Ein buntes Pasticcio mit Mozart
MOZARTWOCHE 2017
17/01/ 07 Anno 2015 schritten, trabten, galoppierten zum ersten Mal seit Jahrhunderten wieder Pferde in der Felsenreitschule: Der Pferdeflüsterer Bartabas, seine vierbeinigen Solisten und die charismatischen Amazonen der „Académie Equestre de Versailles“ tanzten zu Mozarts „Davide penitente“ leichtfüßig im Angesicht der felsernen Arkaden. Zur Eröffnung der Mozartwoche 2017 geht es im eingesprungenen Galopp an Mozarts „Requiem“.
Von Heidemarie Klabacher
„Die Freude, die enormen technischen und logistischen Herausforderungen für Mensch und Tier damals bewältigt zu haben, aber auch die Fülle der gemachten Erfahrungen haben bei uns den dringenden Wunsch geweckt, das gewonnene Wissen weiterzuentwickeln und auf noch höherer künstlerischer Stufe neu anzuwenden.“ Das schreiben Marc Minkowski und Matthias Schulz im Vorwort zum Almanach der Mozartwoche 2017: Das ist die letzte Mozartwoche, die der französische Dirigent als künstlerischer Leiter verantworten wird. Marc Minkowski ist Intendant der Opéra national de Bordeaux und auch Matthias Schulz hat sich von Salzburg bereits verabschiedet - als Intendant der Berliner Staatsoper unter den Linden. Maren Hofmeister, Schulz' Nachfolgerin als künstlerische Leiterin der Stiftung Mozarteum und damit der Mozartwoche, wird die Umsetzung seines Konzeptes heuer betreuen und in wenigen Tagen ihre erste „eigene“ Mozartwoche präsentieren.
Am 26. Jänner also Eröffnung weniger mit „Pauken und Trompeten“ denn mit Trab und Galopp: „Mag seine unvollendete Totenmesse mit bestürzenden Klängen die 'letzten Dinge' ausdeuten, war Mozart doch ein bekannt sinnenfroher, lebenslustiger Mensch, der mit seinen Divertimenti, Serenaden, Kassationen und ähnlichen Werken nicht nur andere, sondern auch sich selbst auf höchstem Niveau unterhalten konnte.“
Den Facetten eines „heiteren“ Mozarts spürt die Musicbanda Franui nach und legt dem Genius loci ihr neues Programm „Ennui“ zu Füßen - gemeinsam mit Peter Simonischek als Rezitator am 27. Jänner, dem Geburtstag Mozarts. Ennui? Überdruss und Mozart passen tatsächlich nicht zusammen, wohl aber Mozart und Unterhaltung. Man darf gespannt sein, auf die Funken, die Franui aus der Spannung zwischen Heiterkeit und Lebensüberdruss schlagen werden.
„Eine zutiefst menschliche herzliche Heiterkeit war auch stets ein Markenzeichen von Joseph Haydn“, schreiben Marc Minkowski und Matthias Schulz und fragen sich, worüber Haydn und Mozart wohl gemeinsam gelacht haben würden. „Ein Jammer, dass sich kein einziger Brief zwischen ihnen erhalten hat!“ Berichte über die Begegnungen der beiden Komponisten und über den deren Umgang miteinander gebe es nur aus zweiter Hand und diese „wecken in den Details erhebliche Zweifel“: „Der angebliche Kosename 'Papa Haydn', die später etablierte Dreierformel 'Haydn–Mozart–Beethoven“ für die Wiener Klassik: Sie suggerieren eine direkte Erbfolge und zugleich auch eine Rollenverteilung, die es so auf keinen Fall gegeben hat.“
Der Austausch hätte sich vor allem in der Musik selber vollzogen, wie etwa in den „Haydn-Quartetten“ Mozarts, betonten Schulz und Minkowski. „Bei unserem genauen Blick auf Haydn stellen wir jene Werke besonders heraus, die der große Erfinder und Neuerer in Mozarts Todesjahr und in den Jahren danach geschaffen hat.“ Dazu gehören die „Londoner Symphonien“ oder die „Nelson-Messe“. Diese Kaliber würden „ausbalanciert“ etwa mit den drei frühen Tageszeiten-Symphonien, Beispielen aus seinen experimentellen Jahren, Instrumentalkonzerten, den Erdödy-Quartetten und Klaviermusik.
Mit dem halbszenischen Pasticcio „Salomons Reise“ folgt die Mozartwoche 2017 den Spuren von Haydns Impresario Johann Peter Salomon. Johann Nepomuk Hummel heuer auch mit mehreren Werken zu Wort. Dieser sei nicht nur als Komponist und Virtuose ein wichtiger Repräsentant des Stilwandels hin zur Romantik gewesen, sondern auch ein Bindeglied zwischen Mozart, Haydn und Beethoven: „Mozart ließ das hochbegabte Kind bei sich wohnen und gab ihm gratis Unterricht, Haydn empfahl ihn später als seinen Nachfolger bei Esterházy und Beethoven zählte zu seinen Freunden.“ Beethovens erste und dritte Symphonie und dessen Sturmsonate werden bei der Mozartwoche ebenfalls erklingen, „als Antwort auf Mozart und Haydn“.
Die Mozartwoche ist ja immer auch der klingenden Musikwissenschaft verpflichtet: „Erstmals wird ein Pianist – niemand geringerer als Robert Levin an Mozarts Hammerflügel – der bekannten, aber so selten angewendeten Improvisationspraxis jener Zeit auf kreative und stilkundig getreue Weise Rechnung tragen.“
Seit vielen Jahren dürfen klassische Moderne und Neue Musik bei der Mozartwoche nicht mehr fehlen: Man habe sich für heuer, durchaus auch mit Bedauern, entschieden, nicht einen einzelnen großen Komponisten „auf unser Podest zu stellen“, sondern „die bedeutenden musikalischen
Köpfe, die in den letzten Jahren mit ihrer Musik die Mozartwoche entscheidend mitgeprägt haben, nochmals Revue passieren zu lassen“. So erklingen von 26. Jänner bis 5. Februar auch Werke von Johannes Maria Staud, Arvo Pärt, Elliott Carter oder Henri Dutilleux.