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Praktiker und Lehrender aus Leidenschaft

TODESFALL / EIKE GRAMSS

21/07/15 Er war eigentlich schon im Pensionsalter, als er im Herbst 2006 noch eine Opern-Professur an der Universität Mozarteum übernahm. Aus den ins Auge gefassten drei Jahren wurde ein Job bis an sein Lebensende. Gestern Montag (20.7.) ist Eike Gramss 73jährig in Salzburg gestorben.

Von Reinhard Kriechbaum

Man konnte viel lernen von diesem alten Theaterhasen, der sich wie wenige darauf verstanden hat, praxisnah und lebendig über sein Metier zu plaudern. „Ich bin ein Großvater für die 24jährigen“, sagte der 1942 geborene Deutsche im DrehPunktKultur-Interview kurz vor seiner ersten Opernschul-Produktion, Purcells „Dido und Aenaeas“, Mitte Jänner 2007.

Er, der ein Leben lang als Schauspieler, Regisseur und Theaterintendant tätig war, hat seine Lehrtätigkeit als „Scharnier zwischen Ausbildung und Profession“ verstanden. Er sehe sich nicht so sehr als Lehrer, sondern als Regisseur, der geduldig mit jungen Künstlern arbeitet, erklärte er damals. Es gehe ihm darum, das „warme Nest des Pädagogischen“, das die jungen Sängerinnen und Sänger naturgemäß brauchen, aber zu verlassen sich anschicken, durch eine schon möglichst professionelle Art der Arbeit zu ergänzen. Schließlich sollen die Leute dann nicht in ihrem ersten Engagement „aus allen Wolken fallen“, wenn sie erkennen, was von ihnen verlangt wird. Es gelte, die Balance „zwischen Overprotection und früher Vermarktung“ zu halten.

Eike Gramss hat an der Staatsoper unter den Linden (Berlin), an der Oper Leipzig, an der Dresdner Semperoper, an der Bayerischen Staatsoper und der English National Opera London inszeniert. Seine Stationen als Theaterleiter: Er war unter anderem Schauspieldirektor in Darmstadt, Generalintendant der Bühnen Krefeld/Mönchengladbach und vor seiner Berufung nach Salzburg für sechzehn Jahre Intendant des Drei-Sparten-Theaters in Bern.

Es war immer erhellend, mit Eike Gramss über die Theaterpraxis zu reden. Zum Dreispartenbetrieb etwa äußerte er sich denkbar kritisch: Ein bestimmtes Niveau könne, auch bei bestem Willen aller Beteiligten, nur selten überschritten werden. Gramss nannte den Dreispartenbetrieb einen „All-inclusive-Betrieb“. Es sei  zwar alles da, aber es sei nicht möglich, eine Kontinuität der Qualität in drei Kunstgattungen zu erzielen. Und mit „breitem, mittlerem Niveau kann man in unserer Zeit nicht überleben“, sagte er.

Im Laufe seiner Karriere hat Gramss mehr als zweihundert Inszenierungen gemacht. Ab Herbst 2006 leitete Eike Gramss eine Opernschul-Klasse am Mozarteum. Den profunden Theater-Handwerker erkannte man in den Inszenierungen hier, wo er mit einfachsten Mitteln zaubrische Wirkungen zu entfalten und den jungen Protagonisten je eigenes Charisma zu entlocken wusste. Seine Opern-Inszenierungen „prägten entscheidend das Bild der Universität Mozarteum in der Öffentlichkeit“ heißt es in einem Nachruf. „Trotz schwerer Erkrankungen war Eike Gramss bis Herbst 2013 als Universitätsprofessor und bis bis heuer als Lehrender am Mozarteum tätig.“

Bilder: dpk-krie (1); Universität Mozarteum / Christian Schneider (1)

 

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