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MOZARTWOCHE / LES MUSICIENS DU LOUVRE / MARC MINKOWSKI

01/02/17 Der Dienstagvormittag (31.1.) war dazu angetan, nicht nur Originalklang-Fans zu begeistern. Marc Minkowski, während der Matinee mit der Goldenen Mozart-Medaille ausgezeichnet, beflügelte seine Les Musiciens du Louvre. Ihm zur Seite Johann Hinterholzer als phänomenaler Solist.

Von Horst Reischenböck

Was wäre die Musikwelt ohne Paris? Der Auftrag seitens der von liberalen Freimaurern betriebenen Concerts de la Loge Olympique mit seinem damals Europas größtem Orchester gab Joseph Haydn Ansporn zur Komposition neuer Sinfonien, deren erste drei wohl auch Wolfgang Amadé Mozart zur Beschäftigung, zu seiner letzten Trias animierten.

Auf unterschiedliche Beinamen, die nicht von Haydn stammen, darf man getrost vergessen: Ihm spukte beim Seitenthema im Kopfsatz der g-Moll-Sinfonie Hob. I:83 „La Poule“ gewiss nicht das Gegacker einer Henne durch den Kopf, vielmehr verdeutlichte er durch den Kontrast zu den bohrenden Dissonanzen des Beginns das formale Konzept. Durch das stürmte Marc Minkowski nicht bloß aufrüttelnd furios hindurch, stieß den Taktstock nebst Schwerthieben in Richtung Orchester, sondern versenkte sich differenziert und mit liebevoller Hingabe in die raffinierten Details der Vorlage. Ins Andante schlich sich dann berührend keusch Annie Laflamme mit ihrer Holzflöte ein. Saftig ausgespielt provozierte das Allegretto-Menuett und Finale ersten Beifallorkan.

Les Musiciens du Louvre sind international besetzt, aus zehn zehn Ländern kommen sie. Ihr Konzertmeister und mittlerweile auch erster Gastdirigent Christoph Koncz kommt von den Wiener Philharmonikern, am vordersten Pult der Zweiten Geigen sitzt Herbert Lindsberger aus Reihen des Mozarteumorchesters. Dort verdiente sich auch Solist Johann Hinterholzer erste Sporen, ehe zur Camerata Salzburg wechselte. In Mozarts letztem Hornkonzert in Es-Dur KV 447 strafte er vor der Pause seine eigene Aussage Lügen: nannten er und Kollegen doch Naturhorn wegen des spieltechnischen Risikos eine „Glücksspirale“. Mit schier unendlichem Atem, locker über den Umfang seines Instruments hinweg und dynamisch differenziert im Ausspielen der offenen und gestopften Töne, durchmaß er die Sätze und ließ die Kadenz als zusätzlichen Gag zweistimmig ausfließen. Die bejubelte Zugabe bildete dann Wolfgangs Rarität eines seiner zwölf beim Kegelspiel komponierten Hornduos KV 496a (487) zusammen mit Orchestermitglied Christian Binde.

Haydn reichte seinem ersten halben Dutzend „Pariser Sinfonien“ noch drei weitere nach, deren erste in G-Dur Hob. I:88 den Beleg für erneuten kompositorischen Schub darstellt. Nach der Pause setzte Marc Minkowski entsprechend dramatisch gewichtige Akzente, legte im Largo gedankliche Verbindungen zu Franz Schubert frei und trieb das Finale zu virtuos geistvollem Ende. Ausgangspunkt zu Haydns anschließendem „Londoner“ Set: Mit dem Schluss der letzten Sinfonie Nr. 104 entließ Minkowski seine Zuhörer beglückt in den Mittag.

Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

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