Frühlingskonzert im Winter
MOZARTWOCHE / OENM
07/02/17 Es gibt – seltener als man meinen möchte – Konzerte, die glücklich machen. Klingende Stimmungs-Aufheller. Rezeptfrei. Von lang anhaltender Wirkung. So war das Konzert des oenm – des Österreichischen Ensembles für Neue Musik – am zweiten Samstag der Mozartwoche.
Von Heidemarie Klabacher
Eröffnet wurde der Frühlingsnachmittag des Winterfestivals in der Großen Aula mit der „Sydenham Music“ von Johannes Maria Staud. Dem 2007 komponierten Stück für Flöte, Viola und Harfe liegt ein Gemälde von Camille Pissarro aus 1871 zugrunde, ohne dass es eine bebildernde Programm-Musik wäre. Auf dem fast ein wenig „überbelichtet“ wirkenden Gemälde scheint ein Sommernachmittag den Atem anzuhalten: Diese Stimmung vermittelten auch die drei Solisten des oenm mit den schillernden Klängen von Flöte, Viola und Harfe. Das ist die Besetzung des Debussy-Trios. Aber auch abgesehen von der „Hardware“ vermittelten das Werk und seine luzide Wiedergabe impressionistische Farbigkeit und Intensität. Das gilt sinngemäß auch für Johannes Maria Stauds „Lagrein“, obwohl dieses 2008 geschriebene Stück für Violine, Klarinette, Violoncello und Klavier wesentlich „diesseitiger“ und dynamischer ist.
Ein Virtuosenstück für die Flötisten ist Henri Dutilleux' frühe „Sonatine“ für Flöte und Klavier aus 1943. Sie klinge noch gar nicht nach „seiner“ Musik hat der 2016 verstorbene Komponist immer gesagt und sich gegen Aufführungen und Aufnahmen gewehrt. Vergeblich: Dass sich die Flötisten das tatsächlich beinahe rein impressionistisch wirkende, immer bewegter und weiter ausgreifende Werk nicht ausreden lassen, ist nur zu gut verständlich.
Zwei Zentren hatte dieses vergleichsweise kurze und doch so inhaltsreiche Konzert. Das erste war Mozarts „Adagio“ aus der Sonate F-Dur für Klavier KV 280, das zunächst im Original erklang und dann in der so behutsamen wie eindrücklichen Bearbeitung von Arvo Pärt. Er lässt Violine und Violoncello das Mozart-Original mit einfachen aber markanten Intervallen und Akkordfolgen kommentieren. Welche Freude: Arvo Pärts „Spiegel im Spiegel“ aus 1978 erklang in der Großen Aula ebenfalls - in einer Fassung für Violoncello und Harfe: große aufblühende Töne und schlichte zerlegte F-Dur Dreiklänge auf der Harfe gespielt fast noch überirdischer denn auf dem Klaver : Die die Zeit steht still.
Das zweite Zentrum entwickelte die Sopranistin Claire Elizabeth Craig mit glasklar und textdeutlich gesungenen Lyrik-Vertonungen von Elliot Carter, den „Three Poems of Robert Frost“ für Singstimme und Klavier aus 1942 und den „Poems of Louis Zukofsky“ für Klarinette und Sopran. Zwei kleine Zyklen, die auf weitere Begegnungen mit dieser jungen Sängerin gespannt machen.