Königsfeld im Theresiental
HINTERGRUND / FILM / DIE LETZTEN ÖSTERREICHER
13/10/22 „Königsfeld – Herzlich willkommen“ steht auf der Ortstafel, und da würde man sich gar nicht so viel denken, läge dieser Ort nicht ganz entlegen in den ukrainischen Karpaten. Der Südtiroler Filmemacher Lukas Pitscheider hat dort einen Dokumentarfilm gedreht.
Von Reinhard Kriechbaum
Die letzten Österreicher in der Ukraine? Wir dachten eigentlich, dass die allerletzten noch in Monarchie-Zeiten geborenen Menschen schon gestorben sind. So wie leider Herr Zwilling und Frau Zuckermann, zwei Menschen in Czernowitz, denen Volker Koepp 1998 einen ganz wunderbaren Dokumentarfilm widmete.
Einen wüsten österreichischen Dialekt kann man noch in Ust-Tschorna hören, das eben auf Deutsch Königsfeld heißt. So weit das Auge reicht, ist die kleine Gemeinde von dichtem Wald umgeben. Mit schweren Holzstämmen beladene Lastkraftwagen brettern durch die Talstraße, welche von tiefen Schlaglöchern durchzogen ist. Holz dominiert das Dorfbild, so auch die Häuser, deren Bauweise an jene aus dem Salzkammergut erinnert.
Das kommt nicht von ungefähr. Die Vorfahren der österreichischen Bewohner wurden im 18. Jahrhundert, in der Zeit von Maria Theresia, als Waldarbeiter aus dem Salzkammergut in den Osten der damaligen Habsburgermonarchie umgesiedelt. Drum heißt das Tal auch Teresvatal (Theresiental). Heute zählt die deutschsprachige Gemeinde nur noch einige wenige Dutzend Mitglieder, denn die Mehrheit der Bevölkerung wanderte in den 1990er-Jahren in den Westen ab. Ihre Häuser übernahmen meist Menschen aus den Nachbardörfern.
Auswandern oder bleiben? Diese Frage stellt sich jedem hier. Peter Sojma hat's in Deutschland versucht, ist aber nach kurzer Zeit zurückgekehrt. Jetzt ist er Vizebürgermeister in Königsfeld. Vitali Fedak ist Vater einer kleinen Tochter. Da der Lohn aus seiner Arbeit im Sägewerk nicht mehr ausreicht, um seine Familie zu ernähren, steht er vor der Frage, ob er zum Arbeiten nach Tschechien gehen soll.
Während Migration für einige Gemeindemitglieder der einzige Weg zum Überleben zu sein scheint, schöpfen andere neue Hoffnungen. Joseph Horkawtschuk hofft auf den Tourismus und will ein Skigebiet erschließen. Es wäre das erste in dieser Region. Schnee gibt es im Winter, aber wo kriegt er einen leistbaren gebrauchten Skilift her?
Lukas Pitscheider begleitete vier Menschen und ihre Familien über den Zeitraum von drei Jahren – das war natürlich, bevor der Krieg in der Ukraine begann (der die Protagonisten dieses Films ob der geographischen Randlage jetzt wohl nur am Rande berührt). Der Film wurde 2020 fertiggestellt und hat seither einige Auszeichnungen bekommen, zum Beispiel 2021 beim Filmfestival in Trento.
Der Film „Die letzten Österreicher“ ist morgen Freitag (14.10.) um 18.30 Uhr im Stefan Zweig Zentrum (Edmundsburg, Mönchsberg 2) zu sehen, der Regisseur ist anwesend – /stefan-zweig-zentrum.at/de
Bilder: www.thelastaustrians-film.com