklusive aller erdenklicher Wiederholungen musiziert in ihrer zeitlichen Ausdehnung erst durch Ludwig van Beethovens „Eroica“ übertroffen. Andrew Manze machte kein Hehl aus seiner Sichtweise auf dieser Musik innewohnende Konflikte. Er heizte nach dem zügig und stürmisch genommenen Einstieg schon im Andante die dramatischen Episoden fast über Gebühr an. Nach den von den Mitgliedern des Chamber Orchestra of Europe prachtvoll ausgespielten Bläserepisoden im Trio des Menuetts ließ Mance dann vollends, eigentlich aber wiederum fast zu stark, die Korken um die Ohren knallen.