asdf
 

Durch den Bezirk der Noten irrte sie

MOZARTWOCHE / HÄNDEL-BEARBEITUNGEN

21/01/20 Händels Messias in der „Bearbeitung“ von Mozart und in der Regie des legendären Robert Wilson ist die szenische Hauptproduktion der Mozartwoche. Auf dem Programm steht mit der Ode auf die Heilige Caecilia eine weitere hoch reizvolle Mozart'sche Händel-Bearbeitung. Es spielen L'Arppeggiata und unter der Leitung von Christina Pluhar.

Von Heidemarie Klabacher

„Durch Harmonie, durch Himmels-Harmonie, entstand das ganze Weltgebäu. Durch Harmonie. Durch den Bezirk der Noten irrte sie, und die Oktave schloss zuletzt der Mensch.“ Auf Deutsch klingt es deutlich holpriger als im eleganten englischen Original, wo es sich sogar reimt: „... thro’ all the compass of the notes it ran,| the diapason closing full in Man“.

Text hin, Text her. Steht Georg Friedrich Händels Ode for St. Cecilia’s Day „From Harmony,

from Heav’nly Harmony“ HWV 76 auch im Schatten ihrer berühmteren und deutlich öfter aufgeführten oratorischen Geschwisterwerke, so ist sie dennoch ein wunderbarer Lobpreis auf die Patronin der Musik und auf die Musik selber. Kein Wunder, dass sich Mozart neben dem Messias auch die Cecilien-Oder „vorgeknöpft“ und „bearbeitet“ hat.

Wer war Cecila überhaupt? „Der legendarischen Überlieferung nach lebte im Rom des 3. Jahrhunderts eine junge Frau namens Caecilia. Sie wollte ihr jungfräuliches Leben Christus widmen, wurde aber von ihren Eltern an einen heidnischen Mann verheiratet“, schreibt Ulrich Konrad im Almanach zur Mozartwoche. „Am Hochzeitstag habe sie, als festliche Musik ertönte, in ihrem Herzen den Herrn mit den Worten angesungen, er möge ihr Herz und ihren Leib unbefleckt lassen, damit sie nicht verderbe. … Mit ihren Attributen, vorzugsweise einer Orgel, gelegentlich auch einer Geige, wurde sie nicht nur unzählige Male in der christlichen Kunst dargestellt, sondern an ihrem Gedenktag, dem 22. November, auch mit eigens für diesen Anlass geschaffenen Kompositionen ausgezeichnet.“

Besonders in England wurde seit dem dem späteren 17. Jahrhundert die Tradition der ,Caecilienoden‘ gepflegt. Dabei geht es keineswegs nur um die Heiligenverehrung: „Deren Texte behandeln immer wieder aufs neue vornehmlich die unvergleichliche Macht der Musik, eines Gottesgeschenks an die Menschheit.“ Viel kluge Psychologie ist auch dabei: „Geschildert wird mit Vorliebe die Wirkung bestimmter Instrumente und Musikarten auf das Empfinden von Hörrn.“ Es gibt viele solcher Lobpreis-Dichtungen auf die Musik. „Eine davon, aus der Feder des englischen Dichters, Dramatikers und Kritikers John Dryden nahm sich 1739 Georg Friedrich Händel zur Vorlage seiner Ode for St. Cecilia’s 'Day From Harmony, from Heav’nly Harmony'.“ Gedruckt wurde die Ode erst 1771, zwölf Jahre nach Händels Tod. Als Mozart 1790 seine „bearbeitende Hand an die Partitur legte“, habe er einen Auftrag von Gottfried Freiherr van Swieten, dem Präfekten der Wiener Hofbibliothek erfüllt: „Dieser organisierte über Jahre hinweg eine exklusive Konzertreihe, bei der hauptsächlich großbesetzte oratorische Werke erklangen.

Dafür hatte Mozart bereits einige Stücke, darunter den Messias, dem gegenüber den Lebzeiten Händels veränderten Geschmack seiner Gegenwart angepasst“, schreibt Ulrich Konrad im Almanach. Händels Musik habe, „bei aller Wertschätzung“ in den Ohren von Zeitgenossen des späten 18. Jahrhunderts doch ein wenig antiquiert geklungen, „eben wie ,alte‘ Musik“. Diese zu aktualisieren habe keinen Frevel am Original bedeutet, betont der Musikwissenschaftler. „Im Gegenteil, wurde es doch, ungewöhnlich genug, überhaupt noch für wert erachtet, nach einem halben Jahrhundert aufgeführt zu werden.“ Es ging um die Wirkung einer Musik im Hier und Heute: „Mozart sah seine Aufgabe darin, durch Zusätze von Bläserstimmen und Pauken, durch Ergänzungen in den Stimmen der Streicher … sowie durch Verzierungszeichen das Klangbild zu modernisieren.“ Den Respekt vor der Substanz des Händelschen Tonsatzes habe Mozart in jedem Moment bewahrt, betont Konrad. „Nicht zu verantworten hatte Mozart die eng der Vorlagestruktur folgende, aber stellenweise das Verständnis etwas verdunkelnde Übersetzung des englischen Textes.“

Die Mozartwoche von 23. Jänner bis 2. Februar - www.mozarteum.at
Bilder: dpk-klaba
Die Heiligen Caecilien stammen aus der Pfarrkirche Bad Gastein und aus dem Faistauer Foyer

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014