Megxit zurück in die Heimat?
IM KINO / THE ROYAL TRAIN
28/01/20 Die einen sagen ihrer königlichen Familie und Herkunft unter lautem Mediengetöse leise servus. Die anderen versuchen mit traurigen Mitteln, wenigstens die Erinnerung an Papa, den König, lebendig zu halten. Oder überhaupt den „Untertanen“ beizubringen, dass sie mal einen König hatten.
Von Heidemarie Klabacher
„Es sieht alles nach Vergangenheit aus. Und das gefällt mir nicht“, sagt im Film eine Frau, eine Bahnbeamtin der Gewandung nach. Da ist noch Überzeugungsarbeit zu leisten für die Rückkehr auf den Thron, auch wenn andere auf Dachböden und in Kellern für die Königsfamilie fleißig Artefakte aus der Vergangenheit suchen. Die Monarchie in Rumänien ist seit 1947 Geschichte. Doch Prinzessin Margareta von Rumänien betreibt seit Jahren ernstgemeinte Lobbyarbeit für die Rückkehr der Königsfamilie an die Staatsspitze. Sie tue es nicht, um bewundert zu werden, betont die „Hüterin der Krone“, wie sie im Film einmal genannt wird, „sondern aus Liebe zur Heimat.“
Der Salzburger Regisseur Johannes Holzhausen hat die Prinzessin auf ihrem einsamen Weg begleitet und einen Film daraus gemacht: The Royal Train hat morgen Mittwoch (29.1.) im Salzburger Filmkulturzentrum DAS KINO Premiere. Holzhausen vermittelt eindrücklich, wie die ehemalige Königsfamilie am Ruhm längst vergangener Tage fest hält. Chef-Streiterin für die verlorene Sache ist Margareta von Rumänien. Ihr Mittel zum Zweck ist der königliche Zug, besagter Royal Train, ein alter Salonwagen von abgewetzem Glanz. Drin rollen Margareta und weitere Familienmitglieder samt ihrem Hofstaat durchs Land. Sie versuchen, nostalgisch veranlagte rumänische Bürgerinnen und Bürger „für sich und ihre Mission zu begeistern.
Die Hauptdarsteller sind tatsächlich blaublütig: Es „spielen“ Margareta von Rumänien, Radu von Rumänien und Maria von Rumänien. Naturgemäß wurde der Film in rumänischer Origialsprache gedreht: Der Dokumentarfilmer Johannes Holzhausen mache mit The Royal Train Bruchlinien der europäischen Geschichte in der Moderne erkennbar, heißt es. Diese Linien und Bruchlinien zu verfolgen, ist spannend: Wie viele Ländern im Osten und Südosten Europas hat sich auch Rumänien seinerzeit einen König aus Deutschland geholt, genauer gesagt aus dem Hause Hohenzollern-Sigmaringen: Michael I. war von 1927 bis 1930 sowie von 1940 bis 1947 König von Rumänien. Erst im Dezember 2017 ist er in der Schweiz verstorben. Seine Kinder halten die Königsfahne hoch. Nach dem Filmpremiere spricht der Regisseur Johannes Holzhausen mit dem Schriftsteller und Osteuropa-Experten Karl-Markus Gauß über seine Erfahrungen im geografisch nahen wie gefühlsmäßig zugleich fernen Rumänien.
Johannes Holzhausen wurde 1960 in Salzburg geboren. Nach der Matura 1981 studierte er zunächst Kunstgeschichte und von 1987 bis 1995 an der Wiener Filmakademie. Dort entstand sein erster Dokumentarfilm, Wen die Götter lieben. Sein erster abendfüllender Dokumentarfilm Auf allen Meeren über einen sowjetischen Flugzeugträger hatte im Forum der Berlinale internationale Premiere. Politisch wurde Holzhausen mit Zero Crossing. Seine erster Fernsehfilm war für das Bayerische Fernsehen Der Gang der Dinge über die Landflucht in der Oberpfalz. Von 2005 bis 2008 Mitglied des Filmbeirates des BMUKK. Seine Filme liefen auf allen bedeutenden Dokumentarfilmfestivals in Europa und wurden von Canal+, WDR, ORF, ARTE, DSF, ZDF, BR angekauft oder coproduziert. Für den Dokumentarfilm Das große Museum, erschienen 2014, war Holzhausen zwei Jahre lang immer wieder mit seinem Team im Kunsthistorischen Museum in Wien unterwegs und hat ohne Kommentare oder Hintergrundmusik allein das unermüdliche Tätigsein der Museumsleute eingefangen.