„Unsere Feinde sind nicht die Muslime, sondern die Terroristen“
HINTERGRUND / MONAT DER VIELFALT
08/01/15 Einen Tag nach dem verheerenden Terror-Anschlag auf die Pariser Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ könnte man selbstzufrieden sagen: In Salzburg lebt man trotz ethnischer Buntheit ohnedies wie auf einer Insel der Seligen. Dass dieser Zustand anhält, dafür könnten Initiativen wie der „Monat der Vielfalt“ beitragen.
Mehr Demokratie, mehr Offenheit und mehr Menschlichkeit seien die einzige Antwort auf den Terrorakt in Paris, erklärte Sozial-Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer heute Donnerstag (8.1.) beim Pressegespräch zum Monat der Vielfalt in Salzburg. „Wir dürfen uns vom Hass nicht anstecken lassen“, betonte Hagenauer, „unsere Feinde sind nicht die Muslime, sondern die Terroristen“.
Für die Stadt Salzburg sei es ein großes Anliegen, nicht nur offen mit der Vielfalt in seiner Bevölkerung umzugehen, sondern das mögliche Potential der Vielfalt zu fördern, zu unterstützen und eine von Vielfalt geprägte Gesellschaft gemeinsam zu gestalten. In diesem Sinn organisiert das Beauftragten-Center der Stadt vom 7. Jänner bis 14. Februar 2015 mehr als zwanzig Veranstaltungen, bei denen Vielfalt in allen ihren Dimensionen erlebt werden kann. Es geht um Geschlecht, Alter, Behinderungen, ethnische Herkunft, Religion und Weltanschauung. Auch sexuelle Orientierung ist wieder ein Thema. „Wir wollen bewusstseinsbildende Maßnahmen unterstützen und laden dazu ein, sich mit dem Thema Vielfalt auseinander zu setzen“, betont Koordinatorin Eva Spießberger.
Einige Daten zu den Lebenswelten der vielfältigen Lebensformen in Salzburg: In der Landeshauptstadt hat ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger eine Zuwanderungsgeschichte. Die Menschen kommen aus rund 150 Ländern. In der Stadt Salzburg sind neben den zehn anerkannten Religionsgesellschaften drei weitere anerkannte Bekenntnisgemeinschaften (wie zum Beispiel Hinduismus) und darüber hinaus noch andere Religionsgemeinden vertreten.
52,8 Prozent der Bevölkerung sind weiblichen Geschlechts, ab 85 Jahren sind etwa Dreiviertel Frauen. Es gibt rund 8.800 Alleinerzieherinnen in der Stadt. Von den ca. 82.000 Haushalten in der Stadt Salzburg sind knapp 37.000 Ein-Personen-Haushalte. Rund 20 Prozent aller Salzburgerinnen und Salzburger leben mit einer Behinderung oder körperlichen Beeinträchtigung.
Das Angebot im „Monat der Vielfalt“ reicht von geführten Spaziergängen – Vielfalt der Religionen, kreative Frauen im Viertel, Stadtteil-Wissen – über das Kabarett „Derwisch erzählt“ und einen Workshop zum Thema „Dschihad: Heiliger Krieg?“ bis hin zur hochkarätig besetzten Diskussion „Vielfalt in Gefahr! Neue Formen des Rassismus“. Bei den Veranstaltungen diskutieren, analysieren und feiern alle Interessierten gemeinsam. Weiter gibt es ein Malbuch für Kinder mit Malvorlagen, die das Thema Behinderung auf sehr humorvolle, kindgerechte Art und Weise zeigen. Das Buch kann im Beauftragten-Center kostenlos bestellt werden und steht auch zum Download auf der Homepage. Eine Broschüre zu „Frauen im 1. Weltkrieg“ bietet all jenen Gelegenheit zur Information, die keinen Platz in einer der begehrten Führungen bekommen haben. (InfoZ)