Die Dohnal
FRAUENPOLITIK / DAS KINO / FILMPREMIERE
13/02/20 Johanna Dohnal (1930–2010) war Staatssekretärin und Frauenministerin und eine der ersten Feministinnen in einer europäischen Regierung. Die österreichische Regisseurin Sabine Derflinger erinnert mit dem Dokumentarfilm Die Dohnal an diese Ikone der österreichischen Politik.
„Wenn ich von Frauenpolitik rede, meine ich eine aktive Gleichstellungs- und Antidiskriminierungspolitik mit dem Ziel, geschlechterdemokratische Verhältnisse zu schaffen“, sagte Johanna Dohnal. Sie wurde als uneheliche Tochter einer Arbeiterin in Wien Penzing von ihrer Großmutter aufgezogen. Bereits mit 16 Jahren trat sie der SPÖ bei, arbeitete zunächst als Schriftführerin in ihrer Sektion und dann als Bezirksreferentin der Kinderfreunde. 1969 wurde die gelernte Industriekauffrau Bezirksrätin, 1972 Frauensekretärin der SPÖ Wien.
1974 war Die Dohnal eine der Wortführerinnen der Aktion „Helfen statt strafen“ für die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs und die Fristenregelung, die schließlich im Parlament beschlossen wurde und 1975 in Kraft trat. Sie trat für die Einrichtung von Frauenservicestellen und das erste Wiener Frauenhaus ein, das 1978 eröffnet wurde. „Töchter können mehr“ hieß die Kampagne, mit der sie 1984 die Berufs- und Lebensplanung von Mädchen abseits traditioneller Frauenberufsschienen unterstützte.
„Machtverhältnisse sind weder geschichtslos noch geschlechtsneutral.“ Johanna Dohnal sorgte unter anderem dafür, dass auch unverheiratete Frauen die Vormundschaft für ihr Kind bekommen, dass Kinder nicht automatisch die Staatsbürgerschaft des Vaters erhalten, dass nicht die misshandelten Frauen, sondern die gewalttätigen Männer die Wohnung verlassen müssen. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass es Elternkarenzurlaub und das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz gibt.
16 Jahre lang war Johanna Dohnal Regierungsmitglied – in sechs Legislaturperioden und unter drei Regierungschefs. Sie blieb widerständig und verband Frauenbewegung mit institutioneller Politik. 1995 trat sie als Frauenministerin und als Bundesfrauenvorsitzende der SPÖ zurück. In ihrem „Unruhestand“ trat sie weiterhin als Unterstützerin zahlreicher Initiativen und Organisationen, wie z.B. des Frauenvolksbegehrens 1997 oder „SOS Mitmensch“, auf. An Studentinnen, deren Diplomarbeiten oder Dissertationen die Verwirklichung von Geschlechterdemokratie fördern und eine Vorbildwirkung in Ausbildung und Studium haben, wird der Johanna Dohnal-Förderpreis vergeben. Johanna Dohnal-Teilstipendien werden an Jungwissenschaftlerinnen vergeben, die zu einem technischen und/oder feministischen Thema arbeiten.
Im Film von Sabine Derflinger erinnern sich Wegbegleiterinnen und Zeitzeugen an die Vorkämpferin im Frauenministerium. Johanna Dohnal selbst kommt im Archivmaterial zu Wort. Sie zeigt uns, wie humorvoll und intelligent der kräfteraubende Kampf um eine gleichberechtigte Zukunft geführt werden kann. Der Film schlägt aber auch eine Brücke zu den jungen Politikerinnen der Gegenwart, die zum Teil vor den selben Herausforderungen stehen.