Einer für alles
MOZARTWOCHE / FAZIL SAY
20/01/17 Gleich zwei Konzerte an prominenter Stelle bestreitet der 1970 in Ankara geborene Pianist bei der Mozartwoche 2017. Fazil Say ist seit seinem Haydn Sonaten-Abend bei den Salzburger Festspielen 2003 immer wieder zu Gast in Salzburg. Der Stiftung Mozarteum ist der vielseitige Pianist, Komponist und Dirigent seit 2011 eng verbunden.
Von Heidemarie Klabacher
Sein erster Klavierlehrer - Mithat Fenmen, ausgebildet bei Alfred Cortot in Paris – hat ihn immer wieder ermutigt, nicht nur Skalen, Etüden und Sonatinen zu pauken, sondern auch frei zu improvisieren. Damit wurde der Impuls für das improvisatorische Talent und die ästhetische Anschauung gesetzt, die den Kern des Selbstverständnisses von Fazil Say als keineswegs nur „reproduzierender“ Künstler bilden, heißt es im Almanach der Mozartwoche. Seine Konzerte weltweit werden vom Publikum bejubelt. Seine Kompositionen – Fazil Say schrieb Auftragswerke für zahlreiche renommierte Häuser und Festivals – werden von namhaften Ensembles und Orchestern in unterschiedlichster Besetzungen aufgeführt.
Seine Ausbildung als Pianist führte ihn ab 1987 zu David Levine, zunächst an der Musikhochschule Robert Schumann in Düsseldorf, später in Berlin. 1994 gewann Fazil Say den Internationalen Wettbewerb Young Concert Artists in New York und wurde in Folge von amerikanischen und europäischen Orchestern eingeladen. Der Pianist hat sich ein vielfältiges Repertoire von Bach bis zur zeitgenössischen Musik erarbeitet. Gastspiele als Solist und Kammermusiker führen Fazil Say heute auf alle Kontinente.
Bei der Mozartwoche 2017 eröffnet Fazil Say am Freitag (27.1.), dem Geburtstag Mozarts, in einer einer Matinee den Reigen der Klavier-Recitals mit Sonaten von Haydn, Mozart und Beethoven. Die Klaviersonate C-Dur Hob. XVI:35 zählt zu Haydns bekannteren Sonaten: Sie offenbare, schreibt Alexander Odefey im Almanach zur Mozartwoche, Haydns Fähigkeit, „Eingängiges, Kunstvolles, Überraschendes, Ernsthaftes und Humorvolles auf hochindividuelle Art miteinander auf das Schönste zu verschmelzen“. Diese Sonate „mag in manchen Aspekten Mozart als Vorbild für seine 'kleine klavier-Sonate für anfänger' KV 545 von 1788 gedient haben.“
Ein Virtuosenstück dagegen ist die Sonate D-Dur Hob. XVI:37. Das gelte besonders für den ersten Satz mit seinen markanten Vorschlägen und Trillern, den „glänzenden Sechzehntelfigurationen“ und die eindrucksvolle Harmonik. Aber im Zentrum der Sonate stehe „einer der ungewöhnlichsten Sätze der haydnschen Klaviermusik“, „ein tiefernstes vierstimmiges Largo e sostenuto in d-Moll, das dem barocken Typus der Sarabande folgt.“
Von Mozart wird Fazil Say die Sonaten F-Dur KV 332 und A-Dur KV 331 spielen: „Die A-Dur-Sonate KV 331 gehört fraglos zu Mozarts populärsten Werken“, schreibt Alexander Odefey. „Besonders das abschließende Rondo 'Alla turca', das mit seinem exotischen Kolorit an entsprechende Abschnitte im Finale des Violinkonzertes KV 219 und an 'Die Entführung aus dem
Serail' anknüpft, hat Weltruhm errungen. Doch kaum weniger berühmt dürfte das innige sicilianoartige Thema des ersten Satzes sein, das den nachfolgenden sechs geistvollen Variationen zugrunde liegt.“
Im Zentrum der Klaviermatinee steht Beethovens „Sturmsonate“. „Ludwig van Beethoven schloss die Arbeit an seiner d-Moll-Sonate op. 31/2 im Sommer 1802 während eines Aufenthaltes im wiener Vorort Heiligenstadt ab. Am Ende der überaus produktiven Monate, die er dort verlebte, steht das erschütternde Dokument des Heiligenstädter Testaments, in dem der knapp 32-jährige Komponist unter dem Eindruck seiner fortschreitenden Ertaubung bekennt, nur die Kunst habe ihn davon abgehalten, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen.“
Am 30. Jänner hat das Publikum der Mozartwoche dann Gelegenheit Fazil Say als Solist und Dirigent - am Pult der Camerata Salzburg - in Personalunion zu erleben. Auf dem Programm stehen die Klavierkonzerte G-Dur KV 41, D-Dur KV 175 und B-Dur KV238 von Mozart, „umrahmt“ von Symphonien von Joseph Haydn.