Mozart am nächsten
MOZARTWOCHE / MOZARTS INSTRUMENTE
22/01/18 „Was wäre ein Musiker ohne seine Instrumente? Bei Mozart dürfte es seit seiner Kinderzeit kaum einen Tag gegeben haben, an dem er nicht aktiv musiziert hätte. Glücklicherweise sind einige der Instrumente, auf denen er gespielt hat, bis heute erhalten geblieben.“ Fünf Konzerte der Mozartwoche 2018 werden auf Mozarts Instrumenten gespielt.
Von Heidemarie Klabacher
„Zwar hat jeder Gegenstand, den Mozart auch nur ein einziges Mal berührt hat, in den Augen der Nachwelt eine besondere Aura, aber die Instrumente, die er selbst besessen und über Jahre verwendet hat, helfen uns in besonderer Weise, seine Musik zu verstehen“, schreibt Ulrich Leisinger im Almanach der Mozartwoche 2018. „Mozart hat seine Kompositionen nämlich genau auf die klanglichen Besonderheiten dieser Instrumente abgestimmt. Sie können uns somit noch heute viel über seine Klangvorstellungen verraten. Diese Hörerfahrungen sind auch für die Interpreten und das Publikum bei Aufführungen mit modernem Instrumentarium aufschlussreich.“ So Ulrich Leisinger, seit 2005 Leiter des wissenschaftlichen Bereichs an der Stiftung Mozarteum Salzburg, Arbeitsstellenleiter für die Neue Mozart-Ausgabe (NMA) sowie Projektleiter für das Nachfolgeprojekt Digitale Mozart-Edition (DME).
Insgesamt fünf Konzerte werden bei der am Freitag (26.1.) beginnenden Mozartwoche von namhaften Künstlern auf Mozarts Originalinstrumenten bestritten. Welche Instrumente sind es also, die mit ihrer klanglichen Aura die Mozartzeit beschwören?
Da ist zunächst Mozarts Hammerklavier. „Das 223 Zentimeter lange und nur hundert Zentimeter breite Instrument ist unsigniert, kann aber mit großer Sicherheit dem ‚Orgelbauer und Instrumentmacher‘ Anton Gabriel Walter (1752–1826) in Wien zugeschrieben werden“, schreibt Ulrich Leisinger. Der Flügel gehört zu den ältesten erhaltenen Instrumenten Walters und dürfte um 1782 entstanden sein. Er habe einen obertonreichen, silbrigen Klang und – im Vergleich mit dem modernen Konzertflügel –überraschend deutliche Basstöne.
„Das Instrument stammt nachweislich aus dem Besitz von Wolfgang Amadé Mozart. Dieser hat das Instrument schon vor 1785 als Konzertinstrument erworben und regelmäßig bei seinen Akademien in verschiedenen Wiener Konzertsälen eingesetzt.“ Die meisten Werke für oder mit Klavier aus Mozarts Wiener Zeit dürften an diesem Instrument entworfen oder zum ersten Mal gespielt worden sein, so Ulrich Leisinger. Constanze Mozart schickte den Hammerflügel um 1810 zu ihrem ältesten Sohn Carl Thomas nach Mailand. Dieser schenkte es anlässlich des 100. Geburtstages seines Vaters im Jahre 1856 dem damaligen „Dommusikverein und Mozarteum“, dem unmittelbaren Vorläufer der Stiftung Mozarteum Salzburg.
Mozarts Salzburger Konzertvioline ist nach dem Vorbild der berühmten Instrumente aus der Werkstatt des Jacobus Stainer, wahrscheinlich von einem Mitglied der Geigenbauerfamilie Klotz in Mittenwald, im frühen 18. Jahrhundert gebaut worden. „Da das Instrument schon früh wie eine Reliquie behandelt wurde, blieb ihm das Schicksal der meisten alten Meistergeigen erspart. Diese wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts umgebaut, um einen größeren Klang zu erzielen und auch das neuere Violinrepertoire seit Beethoven und Paganini spielen zu können“, berichtet Ulrich Leisinger. Das Instrument befinde sich somit in allen wesentlichen Teilen in seinem ursprünglichen Zustand. „Zum Mozart-Jahr 1956 konnte das Instrument durch die Stiftung Mozarteum Salzburg von einer Apothekerfamilie in Schwanenstadt käuflich erworben werden.“
Ein Überraschungspaket kam im Herbst 2013 in der Schwarzstraße an. Da hat die Stiftung von Frau Nicola Leibinger-Kammüller aus Stuttgart überraschend eine Violine von Pietro Antonio Dalla Costa aus dem Jahre 1764 geschenkt bekommen. Mozart hat diese Geige in seiner Wiener Zweit gespielt: „Er komponierte dort für sich und seine Braut Constanze Weber mehrere Sonaten für Klavier und Violine.“ Von Pietro Antonio Dalla Costa erhalten sind vor allem Geigen, die zwischen 1733 bis 1768 in Treviso gebaut wurden. „Constanze Mozart hatte das Instrument offenbar bereits 1799 mit dem musikalischen Nachlass ihres Mannes an Johann Anton André in Offenbach verkauft“, berichtet Ulrich Leisinger im Almanach: „Kurz vor seinem Tod gab dieser das Instrument angeblich mit den Worten ‚Diese Violine stammt aus Mozarts Nachlass und Mozart hat sie immer gespielt. Ich habe sie von Mozarts Witwe gekauft‘ an Heinrich Henkel weiter. Aus dem Besitz der Familie Henkel kam das Instrument im Jahre 1909 an die Geigenbauerfirma William E. Hill in London und galt seit der Auflösung der Firma Anfang der 1980er-Jahre als verschollen.“
Und noch ein Streichinstrument gibt es in den wohltemperierten Schatzkammern der Stiftung Mozarteum: „Das Instrument, das heute als Mozarts Viola angesehen wird, weist einen kaum noch lesbaren Zettel auf.“ Sie sei das Werk eines unbekannten norditalienischen Meisters aus dem frühen 18. Jahrhundert. „Leider wurde die Viola, die ursprünglich überdurchschnittlich groß dimensioniert war, im 19. Jahrhundert verkleinert. Der noch immer sonore Ton der Viola lässt die Klangpracht des Instruments, wie Mozart es in Wien in der Kammermusik mit Musikerkollegen und Freunden gespielt hat, erahnen.“ Nach Mozarts Tod gelangte das Instrument an einen Wiener Rechtsanwalt und Amateurmusiker, seither lasse sich die Provenienz des Instruments genau verfolgen, 1966 wurde es von der Stiftung Mozarteum aus amerikanischem Privatbesitz angekauft.