Diesel, aber nicht Motor
SALZBURGER KULTURLEXIKON
03/04/19 Wie schön, dass „heutzutage“ ein Lexikon noch als richtiges Buch erscheinen darf! Blättern schlägt scrollen allemal. Dennoch sinnvoll und nachhaltig: Die dritte Auflage des Salzburger Kulturlexikons wird es auch als Online-Version geben und regelmäßig aktualisiert werden.
Von Heidemarie Klabacher
Ein würdiger wie passender erster Eintrag im neuen Salzburger Kulturlexikon: „Abenberg, Konrad I. von, * um 1075, † Lungau (Ort unbekannt) 9.4.1147, Eb. von Salzburg 1106–47.“ Ein Lungauer und Erzbischof. Selig gesprochen und – mit Todestag 9. April – fast auf den Tag genau 872 Jahre vor der Buchpräsentation auch noch ein Jubiläum anregend. Der letzte Eintrag gilt „Zweig, Stefan, * Wien 28.11.1881, † Petropólis (Brasilien) 23.2.1942, Schriftsteller. Sohn eines Industriellen, Studium der Germanistik und Romanistik in Wien und Berlin, Diss. über Hippolyte Taine (1904).“ Ein Zugezogener, Vertriebener und seit wenigen Jahren als geliebter Sohn der Stadt Salzburg Vereinnahmter. Passend wie nichts und niemand sonst.
Denn sonst gibt es zwischen „A“ und „Z“ auf 733 Seiten eine spannende und faszinierende Bandbreite von Historischem und Aktuellem. Vertreten sind die Sachgebiete Literatur, Musik, Musiktheater, Geschichte, Wissenschaft und Technik, Informationstechnologie und Neue Medien, Volkskultur, Alltagskultur, Archäologie sowie Architektur und bildende Kunst. Geschrieben haben die Lexikonartikel insgesamt 107 Verfasserinnen und Verfasser. Sachbereichsleiter in alphabetischer Reihenfolge waren Dietgard Grimmer (Bildende Kunst), Peter Höglinger (Archäologie), Roman Höllbacher (Architektur), Ulrike Kammerhofer-Aggermann (Volks- und Alltagskultur), Manfred Mittermayer (Literatur), Martin Knoll/Reinhold Reith (Wissenschaft und Geschichte), Thomas Steinmaurer (Medien) sowie Gerhard Walterskirchen (Musik). Für die Redaktion zeichnet Hildemar Holl. Herausgeber sind Peter Mittermayr und Heinrich Spängler.
„Die dritte Auflage des Kulturlexikons bietet einen qualifizierten Überblick über das Wissen und Verständnis all dessen, was das für Salzburg imageprägende, sinnstiftende und in ungeheuer vielen Facetten strahlende ,Phänomen Kultur‘ ausmacht“, sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer bei der Präsentation am Dienstag (2.4.) bei der Buchpräsentation im Karl-Böhm-Saal..
Apropos: „1934 wurde B. auf Weisung von Adolf Hitler Nachfolger von Fritz Busch an der Semperoper in Dresden. Busch war vom NS-Regime zum Rücktritt und zur Emigration gezwungen worden. 1938 dirigierte B. zum ersten Mal bei den Salzburger →Festspielen, bei denen er sich dann v.a. den Opern →Mozarts, R. →Strauss’ und Werken anderer, auch zeitgenössischer Komponisten widmete. 1943 wurde B. Direktor der Wiener Staatsoper. Mit Kriegsende 1945 entfernten die Alliierten B. (obwohl kein NSDAP-Mitglied) wegen zu großer Nähe zum Nazi-Regime von seinem Direktorenposten und belegten ihn mit Auftrittsverbot, das erst 1947 wieder aufgehoben wurde“, heißt es inhaltlich und stilistisch so klar formuliert wie nur wünschenswert im Eintrag „Böhm, Karl, * Graz 28.8.1894, † Salzburg 14.8.1981, Dirigent“.
1979 sei aus Anlass des 85. Geburtstages von B. die Umbenennung des Stadtsaals im Festspielbezirk in „Karl-Böhm-Saal“ erfolgt, schreibt C.W., sprich Caroline Wehrhan: „2015 beschlossen Kuratorium und Direktorium der Festspiele nach einer Mediendiskussion um die NS-Nähe von B. eine Zusatztafel anzubringen, die neben den Verdiensten des Künstlers auch dessen Verhalten in den Jahren 1933–45 kritisch beleuchtet.“
Und was soll das mit dem Diesel im Titel? Schlag nach unter „D“: „Diesel, Matthias, * Bernried 5.2.1675, † München 11.3.1752, Gartenarchitekt und Zeichner. 1706–10 Studium in Frankreich u.a. Ländern Europas; 1713–17 in Salzburg als Kammerdiener und Hofgarteninspektor, mit der Gestaltung des Gartens von Schloss →Mirabell...“