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Quer gedacht, perfekt projiziert

DAS KINO / NEUE LEITUNG

28/11/16 „Das Kino“ ist viel mehr als ein Lichtspieltheater. Im „Das Kino“ oder im „Salzburger Filmkulturzentrum Das Kino“ – der Name ist und bleibt sperrig, man denkt jedes Mal drüber nach und das ist gut so – wird seit vierzig Jahren Salzburger Kulturgeschichte geschrieben: Bisher unter der Leitung von Michael Bilic. Er gibt mit Jahreswechsel den Stab weiter an Renate Wurm.

Von Heidemarie Klabacher

Die designierte Nachfolgerin als Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin Des Kino ist Renate Wurm. Sie ist seit 1992 Mitarbeiterin und verantwortet das renommierte „Internationale Lateinamerika Filmfestival“.

Das Lateinamerika und das Bergfilm Festival, Programmsäulen und international renommierte Aushängeschilder, werde es unter ihrer Leitung weiter geben, sagte Renate Wurm beim Pressegespräch zum Leitungswechsel. „Wir sind ein offenes Haus, eine Kommunikations-Stätte.“ Diesen Kurs möchte sie fortsetzen, „weil es keinen Grund gibt, da an etwas zu zweifeln“.

Sehr wohl nachkommen möchte sie dem immer wieder - und immer stärker geäußerten - Wunsch „ihres“ Publikums, nach vertiefter Auseinandersetzung mit Film, etwa nach „Film und Gespräch“. Das gibt es bereits auf unterschiedlichen Schienen zusammen mit unterschiedlichen Partnern. „Gut kuratierte Filmabende“ werden künftig noch öfter auf dem Programm stehen.

Nächstes Jahr feiert Das Kino seinen neunzigsten Geburtstag. 1927 wurde an der Salzach das LIFKA-Kino eröffnet. „Das Kino ist auch ein bauhistorischer Ort, denkmalgeschützt mit dicken Mauern.“ (Tatsächlich ist im Das Kino jeder Gang in den „Keller“ ein Gang in die Geschichte.) „Unsere beiden Säle sind so gut wie immer ausverkauft. Aber wir können nicht zubauen. Wir können innerhalb der wertvollen Bausubstanz nichts ändern. Das macht kreativ.“

Was Renate Wurm vorschwebt – und mit dem erfolgreichen Freiluftkino in Obertrum auch schon umgesetzt wird – ist „Mobiles Kino“ mit mobilem Projektor. Dieser Gedanke führt zurück ganz an die Anfänge Des Kino, in dessen ersten Jahren Michael Bilic mit einem tragbaren Projektor auch durchs Land und durch die Gaue gezogen ist. Mit dem  Unterschied, dass der alte Projektor etwa 15 Kilo wiegt, der neue etwa 150. „Das Wichtigste an einem Kinobesuch ist für die Menschen, gemeinsam einen Film zu erleben – in guter technischer Qualität“, sagt Renate Wurm. Sie fasse es als „Begrüßungsgeschenk“ auf, „dass wir diesen Projektor anschaffen durften“. Geben wird es künftig „Themenabende in guten Locations“. Welche das sein werden, wird derzeit verhandelt.

Kultur-Ressortchef Bürgermeister Heinz Schaden dankte beim Pressegespräch am Freitag (25.11.) im Heizungs- und Kohlenkeller des ehemaligen LIFKA-Kinos (das ist seit 1992 der Kleine Saal) dem scheidenden Gründungsmitglied und Leiter. „Michael Bilic ist für mich im positivsten Sinne ein elder statesman der Salzburger Kulturszene“, sage Bürgermeister Schaden und erinnerte daran, dass mit der Gründung des Filmkulturzentrums im Jahr 1978 die erste Kulturstätte der freien Szene entstanden war. „Zu einer Zeit, als es hier nur Mozart, die Festspiele, das Landestheater, die Elisabethbühne in der Vorstadt und die Szene der Jugend gab“, ergänzt Bilic, der im Jänner 2016 anlässlich seines siebzigsten Geburtstages für seine Verdienste um die Kultur in Salzburg das Stadtsiegel in Silber erhalten hat.

Nun also wurde Renate Wurm vom Kino-Vorstand einstimmig zur neuen Leiterin gewählt. „Eine völlig klare logische Entscheidung“, bestätigte der Bürgermeister, der betonte, dass die Stadt ein „verlässlicher Partner bei der weiteren Entwicklung von Das Kino sein werde“. Die Stadt Salzburg fördert das Filmkulturzentrum mit 100.000 Euro jährlich und unterstützt vor allem bei Investitionen, die im Zusammenhang mit den technischen Entwicklungen im Filmbereich anfallen.

Das Kino, hervorgegangen aus der „Aktion der Gute Film“, wurde 1978 nach dem Vorbild des ersten „Kommunalen Kinos“ in Frankfurt gegründet. Im Mittelpunkt standen und stehen der Film als „Siebte und neue Kunst des 20. Jahrhunderts“ und der „Film als Kulturträger, abseits des Mainstream“.

„1978 starteten wir mit dem Konzept eines offenen Hauses. Wir fühlten uns nicht nur für Film zuständig. Wir veranstalteten Theater, Kabarett, Pantomime, Rock- und Jazz-Konzerte, Lesungen und Ausstellungen. Das Kino war damit Salzburgs erste ‚Neue Kulturstätte’“, erinnert Michael Bilic. „Dem Kino folgten die ARGEkultur, das TOI-Haus, das Frauenkulturzentrum, die SZENE im Stadtkino, das Rock-House, das Literaturhaus und viele andere, aus denen später der Dachverband Salzburger Kulturstätten entstanden ist.“

Die Politik sei nicht immer ganz glücklich gewesen mit den Querdenkern am Giselakai. Gelegentlich sollte der Geldhahn erzieherisch zugedreht oder das Haus ganz geschlossen werden… 2017 feiert Das Kino seinen Neunziger.

Bilder: wildbild (1); Stadt Salzburg/C. Bubendorfer

 

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