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Geschichten von innen heraus

DAS KINO / WOLFRAM PAULUS

15/09/20 „Beobachte, sammle Eindrücke, nimm auf, so viel du kannst!“ Diesen Satz hat der Salzburger Wolfram Paulus vom französischen Altmeister Robert Bresson mitgenommen. – Das Salzburger Filmkulturzentrum Das Kino erinnert von 18. September bis 11. Oktober an den im Mai dieses Jahres verstorbenen Filmemacher.

Von Reinhard Kriechbaum

„Bereits im Jänner dieses Jahres haben wir gemeinsam mit ihm diese Retrospektive für Salzburg geplant“, sagt Kino-Leiterin Renate Wurm, „Corona kam leider dazwischen.“ Unterdessen ist Wolfram Paulus seinem Krebsleiden erlegen. Er wurde nur 62 Jahre alt. Mit seiner Filmtrilogie Heidenlöcher, Nachsaison und Die Ministranten hat Wolfram Paulus das heimische Kino in den 1980er Jahren geprägt und dem bis dahin verstaubten Begriff „Heimatfilm“ eine neue Bedeutung verliehen.

„Ich nehme mir die Geschichten aus meinem Land und ich erzähle sie von innen heraus", sagte Paulus einmal. An Innensicht fehlte es ihm nicht: Schon in seiner Kindheit war der 1957 in Großarl im Pongau geborene Paulus fasziniert vom Kino. Als Fünfzehnjähriger begann er, gefördert von seinem ebenfalls am Kino interessierten Vater, auf Super-8 Kurzfilme zu drehen. Darin ging es um Kindheit, ums Aufwachsen am Land, um die Arbeit der Bergbauern.

In seinem Element war Wolfram Paulus, wenn er mit Laien, vor allem mit Kindern arbeitete. Bereits für Wochenend, seinen Abschlussfilm an der Filmakademie in München, wählte er einen ländlichen Stoff. „In den 1980er-Jahren, kurz nach Einrichtung einer öffentlichen Filmförderung, war das heimische Kino auf der Suche nach einer neuen Identität“, beschreibt Florian Widegger vom Filmarchiv Austria die damalige Stimmung. „Paulus’ Langfilmdebüt Heidenlöcher traf einen Nerv: karge Schwarz-Weiß-Bilder, sparsamer Dialog, nahezu dokumentarischer Gestus – ein gegen den Strich gebürsteter Heimatfilm.“ Dafür musste Paulus damals freilich erst ein Budget in Deutschland lukrieren.

„Mit den beiden nachfolgenden Filmen Nachsaison und Die Ministranten komplettierte er seine „Salzburger Trilogie“, die seitdem zum Kanon der jüngeren österreichischen Filmgeschichte gehört. Immer wieder hat Paulus in seine Filme eigene Erfahrungen – und seine intimen Kenntnisse vom Leben „Inner Gebirg“ eingebracht.

Kurz vor seinem Tod vertraute Paulus Walter Müller an: „Wenn du mit so einem Film nicht erfolgreich bist, heißt es gleich: Wen interessiert schon die Provinz! Wenn es aber gelingt, dann hast du die Aufmerksamkeit der Medien – für die „Provinz“, für alles. Da hab ich gemerkt: Es ist alles interessant, du musst es nur ernst nehmen, du darfst es nicht durch den Dreck ziehen, du darfst dein Thema nicht zynisch behandeln.“ Diese Aufrichtigkeit, die immer durchschimmernde Sympathie seinen Protagonisten gegenüber zeichnete Paulus' Filmschaffen aus.

Seine letzte Regiearbeit ist Heldenzeitreise (2017): In sechs Episoden erzählt er von Menschen, die in schwierigen Situationen mit Mut und Zivilcourage für ihre Ideale und ihr Gewissen eintraten – von der Römerzeit über das Mittelalter bis hin zum 20. und sogar 21. Jahrhundert. Paulus drehte in Oberösterreich mit Schülerinnen und Laien, die teilweise auch an der Entstehung des Drehbuchs beteiligt waren. Als das „größte Abenteuer meines bisherigen filmischen Schaffens“ bezeichnete paulus diesen mit einem Minibudget von 5.000 Euro gedrehten Film, in dem nicht die historische Genauig keit im Vordergrund steht, sondern die Auseinandersetzung mit den Werten unserer Gesellschaft.

Dieser Film ist natürlich auch in der Werkschau im Salzburger Filmkulturzentrum „Das Kino“ zu sehen. Sie beginnt mit einem Abend „in Memoriam“ am 18. September. Da erinnern sich Freunde und Wegbegleiter an Wolfram Paulus und es werden nicht nur die „Heidenlöcher“ gezeigt, sondern auch seinen Kurzfilm zum Filmakademie-Abschluss Wochenend.

Retrospektive - Wolfram Paulus von 18. September bis 11. Oktober – www.daskino.at
Eine Werkschau von Wolfram Paulus zeigt von 1. September bis 12. Oktober auch das Metrokino Wien, von 2. bis 9. Oktober das Stadtkino Hallein und von 4. bis 8. November Das Zentrum in Radstadt.
Bilder: Das Kino/Neumayr (1); Setfotos „Heidenlöcher“ und „Die Ministranten

 

 

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