Erfrischendes Morgenbad
MOZARTWOCHE / CAMERATA, LELEUX, TAMESTIT
03/02/17 Zusammen mit der Camerata Salzburg ließen François Leleux und Antoine Tamestit die Matinee am Lichtmesstag (2.2.) zum hoch erfrischenden musikalischen Morgenbad werden, das eventueller Winterschläfrigkeit im Nu den Garaus machte.
Von Elisabeth Aumiller
Zwischen Mozarts „kleiner“ g-Moll Symphonie KV 183 und seiner „Pariser Symphonie“ KV 297 standen im Zentrum zwei Konzertstücke von Johann Nepomuk Hummel, die zum köstlichen „Hummel-Höhenflug“ wurden. Da die Bratsche meistens nur als Orchesterinstrument zum Einsatz kommt, ist die Sololiteratur dafür eher dünn gesät. Antoine Tamestit adelt in seinem Spiel die Bratsche zum wunderbaren Soloinstrument. Hummels Potpourri (Fantasie) g-Moll für Viola und Orchester op. 94 ist ein musikalischer Spaß, in dem Tamestit seine Qualitäten glänzend zum Tragen bringt. Warm und rund im Ton beginnt er die Grave-Einleitung, empfindsam und elegant gestaltet er feine Lyrismen und witzig, flott und farbig mischt er die Variationen in dem Mozart-durchtränkten Potpourri auf. Hummel war bekanntlich Mozarts Schüler und zitiert in der improvisatorisch anmutenden Bratschen-Fantasie seinen Meister auf das Köstlichste mit Anklängen aus „Don Giovanni“ und „Le nozze di Figaro, schwenkt aber auch zu Rossinis „Tancredi“. Es ist ein virtuoses Gemisch bunter Facetten und Stimmungen, das Tamestit und mit ihm die Camerata unter der Leitung von François Leleux zum heiteren Hörvergnügen machen. Unter großem Applaus holt dann Leleux schnell seine Oboe und als erste Zugabe spielen der Bratscher und der Oboist Papageno-Variationen aus der „Zauberflöte“.
In Hummels Introduktion, Thema und Variationen für Oboe und Orchester op. 102 ist es nun an Leleux, mit seiner Oboe zu glänzen. Die variierten Sätze seien eigentlich eine Bearbeitung des Klavier-Nocturnes, erläutert das Programmheft. Wieder ist die Einleitung langsam, diesmal in melancholischem Adagio, fast romantisch anmutend. Leleux spannt feinste lyrische Bögen auf bewundernswert langen Atemphrasen und entlockt der Oboe ein Fülle irisierender Farben. Das Opus ist ein ansprechendes Stück, das dem Solisten jede Möglichkeit zum Brillieren gibt. Der Oboist führt einen lebendigen Dialog mit dem Orchester, das an Intensität nicht nachsteht, nach Kräften unterstützt vom Konzertmeister Gregory Ahss. Leleux lässt die Töne in bravourösem Tempo über die ganze Skala sausen bis hinauf zum höchsten Pfeifton. Große Fingerfertigkeit, hohe Atemkontrolle, verfeinerte Musikalität und auch forsche Rasanz zeichnen sein Spiel aus: Eleganz und Raffinement, von lyrisch über feierlich empfindsam bis zu lustvoller Heiterkeit, wie lustiges Vogelgezwitscher klingend. Leleux ist ein magischer Unterhalter, der ein Lächeln auf die Gesichter seiner Zuhörer zu zaubern versteht und zuletzt einen Beifallssturm entfacht. Zur Zugabe eilt sogleich Tamestit mit der Bratsche herbei und dann singen die beiden auf ihren Instrumenten „Ach ich fühl's“, die Arie der Pamina aus der Zauberflöte.
Dass die Camerata ihren Mozart kennt, ist kein Geheimnis. François Leleux bringt sich als Dirigent voller Verve ein und motiviert die Musiker mit deutlicher und schwungvoller Gestik zum ebenso frischen wie konzentrierten Musizieren. Bei den Orchestersoli der Oboe in der g-Moll-Symphonie nimmt sich der Dirigent Zeit, lässt atmen und gibt dem Oboisten Gelegenheit zu stimmungsvoller Kantilene. Auch die anderen Bläsersoli dürfen brillieren, das „Naturblech“ übertreibt nicht, sondern bleibt im Gesamtklang integriert.