Trazom & sein angeborenes Genie
MOZARTWOCHE / CROSS OVER / SZENISCHES
10/01/20 Trazom! Pùnkitititi! Und Mozart durch den – Pardon – Mozart in The Wind. Die Konzerte der Mozartwoche von 23. Jänner bis 2. Februar werden viele Bläser- und Vokalwerke bringen. Sie werden also auch „Wind“ machen, sonst aber, Stichwort Only Mozart, recht klassisch ausfallen. Daneben will Intendant Rolando Villazón dem spielerischen Mozart viel Raum geben und auch die Marionetten mitspielen lassen.
Von Heidemarie Klabacher
„Ich möchte beides: ein Festival, zu dem jeder Mozart-Kenner gerne kommt, weil er bei uns die besten Interpreten erleben kann. Und eines, an dem die ganze Stadt teilhaben kann, bei dem jeder, der neugierig ist, etwas findet. Deshalb gehen wir an mehr Spielstätten als jemals zuvor bei der Mozartwoche und laden alle ein, Mozart in all seinen Facetten – ernst, traurig, verspielt, lustig – zu erleben“, sagt Rolando Villazón.
Trazom! Heißt die kunterbunte Reihe. Ein Klarinetten-Abend im Oval im Europark gehört dazu, die Lotería Mozartiana mit der Camerata Salzburg samt Mozart-Bingo und Musikalischem Spass KV 522 in der ARGEkultur oder dreimal Freiluft Serenata Mexicana mit Rolando Villazón und Mariachis. Er wolle mit diesen bunten Produktionen „den Staub von so manchem tradierten Mozart-Bild pusten“ und den Komponisten und Menschen Mozart „in einem schillernden Crossover von Musik, Tanz und Schau- bzw. Puppenspiel neu präsentieren“.
„Trazom“ ist ja nichts anderes, wie jeder Salzburger und jede Salzburgerin seit jeher weiß, als der Name „Mozart“ rückwärts gelesen. Über das Buchstabenspiel hinaus man aber auch, so Villazón, auf einen Mozart anspielen, „der schon mal auf den Kopf gestellt wird oder mit einem Augenzwinkern um die Ecke kommt“.
Die Produktion Mozart in The Wind gehört ebenfalls in die Reihe Trazom! Der junge Geiger, Komponist und Arrangeur Florian Willeitner wird an zwei Abenden in der Szene Salzburg sein Crossover zwischen Musik und Tanz und „Mozart im kulturellen Schmelztiegel des 21. Jahrhunderts“ präsentieren. Mit Willeitner auf der Bühne steht sein Ensemble Pool of Invention. Sie verknüpfen Irish Folk mit Klassik, Jazz und anderen Musikkulturen. Sie improvisieren auch. Florian Willeitner über Mozart in The Wind: „Es ist eine Entdeckungsreise durch Hauptaspekte von Mozarts Kunst sowie sein angeborenes Genie. Es geht um seine Nahbarkeit als Mensch, seine Nähe zur Volksmusik und seine hohe Reisefrequenz und seine Offenheit gegenüber Neuem.“ Auch der „letztlich erstaunliche Intellekt“ Mozarts und „die handwerkliche Perfektion seiner Kompositionen hinsichtlich Form und Kontrapunkt“ sind Willeitner, freilich nicht als erstem, aufgefallen.
Eines ist wirklich sehr anders in der Mozartwochen-Ära Villazón. Das sind die Titel mit Rufezeichen! Pùnkitititi! ist eine der drei szenischen Produktionen der Mozartwoche 2020 (Die beiden anderen sind der Messias in der Inszenierung von Robert Wilson im Haus für Mozart und die Sprechtheaterproduktion Mozart Moves! Sieben Dramolette im Landestheater.) Auch Pùnkitititi! befindet sich im magischen Dreieck von Musik, Marionetten- und Schauspiel. Inspiriert von Kompositionen Mozarts begebe sich das Publikum mit Pùnkitititi! im Marionettentheater auf eine phantasievolle musikalische Reise zu sich selbst, verspricht der Intendant. Im Mittelpunkt des Marionettenspiels stehe ein Künstler, der in einer Sinn- und Identitätskrise steckt und sich fragt: „Weshalb lohnt es sich, morgen früh wieder aufzustehen?“
Der Künstler und Designer Doug Fitch setzt das Ganze in Szene, in Zusammenarbeit mit, wiederum, Florian Willeitner. Dieser hat dazu „Kompositionen nach Mozart“ geschrieben: Am Anfang sei eine musikalische Schatzsuche, die Sichtung von vielen tausenden Takten Musik gestanden. Eine zentrale Rolle spielt die nur in Fragmenten erhaltene Faschingspantomime Pantalon und Columbine KV 446: „Im Original erhalten sind lediglich einstimmige melodische Abschnitte und einige Wortfetzen zur Handlung, die im Ganzen wenig Sinn ergeben“, so der Mozart-Arrangeur. „Es war also mein Ziel, die Handlung möglichst durchgängig zu vertonen und die einzelnen Handlungsabschnitte miteinander zu verbinden.“ Für ihn sei das Projekt eine „Hommage an den unendlichen Erfindergeist Mozarts“.