Drei Teile, zwei Pausen, kein Problem
MOZARTWOCHE 2019 / ROLANDO VILLAZÓN
26/01/18 Ein Pressetermin mit Rolando Villazón ist immer eine Performance. Der Tenor, der ab 2019 die Mozartwoche künstlerisch verantworten wird, steckt beinah zwingend an mit seiner Begeisterung und seiner funkensprühenden Leidenschaft für die Sache, die dafür die nächsten fünf Jahre heißen wird: Nur Mozart. Und zwar wirklich nur Mozart.
Von Heidemarie Klabacher
András Schiff, Robert Levin, das Hagen Quartett und viele andere, mit denen man rechnet, sind dabei. Nicht gerechnet, bei der ab 2019 von Rolando Villazón geleiteten Mozartwoche, hat man etwa mit der Truppe La Fura dels Baus oder mit mexikanischen Mariachis, die zu Mozarts Geburtstag mit ihren Gitarren um die Häuser ziehen werden. Meisterkoch Alfons Schuhbeck überrascht da gar nicht mehr so sehr.
45 Veranstaltungen wird es geben (28 sind es heuer). Gespielt wird an so vielen Spielstätten wie noch nie bei einer Mozartwoche: „Und das war auch ein Ziel“, so Villazón. Er will, dass wirklich „die ganze Stadt Mozarts Geburtstag feiert“. ARGEkultur, Republic, Marionettentheater, Landestheater, werden neben den herkömmlichen Stätten bespielt, fünf Termine gibt es allein im Oval im Europark, „fast an jedem Tag der Mozartwoche mit dem Ensemble Catapult“.
Wenn Villazón auf die langweilige Frage nach dem Geld goldig erklärt, man – also die Stiftung – fürchte sich nicht vor der Herausforderung, so ist ihm dramaturgisch doch klar: „Um dieses Fünf-Jahre-Abenteuer zu schaffen, braucht es eine klare Struktur.“ Die Themen für alle fünf Jahre stünden schon fest. Immer dabei sein werde das Klavier, Mozarts ureigenstes Instrument, „Mozarts Stimme“. In jeder seiner fünf Mozartwochen wird es eine szenische Produktion geben (drei sind es übrigens 2019). Gehen werde es auch um „unerwartete Projekte, nicht nur erwartbare bekannte Werke“, betont Villazón. Immer zurückgreifen werde man „auf unseren größten Luxus“, auf die fünf Partnerorchester Wiener Philharmoniker – „Die Programme stehen schon für alle fünf Jahre“ – auf das Mozarteum Orchester und die Camerata Salzburg – „Die werden hoffentlich noch viel wichtiger als bisher“ – auf das Mahler Chamber Orchestra und das Chamber Orchestra of Europe, die jeweils einen zentralen Platz einnehmen werden. Das fünfte Orchester? Das Mozartkinderorchester der Stiftung solle noch mehr als bisher ins Licht gerückt werden. Tatsächlich ist dessen Auftritt ins Herz der Mozartwoche gerückt, auf Mozarts Geburtstag am 27. Jänner, Rolando Villazón wird nicht nur moderieren, sondern mit Kolleginnen und Kollegen auch singen, und eine „Visual Intervention“ soll es auch geben.
A propos Visual intervention: Für ein projekt "T.H.A.M.O.S." - jeder Buchstabe ist wohl wichtig im Titel der Oper, in die noch Musik aus der "Zauberflöte" und aus "Zaide" hinein kommt - ist die Gruppe "La fura dels Baus" unter Vertrag, Im Marionettentheater macht man "Bastien und Bastienne" und den "Schauspieldirektor", im Landestheater wird es eine Ballettgala mit dem Titel "Mozart moves!" mit unterschiedlichsten Choreographien geben.
Sir András Schiff und Daniel Barenboim werden mit zentral vertreten sein. Auch deren Programme stünden für alle fünf Jahre schon fest, so Villazón. Ein Schwerpunkt 2019 werden Chorwerke bilden: Betulia Liberata, Davide Penitente, die c-Moll-Messe und die Waisenhaus-Messe sowie das Requiem stehen auf dem Programm, dazu kommen unzählige Vokal-Beiträge von allem, was sängerisch Rang und Namen hat – von Laura Aikin und Cecilia Bartoli über Sandrine und René Pape bis zu Krassimira Stoyanova und Raomón Vargas. Und Villazón singt auch.
„Neue Formate und wunderbare Kollaborationen“: Ein überlanges Akademiekonzert wie zur Mozartzeit - „drei Teile, zwei Pausen, kein Problem“ – ist geplant, ein Ballettgala samt Breakdance im Landestheater (zu Musik von Mozart natürlich), „Bastien und Bastienne“ und „Der Schauspieldirektor“ mit Orchester und Sängern im Marionettentheater, Pantomime im Republic... „Mozart liebte Pantomime. Ich liebe Pantomime. Sie werden Pantomime lieben.“ – Was soll man da noch sagen?
Aufgemischt hat Rolando Villazón kräftig. Das ist immer gut. Wie es sich anlassen wird, nach all den Jahren kopfig-dramaturgischer Programme mit subtilen Bezügen Mozarts zur Moderne, wieder einmal „nur Mozart“ zu erleben, wird spannend. Am Enthusiasmus mangelt es nicht. Man nimmt es Villazón einfach ab, wenn er schwärmt von der verbindenden Kraft der Musik Mozarts, welche die Menschen zusammen bringt. Ansprechen woller, so Villazón, jedenfalls alle: Das „klassische“ Mozartwochenpublikum, das so viel kennt und hohe Ansprüche mitbringt; jenes Publikum, das mehr über Mozart erfahren will; und jenes, das mit Klassik bislang gar nichts am Hut hatte: „Unser Programm ist reich und spielerisch und spricht zu vielen verschiedenen Menschen und vielen verschiedenen Geschmäckern.“