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Einzigartig in Österreich

DOKUMENTATION / HECKENTHEATER

23/09/14 „Der Typus des barocken Heckentheaters im Garten des Schlosses Mirabell in Salzburg ist für Österreich einzigartig. Es gibt hierzulande keine vergleichbare Anlage und auch im Blick auf Europa stellt dieses Theater aufgrund seiner historischen Bauform eine Besonderheit dar“, schreibt Barbara Bacher in ihrer Expertise für die aktuelle Restaurierung.

Von Barbara Bacher

Errichtet wurde es zwischen 1704 und 1718, sein Erbauer ist nicht bekannt. Beeinflussungen durch die barocken Gestaltungen der Heckentheater im Pariser Tuileriegarten und im Großen Garten zu Dresden sind allerdings unverkennbar.

Der erste Stich des Salzburger Theaters stammt von Matthias Diesel aus den Jahren zwischen 1717 und 1723. Um 1730 entstand eine Serie von Stichen von Franz Anton Danreiter. Es folgten Pläne 1771 von Jakob Reinitzhuber und 1775 von Johan Schimoußek.

Besonderheit des Salzburger Heckentheaters ist sein historischer Grundriss aus den Plänen des 18. Jahrhunderts, der eine Dreiteilung aufweist. Der Schöpfer der Anlage entwickelte keinen Theaterraum in klassischer barocker Manier im Sinne einer Guckkastenbühne. Er führte zwischen Heckenbühne (mit zentralperspektivischer Wirkung) und Zuschauerraum (als Amphitheatertyp gebaut) ein Parterre ein. Möglicherweise wollte man mit dieser Anordnung „einen Saal für pastorale Feste anlegen, der neben einer mittleren Tanzfläche, um den ganzen Raum umlaufende Sitzgelegenheiten (...) auch eine Einrichtung für Komödien und Pastourellen enthielt. Denn ritterliche Spiele, Turniere, Redouten (Maskenspiele), Bälle, Ballett-, Oper- und Theateraufführungen, Konzerte, Karussells, Feuerwerke und Illuminationen waren unter der höfischen Gesellschaft sehr beliebt.

In Achse der Zentralperspektive war im barocken Theaterbau immer die Fürstenloge angeordnet. Von diesem Punkt aus konnte man das Theatergeschehen samt räumlicher Wirkung am besten verfolgen. An den Rändern der Theater gab es oft Sitzstufen, wie z.B. im Teatro Farnese in Parma. Im traditionellen barocken Theater wurde im zentralen Zuschauerraum nicht gesessen (hier gab es keine Bestuhlung), sondern hier gab es ein ständiges Kommen und Gehen des Publikums.

Es gibt nur wenige Beispiele von Heckentheater-Architektur, die dem dreiteiligen Prinzip folgten. In den Jahren 1664 bis 1665 zeichnete Le Notre einen Entwurf für den neuen Tuileriegarten in Paris, der zwischen Ende 1664 und etwa 1668 ausgeführt wurde. In diesem Zeitraum entstand auch ein Heckentheater, die einzige derartige Anlage in Frankreich.

Das Heckentheater entwickelte sich aus einem Grundriss, bei dem der Zuschauerraum aus zwei Teilen besteht: einem Parterre und einem Amphitheater. Das Parterre ist zu einem breitgelagerten Oval ausgerundet.

Auch das Heckentheater im Großen Garten zu Dresden, entstanden vor 1719, hatte ursprünglich einen dreigeteilten Grundriss. Es wird vermutet, dass Johann Friedrich Karcher (1650-1726), ausgebildeter Gärtner und Baumeister, die Anlage schuf. Er hatte 1714 Frankreich besucht und wohl auch das Heckentheater in den Tuilerien besichtigt. Der Grundriss des Dresdner Heckentheaters lässt dies vermuten. Im Jahr 1719 wurde das Heckentheater für die Hochzeitsfeierlichkeiten von Kurprinz Friedrich August mit der Erzherzogin Josepha Maria umgestaltet. Es ist heute in dieser Form nicht mehr erhalten.

Pläne des Heckentheaters in Mirabell, die eben einen dreigeteilten Grundriss zeigen, existieren aus dem 18. Jahrhundert. Auch aus dem 19. Jahrhunderts gibt es mehrere Pläne, in denen die ursprüngliche Grundrissform, wenngleich vereinfacht, erhalten ist (u.a. von Johseph Herz, Nikolaus Walsser, Katasterpläne und Stadtpläne).

Zwischen 1890 und 1917 dürfte es zu ersten gravierenden Änderungen gekommen sein. Aus dem Jahr 1917 existiert ein Katasterplan, in dem eine Grundstücksteilung zu erkennen ist, die durch den ehemaligen Amphitheaterbereich verläuft. Der aktuelle Vermessungsplan aus dem Jahr 2011 zeigt eine starke Vereinfachung des Theaterraums, Änderungen in den Heckenanlagen der Bühne und einen völlig veränderten Zuschauerbereich.

Die Frage, ob nun das Heckentheater tatsächlich in der aufwendigen Ausgestaltung aus dem 18. Jahrhundert existierte oder ob ein Künstler die Pläne des jeweils vorangegangenen kopierte ohne sie zu überprüfen, stand bei der Planung im Raum. Ein Hinweis aus dem Jahr 1746 scheint allerdings die Existenz des barocken Heckentheaters in der Erläuterung eines Details zu bestätigen: der Kleriker des Stiftes Kremsmünster in Oberösterreich, Heinrich Pichler, hatte in den Jahren 1745-1748 ein Tagebuch verfasst, das noch erhalten ist. In der Salzburger Zeitung wurden 1887, 1890 und 1891 Teile dieses „Diarium Salisburgense von allen merkhwürdigen Begebenheuten und unterschiedlicher Gebreuchen, so sich in der Statt Salzburg zuegetragen und in denen Schuellen ereignet haben in den Schuljahren 1745 bis 1748“ abgedruckt. Darin schreibt er 1746 über das Heckentheater „wo die spectatores sitzen, sein die Sitz alle von grienem Wasen (Grasplaggen) wie die Kanape gemacht.“

Dieser Hinweis deutet auf Sitzstufen im Zuschauerbereich, die als „Rasenbänke“ ausgeführt waren. Diese Rasenbänke sowie die gesamte Anordnung des Zuschauerraums ist im Heckentheater von Schloss Mirabell nicht mehr erhalten. Der Zuschauerraum dürfte im 19.Jahrhundert eingeschüttet worden sein, ein Orchestergraben wurde angelegt, die Sitzstufen entfernt und durch die neue Grenzziehung der Amphitheaterraum mit der „Fürstenloge“ abgebrochen. So ist der Theaterraum heute markant verändert, seine Proportionen verschoben, auch die Pflanzungen im Bühnenraum entsprechen nicht mehr der ursprünglichen Idee eines bespielbaren Raums.

Da nun die Hecken aufgrund starker Überalterung z.T. ausgefallen bzw. große Lücken entstanden sind und große Teile erneuert werden müssen, wäre eine Rückführung nach historischem Vorbild wünschenswert. So kann ein einzigartiger Theaterraum entstehen, in dem wieder Theater im Park stattfinden könnte. (InfoZ)

Bilder: dpk-krie (1); Stadt Salzburg (2)
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