Mit Feuer und Schwung
MOZARTWOCHE / CAMERATA SALZBURG / WIDMANN
04/02/18 Immer wieder ein Vergnügen, Jörg Widmanns „Con Brio“ zu hören. Da wird Beethoven herbeizitiert, oft beinah „wörtlich“. Doch pochende Pauken und aufbrausende Symphonik werden meist schon nach einem Akkord wieder hinweg gefegt und in die Gegenwart zurückgeholt.
von Heidemarie Klabacher
Jörg Widmann, dem bei der heute Sonntag (4.2.) zu Ende gehenden Mozartwoche eine kleine Personale gewidmet war, hat „Con Brio“ 2008 im Auftrag des Bayerischen Rundfunks für das BR Symphonieorchester als „Dialog mit Beethoven“ geschrieben und 2013 für eine kleinere Besetzung bearbeitet. Mit der reduzierten Fassung der „Konzertouvertüre für Orchester“ machte am Samstag (3.2.) die Camerata Salzburg unter der Leitung des Komponisten Furore. So viel Spaß – im besten Sinne – kann zeitgenössische Musik machen.
Besonders spannend war es, das – immer wieder aufgeführte – launige „Con brio“ nur einen Tag nach der Österreichischen Erstaufführung des Klarinettenquintetts von Jörg Widmann zu hören. „Spielt“ der Komponist in der Konzertouvertüre mit leichter frecher Hand mit erkennbarem Original-Material Beethovens, verzichtete er für das Klarinettenquintett auf jegliches wörtliche Mozart-Zitat und beschwor dennoch bewegend und überzeugend eine vertraute Klangwelt. Spannend – wie jede Begegnung sowohl mit schon bekannten wie auch den jeweils neuesten Werken Widmanns.
Sechs Streicher der Camerata fegten mit „180 beats per minute“ voll Lust und Freud‘ und mit mitreißendem Drive durch das Streichsextett Widmanns, ein „Jugendwerk“ des Komponisten aus dem Jahr 1993. Mit Carl Maria von Webers Concertino Es-Dur für Klarinette und Orchester op. 26 ließ der Klarinettist Widmann sich hören – die klagende große Geste des Andante auskostend, wie das doch recht banale Allegro delikat veredelnd und das spritzige Allegro virtuos aufschäumen lassend.
Mozarts Symphonie g-Moll KV 550 in der Fassung mit Klarinetten – von Jörg Widmann mit Präzision, vorwärtsdrängendem nervösem Elan bei zielgerichtetem Blick für die musikalischen Bögen geleitet – beschloss eine spannende Matinee, in der freilich die Arie des Sesto „Parto, ma tu ben mio“ Nr. 9 aus „La clemenza di Tito“ KV 621, untadelig gesungen von Olivia Vermeulen, dramaturgisch ins Leere zielte.
Hörfunkübertragung am 20. Februar, 14.05 Uhr, Ö1
Bilder: ISM/Wolfgang Lienbacher