Frauen predigen – Männer singen
LANGE NACHT DER KIRCHEN
23/05/14 Man sollte sich sputen, wenn man heute Freitag (23.5.) die Lange Nacht der Kirchen in Salzburg per Fiaker angehen möchte. Schließlich können auf einer Pferdefuhr nur zehn Leute mit. Größer ist die Chance, die gewünschten Veranstaltungen mit dem historischem Obus 123 aus dem Jahr 1957 anzusteuern.
Von Reinhard Kriechbaum
Den Fiakerpferden mag es, so sie aus einem ordentlichen amtskirchlichen Stall kommen, aus den Nüstern stauben, wenn sie den Programmpunkt „Frauen predigen – Männer singen“ registrieren. Mehrmals ziehen sie ihr Fuhrwerk nämlich zu solchen Events, die eine – wir denken wieder streng amtskirchlich – verkehrten Welt. Und uns wundert überhaupt nicht, dass man die Zählkarten für diese Fiakerfahrten beim Infostand der Taxhamer PGR-Initiative und der Salzburger Plattform „Wir sind Kirche“ beim Eingang des Domes bekommt...
Wie auch immer. Zum zehnten Mal findet heute Freitag (23.5.) in Österreich die „Lange Nacht der Kirchen“ statt, Salzburg ist zum achten Mal dabei. 3.200 Veranstaltungen gibt es österreichweit, 760 Kirchen haben nicht nur offen, sondern machen Programm. Ähnliche Initiativen zum gleichen Termin gibt es unterdessen auch in Südtirol, in Tschechien, in der Slowakei, in Ungarn und im fernen Estland.
Vom Infopoint („Offener Himmel“, Franziskanergasse) aus kann man ab 19 Uhr zu geführten Wanderungen „“Unser Salzburg. Unsere Kirchen“ aufbrechen – das ist zugleich Motto der Langen Nacht der Kirchen in Salzburg. Zwischen unterschiedlichen Themenführungen kann man wählen. Die Treppe auf den nördlichen Domturm ist traditionellerweise immer gut bevölkert an diesem Abend, ebenso jener der Christuskirche. Eine Wiener Pfarre bietet sogar einen Kirchturmlauf an. So sportlich geht es in Salzburg denn doch nicht zu. Nicht nach oben, sondern nach unten geht es hingegen für jene Wagemutigen, die sich zu der Gelegenheit im niederösterreichischen Maria Taferl vom Dach der Wallfahrtsbasilika abseilen.
Auch nicht schlecht: der Blick von der Terrasse des Kapuzinerklosters auf die Altstadt. Im Vorjahr haben österreichweit rund 330.000 Menschen die Kirchennacht besucht. Der Abend sei Gelegenheit für eine Entdeckungsreise, um "über den Rand der eigenen Kirche und Konfession hinauszublicken und Kirchen und Menschen zu begegnen, die Ihnen bisher nicht so vertraut, vielleicht sogar etwas fremd waren", lädt der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, der methodistische Superintendent Lothar Pöll, im Pogrammheft zur Teilnahme ein.
16 Konfessionen machen an dem Abend gemeinsame Sache.
Klaviermusik in den Katakomben, Bibers Rosenkranz-Sonaten im Stift Nonnberg, eine „Adoratio Mystica“ mit der Virgilschola in der Franziskanerkirche – die Musik-Tafel ist fast überall überreich gedeckt anlässlich der „Langen Nacht der Kirchen“. Auch die Kunstgeschichte kommt nicht zu kurz. Vielleicht ein Insider-Tipp: Die Führung „Paul Troger und seine Werke in der Kajetanerkirche“ weist aufs frühe Schaffen des österreichischen Barockmeisters. Friedhof und Kolumbarien in Mülln stehen auch heuer offen.
Eine Reihe von Kirchen in den Bezirksstätten und im Land beteiligt sich ebenfalls an dem Aktionstag, der natürlich hinter all dem Event-Charakter auch sensibilisieren soll für die Kernbotschaft. A propos: Wo predigen nun die Frauen und singen die Männer? Im Markussaal in der Gstättengasse. Die singenden Männer sind das Ensemble „Hohes C“ unter Motitz Guttmann, es predigen Angelika Gassner, Margarita Paulus und Anna Steinpatz (letztere beide in der YoKo-Kapelle im gleichen Haus).
Lange Nacht der Kirchen, heute Freitag (23.5.) ab 18 Uhr - www.langenachtderkirchen.at
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