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Von Feuerland bis Kuba

DAS KINO / LATEINAMERIKA FILMFESTIVAL

19/03/19 „Argentinien und Chile haben viele Jahre lang immer wieder das Programm dominiert. Heuer widmen wir erstmals dem aufstrebenden pulsierenden Filmland Mexiko einen Schwerpunkt.“ Von 20. bis 31. März präsentiert DAS KINO dreißig Spiel- und Dokumentarfilme aus elf Ländern. Wie immer in spanischer Originalfassung mit Untertitel.

Von Heidemarie Klabacher

„Die 13. Festivalausgabe widmen wir starken Frauen und neuen Formsprachen“, sagt Renate Wurm. „Der Lateinamerikanische Film trägt in den letzten Jahren vermehrt eine weibliche Regiehandschrift und rückt damit auch weibliche Lebenswelten in Lateinamerika in den Vordergrund.“ Die Hälfte der Filme des heurigen Lateinamerika Festivals stamme von Frauen, widme sich weiblichen Themen und habe starke Frauen als Hauptfiguren.

Den Boden für diese Entwicklung habe, so Renate Wurm, Lucrecia Martel bereitet, „eine der Pionierinnen des Argentinischen Kinos und der Begründerinnen des Hyperrealismus im Lateinamerikanischen Kino“. Das Festival zeigt Martels neuen Film Zama und bringt mit einer Werkschau einen Rückblick auf Filme wie La Ciénga, La Nina Santa oder La Mujer sin Cabeza.

Wohl ein Regisseur, aber eine weibliche Hauptfigur: „Mamacita ist eine extravagante und außergewöhnliche Frau, eine selfmade woman, die es geschafft hat, ein gigantisches Beauty-Imperium in Mexiko aufzubauen.“ Nun, mit fast Hundert, residiert sie zurückgezogen in ihrem schlossähnlichen Haus, das, wie Schloss, auch von Geistern und Gespenstern der Vergangenheit bewohnt wird... Am Donnerstag (21.3) steigt die Österreich-Premiere des mexikanischen Dokumentarfilms Mamacita: „Wir freuen uns ganz besonders, dass Regisseur José Pablo Estrada Torrescano nach Salzburg kommt, um über den Film und seine Großmutter Mamacita mit dem Publikum zu reden“, sagt Renate Wurm, die künstlerische Leiterin des Kinos. Mamacitas Enkel José Pablo, der für sein Filmstudium nach Deutschland gegangen ist, hat seiner Großmutter versprochen, einen Film über sie zu drehen. „Womit José Pablo allerdings nicht gerechnet hat, ist, dass er nicht nur auf die offenen Wunden einer riesigen Familiendynastie trifft, sondern auch unweigerlich mit seiner eigenen Vergangenheit und schmerzhaften Kindheitserinnerungen konfrontiert wird.“

Auch was die Formsprache betrifft, gehe das Lateinamerikanische Kino zunehmend neue Wege, erklärt Renate Wurm. Es gebe „mit dem iPhone gedrehte Filme wie Oso Polar von Marcelo Tobar, aber etwa auch semi-dokumentarische Annährungen an die Jugendkultur oder Genrefilme mit fantastischen Elementen wie Vuelven von Issa López: Diese Filme „entwerfen Zukunftsvisionen und geben ein kräftiges Signal, dass der Magische Realismus im Lateinamerikanischen Kino abgelöst wurde durch andere Erzählweisen und neue Bildsprachen“. Ob der „Magische Realismus“ tatsächlich durch „Semi-Dokumentarismus“ zu ersetzen ist...

Schräge Filme aus Lateinamerika haben jedenfalls über Jahre und Jahrzehnte immer wieder begeistert, überrascht und fasziniert. Das wird wohl so bleiben, und war auch schon immer so, etwa anno 1977. „In Memoriam des 2018 verstorbenen Regie-Altmeisters Fernando Birri, der auch in Salzburg bereits zu Gast war, zeigen wird den neu restaurierten Experimentalfilm Org: Terence Hill, damals noch unter dem Namen Mario Girotti bekannt, erlebt in dem Film aus 1977 einen Alptraum, in dem sämtliche Regiegrößen von Jean-Luc Godard bis Jonas Mekas erscheinen.“

Und auch Familiengeschichten fehlen nicht im 13. Lateinamerika Filmfestival: Yuli ist ein kluges Kerlchen, das auf den Straßen Havannas Freunde und Fremde mit seinen sensationellen Breakdance-Einlagen beeindruckt. Seinem Vater, einem gewöhnlichen Arbeiter, missfällt das Ganze, aber er erkennt das außergewöhnliche Talent seines Sohnes, der prompt ausersehen wird, den ewigen Kreislauf von Armut und Unterdrückung zu durchbrechen und wird auf die staatliche Ballettschule geschickt wird. Doch Yuli will nicht Tänzer, sondern Fußballer werden... Yuli eröffnet das 13. Lateinamerika Filmfestival morgen Mittwoch (20.3.) im Filmkulturzentrum Das Kino. Yuli erzählt von der Karriere des weltberühmten Balletttänzers und Choreografen Carlos Acosta, der gemeinsam mit Paul Laverty für das Drehbuch zeichnet und sich als Hauptdarsteller selber spielt: Regie-Star Icíar Bollaín übersetzt vor dem Hintergrund der Geschichte Kubas die private und künstlerische Geschichte des Tänzers, Performers und Choreografen einen dramatischen Bilderbogen von den Vororten Havannas bis zum Royal Ballett in London.

Einer der Höhepunkte auf der Dokumentarfilm-Schiene sei, so Renate Wurm, „die Bestandsaufnahme Winter in Havanna des Wiener Regisseurs Walter Größbauer anlässlich des Sechzig-Jahre-Jubiläums der Kubanischen Revolution.“ Der Filmemacher wird bei der Salzburg-Premiere am Montag (25.3.) zu Gast sein.

Das 13. Lateinamerika Filmfestival wird morgen Mittwoch (20.3.) eröffnet und dauert bis 31. März - www.daskino.at
Bilder: Das Kino 

 

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