„Singen wird wieder etwas cooler“
IM PORTRÄT / RICHARD GRIESFELDER
03/02/16 „Es wären nicht wir, hätten wir nicht schon wieder eine Vision“, sagen Verena und Leo Fellinger vom Seekirchner Kulturverein Kunstbox. Und sie haben auch einen, der die Vision umsetzen könnte, so man das nötige Geld auftreibt: Richard Griesfelder.
Von Reinhard Kriechbaum
Die Vision: eine „Vocal Pop Academy“, also eine Musikschule, in der junge Leute singend eingefuchst werden in die Welt jener Musik, die ihnen im Alltag so nahe, auf den üblichen Musik-Ausbildungsschienen aber so fern ist wie nur.
Richard Griesfelder macht schon jetzt im Emailwerk Gospelchor-Workshops für Erwachsene und Kinder, „Da führt er vor, wie man Begeisterung am Singen erwecken kann“, schwärmen die Fellingers, die sich über Teilnehmerzahlen bis zu fünfzig Leuten freuen können.
Richard Griesfelder, 1964 in Linz geboren , hat Schulmusik studiert. Dem Lehrerdasein hat er aber schon nach einem Jahr Adieu gesagt. Die Diskrepanz zwischen dem Musik-Erleben der jungen Leute und dem Schulsystem sei einfach zu groß. Er habe gesehen, „dass es so nicht funktionieren kann“. Er hat dann in den neunziger Jahren den Pop-Chor „Brothers and Sisters“ gegründet und später in Oberösterreich Musicalproduktionen herausgebracht. Als Komponist, Bearbeiter und Dirigent von Musicals ist Griesfelder hervorgetreten und in einer „School of Pop Music“ hat er einige einschlägige Ausbildungsstätten vernetzt. In Salzburg leitet er seit vielen Jahren den achtzigköpfigen Chor GospelNoize.
Was soll die Seekirchner „Vocal Pop Academy“ konkret werden? Eine private Musikschule, in der es darum geht, „die Begeisterung der Jugendlichen zu kanalisieren“, wobei das Wort „Pop“ nicht einschränkend gemeint ist. Es geht um die Unterhaltungsmusik überhaupt. Diese Einrichtung könnte sich an Acht- bis über Achtzehnjährige wenden und „danach sollte man die Aufnahmsprüfung an einer Musikuniversität, etwa im Fach Jazzgesang“ bestehen. „Es ist ein ausgeklügelter Ausbildungsplan dahinter“, versichert Richard Griesfelder. Nach einführenden Stufen fiele die Hauptausbildung auf vier oder fünf Jahre, altersmäßig im Oberstufenbereich. Acht bis neun Wochenstunden werden dafür schon nötig sein.
„Salzburg ist eines der wenigen Bundesländer, das noch keine Ausbildungsstätte für den Bereich populärer Musik hat“, sagt Griesfelder. Diesen „weißen Fleck“ räume auch der örtliche Musikum-Leiter ein. Man redet derzeit mit dem Musikum und mit den Schulen am Ort und in der Umgebung. Kooperationen jeder Art sind denkbar und sinnvoll. Zuversichtlich ist man, weil das sicherlich eine Schiene ist, auf der man junge Leute unmittelbar erreicht: „Singen wird wieder etwas cooler.“
Wo könnte die „Vocal Pop Academy“ eingerichtet werden? Ein Haus hat man schon im Visier, die Stadtgemeinde habe auch ihr Interesse und ihre Hilfe bekundet, freuen sich Verena und Leo Fellinger vom Kulturverein Kunstbox. Aus Schulgeld jedenfalls werde sich nur ein Viertel der tatsächlichen Kosten lukrieren lassen. Mit Landespolitikern ist man im Gespräch, den richtigen zahlungswilligen Ansprechpartner hat man freilich noch nicht ausgemacht. Der Zeithorizont: frühestens mit Schulbeginn 2017, sagt Richard Griesfelder. Aber da müsste schon wirklich alles total glatt laufen.