Ziemlich „Wyld“ soll es zugehen
HINTERGRUND / 5020 FESTIVAL
13/06/22 Sage keiner, dass man nicht ganz nah am Zeitgeist ist am Eröffnungstag des 5020 Festival am 1. Juli: Da werden nicht nur „im Herzen der Stadt Salzburg“ (wir zitieren das InfoZ) Open-Air Gigs mit verschiedenen DJs stattfinden. Im ehemaligen Barockmuseum wird eine Installation von dem Maler Leon Löwentraut eröffnet.
Von Reinhard Kriechbaum
Dieser Leon Löwentraut ist einer, der die (Zeit-)Geister scheidet. Am Anfang seiner Karriere stand 2015 ein Auftritt in der Fernsehsendung TV total auf, in der er mit Moderator Stefan Raab gemeinsam ein Action-Painting-Bild malte. Von da ab ging's steil bergauf mit ihm, wenn auch das ernsthafte Feuilleton verschnupt die Nase rümpfte. Er werde „von einer geld- und publicityvernarrten Kunst- und Medienszene ein bisschen früh zum neuen Picasso hochgejubelt“, konnte man in der Süddeutschen Zeitung über den 24jährigen lesen. Immerhin: ein neuer Beinahe-Picasso, und das in einem neuen Salzburger Jugend-Festival!
Es soll wyld (so das Motto, damit's ja alle verstehen) an den fünf Juli-Wochenenden zugehen. Ein „niederschwelliges, kostengünstiges, dezentrales und vielfältiges Kulturangebot im Juli für Jugendliche (ab 16 Jahre) in der Stadt“ soll es werden, mit Live-Konzerten, mobilen DJ Sessions in den Stadtteilen, Poetry Slams, Diskussionsrunden, Clubbings, Vernissagen, Tontechnik Workshops, Tanz, Graffiti Showcases, Tontechnikkurse für Mädchen, ein Queer Film Festival und dergleichen. Selbst die Re:Unite-Parade soll hier veranstaltungstechnisch einen Platz bekommen.
5020 steht also nicht nur für eine (fade) Postleitzahl, sondern für „50 Acts in 20 Locations“. Ein paar Namen von Auftretenden: Klangkarussell, Mynth, Eli Preiss, Demuja, Anti-Flag, Dorfmeister, Heinz Tronigger, Shantel & Bucovina Club Orkestar, Nada Surf, Fritzi Ernst. Die Locations reichen vom Zwergerlgarten-Pavillon, dem Heckentheater, der ARGEkultur, dem Stadtwerk Lehen, dem Literaturhaus, dem Markus-Saal, dem Jazzit, dem MARK und dem der Eisarena im Volksgarten bis zum Skaterpark „the Cage“ und dem Waldbad Anif. „Hochkultur braucht Subkultur und umgekehrt“, befindet Philipp Spängler. „Die meisten Veranstaltungen werden kostenlos sein.”
Hinter dem veranstaltenden Verein „Fifty-Twenty zur Förderung der Salzburger Jugendkultur“ stehen Markus Rauchmann (Take The A-Train), Marcus Rieder (Künstler und Marketingexperte), Dominik Schönauer (Veranstalter und DJ von der Salzburg Club Commission) sowie der Bankier Carl Philipp Spängler. „Vier Experten und Insider der Salzburger Jugendszene“, hieß es in einem Pressegespräch heute Montag (13.6.). Dominik Schönauer, im Verein zuständig für einen professionellen Zugang zur Jugendarbeit: „Dieses Angebot soll zum einen Nutzungskonflikte verhindern und zum anderen neue Räume zur Entfaltung erschließen. Dazu waren wir auch im Austausch mit zahlreichen Jugend- und Sozialeinrichtungen.“
„Das Bedürfnis der Jugend nach Freiräumen und zusätzlichen kulturellen Angeboten ist groß und spürbar“, sagt Vizebürgermeister Bernhard Auinger und verweist aufs Kulturleitbild. Demnach wolle man „Kultur noch stärker in die Stadtteile zu bringen und etablierte Kultureinrichtungen für die Jugend öffnen.Man könne auch sagen: Jetzt tut sich wieder was in dieser Stadt.“ Sozialstadträtin Anja Hagenauer: „Salzburg muss mehr Raum für junge Menschen bieten! Im übertragen Sinn, mit mehr Inklusion und Teilhabe für junge Menschen am Leben in der Stadt, aber auch im ganz konkreten Sinn, indem wir Orte schaffen, wo man sich entfalten kann. Mit diesem Festival wollen wir unseren Teil dazu beitragen, dass diese Räume in der Stadt entstehen!“
Das 5020 Festival wuchs aus Ideen verschiedener Initiativen und Organisationen, die sich Gedanken machten über nötige sommerliche Impulse nach zweieinhalb Corona-Jahren. Kulturreferent Bernhard Auinger holte die Leute an den runden Tisch. Aus einem gemeinsamen Workshop entstand Anfang dieses Jahres der Verein „Fifty-Twenty zur Förderung der Salzburger Jugendkultur“.
Die Finanzierung des 5020 Festivals erfolgt auf der einen Seite durch eine Subvention der Stadt Salzburg aus dem Kulturbereich (80.000 Euro) und zum anderen durch Sponsoring (Salzburg AG, Lidl Österreich, NTT Austria, Stiegl, Progress und andere) und Ticketverkäufe.
Was ein g'scheites disloziertes Festival ist, braucht auch ein „Headquarter“, also eine Anlaufstelle. In der ehemaligen Kerzenmacherei Nagy hat der Verein SUPER den geeigneten Platz gefunden. Hier werden bis zum Dezember rund 2.000 Quadratmeter an temporärer Stadtkultur bespielt und finden lokale Künstler, Kreative und das Team rund um das 5020 Festival ihre künstlerische „Homebase“.