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Mozart-Gipfel mit Geheimnistiefe

MOZARTWOCHE / CAPPELLA ANDREA BARCA / ANDRAS SCHIFF

27/01/19 Nach dem zweiten Konzert der Cappella Andrea Barca gab's die Goldene Mozart-Medaille. Und zuvor, am Samstag- und Sonntag /26./27.1.) Vormittag, war – quasi am Jubiläumstermin – zu erleben, wie hoch der Gipfel ist, den man im Verlauf von zwei Jahrzehnten erklimmen kann.

Von Reinhard Kriechbaum

Pardon, Cecilia Bartoli, aber diesmal muss unbedingt zuerst von Sir András Schiff und seinem Orchester die Rede sein. Die gemeinsame Schiffahrt auf der imaginären Andrea Barca hat 1999 in Salzburg begonnen, erst einmal für die Gesamtaufführung der Mozart-Klavierkonzerte. Aus sieben Jahren sind zwei Jahrzehnte geworden, denn die Stiftung Mozarteum ist seit je her ein ur-verlässlicher Partner von Musikern und Ensembles. Auch wenn Sir András mit seinem aus Kollegen-Intimi gebildeten Orchester unterdessen gar nicht selten anderswo unterwegs ist, vom eigenen Festival Omaggio a Palladio in Vicenza über Luzern bis in die USA, ist die Mozartwoche doch ein Nukleus für ihn und sein Ensemble geblieben. Im Mozartwochen-Kalender auch einer der seit zwanzig Jahren verlässlich rasch ausverkauften Termine.

Andras Schiff, dieser leidenschaftliche Kammermusiker, setzt mit der Cappella Andrea Barca längst interpretatorische Referenzmarken. Diesmal etwa am Beispiel des Klavierkonzerts B-Dur KV 450: Behutsam geht er das eröffnende Allegro an, entwickelt aus dem konturenstark gestanzten Holzbläsersatz all die lyrischen Metamorphosen und Gegenstimmen. Das mit einer gewissern Schwermut extemporierte Andante „macht“ András Schiff nicht, sondern er lässt es von den Streichern herbeizaubern. Doch die ultimative Denkwürdigkeit dieser Interpretation war der Finalsatz, nicht bloß ob der vordergründig-launigen Dialoge mit der Solooboe (Louise Pellerin). Faszinierend herausgezeichnet waren manch rhythmische Auffälligkeiten, so überhaupt nur umzusetzen, wenn die Stimmführer im Orchester sich quasi als Sub-Dirigenten mit spitzen Ohren für die Partnerschaften und Allianzen emanzipieren.

Die Cappella Andrea Barca wird im Streichercorps maßgeblich mitgeformt durch eine vom Concentus Musicus Wien geborgte Gruppe um den Konzertmeister Andreas Höbarth. Im Grunde führt Schiff mit seinem Orchester das fort, was Sándor Végh einst mit der Camerata Salzburg so beispielhaft vorgeführt hat: Die Verbindung des Corpsgeists erfahrener Kammermusiker mit dann doch an den Solopulten sehr individuellen Duftmarken.

Auch nach der Pause ein Rondo-Erlebnis der besonderen Art, im Konzert G-Dur KV 453. Da gab es betörende Interaktion, aber auch geradezu verstörende, rhythmisch experimentell anmutende, „offene“ Passagen. So deutlich wird man auf Mozarts Kühnheiten selten aufmerksam gemacht.

Vor der Pause drei Dialoge mit Cecilia Bartoli, die exemplarisch vorgezeigt hat, dass sie Charisma und – auch von ihrer Seite – kammermusikalisches Sich-Zurücknehmen wie selbstverständlich in Einklang bringt. Man nehme nur das Arien-Rondo Non temer, amato bene KV 505, das Mozart für seine erste Susanna, Nancy Storace, und sich als Pianisten komponiert hat. Kann gut sein, dass die Storace auch so eine Art Bartoli war, die ihre Koloratuiren zwar ausreizt, als ob sie von Rossini zugespitzt wären, diese aber zugleich punktgnau festmacht an den nicht minder klar konturierten lyrischen Linien des Soloklaviers. Vielsagend und spannend.

Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

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