Virtuose „Hausmusik“
MOZARTWOCHE / SCHUMANN QUARTETT / KIT ARMSTRONG
31/01/18 Nicht Robert, sondern Erik, Ken und Mark Schumann! Namensträger des Ensembles, das zur Matinee am Dienstag (30. 1.) seine Visitenkarte in Salzburg abgab, sind drei Mitglieder des Schumann Quartetts. Kit Armstrong am Klavier stand der Formation kammermusikalisch zur Seite.
Von Horst Reischenböck
Mehrfachverwertung war für Komponisten immer schon ein probates Mittel, zusätzliche Einkünfte zu lukrieren. Die erste Trias an Klavierkonzerten, die Wolfgang Amadé Mozart zur Subskription in Wien anbot, war jedoch nicht in von ihm gewünschtem Maß erfolgreich, trotz der Möglichkeit, diese auch durch ein Streichquartett begleitet intim in häuslicher Umgebung auszuführen. Sprich: „A quattro“, ohne „ad libitum“ füllende Bläserstimmen. Gehörte damals Klavierunterricht zum unverzichtbar guten Ton bürgerlicher Gesellschaft, gehört dergleichen heutzutage eher zu den Ausnahmefällen. Sogar im jetzigen Konzertbetrieb fristet die authentische Ausführungsmöglichkeit mit Quartett eher ein Schattendasein.
2007 fanden in Köln die Brüder Erik, Ken und Mark Schumann, zwei Geiger, ein Cellist, zu gemeinsamem Musizieren zusammen. Mit Liisa Randalu an der Bratsche dann zum eben Schumann Quartett formiert, holten sie sich beim Alban Berg Quartett entsprechenden Feinschliff: ein nicht gering zu schätzendes Vorbild, das sich auch unüberhörbar in ihrer Interpretationshaltung niederschlug.
Der Einstieg ins erste Allegro des Konzerts in A-Dur KV 385p (414) gelang nahezu gelang. Wobei der Pianist Kit Armstrong als Partner am Steinway darauf verzichtete - wie früher durchaus üblich - den Bass mit der Linken mitspielend zu verstärken. Seines Soloparts versicherte er sich vom Notebook her. Er sah sich spürbar nicht als Kammermusikpartner, sondern ließ im weiteren Verlauf keinen Zweifel daran, dass es sich seiner Meinung nach um ausgewachsenes Konzertieren handelt. Das bewiesen nicht zuletzt vor allem seine eigenen eher merkwürdig ausufernden Kadenzen. Genauso nach der Pause im Es-Dur-Gegenstück KV 449, von Mozart selbst als „ein Concert von ganz besonderer art, und mehr für ein kleines als grosses Orchester geschrieben“ bezeichnet.
Der Höhepunkt war jedoch zwischen diese beiden Werke eingebettet: eine Rarität von Carl Philipp Emanuel Bach, das Concerto a-Moll per il cembalo concertato accompagnato da due violini, violetta e basso Wq 26. Das lässt sich durchaus als Solokonzert interpretieren. Auf ähnlich aufhorchen Machendes wird die nächsten fünf Jahre leider zu verzichten sein! Ein Stück typisch für den zweitälteste Bach-Sohn, der auch Mozart beeinflusste. Typisch vom ersten Tutti an das verstörend aufwühlende Allegro assai, ein Paradebeispiel für den Sturm und Dran, voll leidenschaftlicher Intensität, furios von innerer Unruhe getrieben. Dazu kommen unerwartete Modulationen, an die Vater Johann Sebastian nie zu denken gewagt hätte. Hier trafen sich die Fünf am Podium einvernehmlich in einem Geiste.
Bild: ISM / Wolfgang Lienbacher